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Dax bald bei 20.000 Punkten? So stehen die Chancen und Risiken


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Deutsche Börse auf Rekordkurs
Dax bei 20.000 – ist das nicht völlig verrückt?

MeinungEin Gastbeitrag von Daniel Saurenz

Aktualisiert am 30.05.2024Lesedauer: 3 Min.
Dax und BulleVergrößern des Bildes
Dax und Bulle (KI-Symbolbild): Möglicherweise erklimmt der Dax in diesem Jahr die 20.000-Punkte-Marke.
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Wer in der Geldanlage Aktien links liegen lässt, guckt seit Jahren sprichwörtlich in die Röhre. Denn der Dax läuft und läuft. Ist das noch normal?

20.000 Punkte im Dax – diese Marke klingt verlockend und gleichzeitig verrückt. Aktuell steht er bei 18.766 Punkten. Erinnern wir uns: Im Jahr 2022 kippte der Dax im ersten Verlauf des Ukraine-Kriegs unter die Marke von 12.000 Zählern, und viele Pessimisten sahen schon 10.000 Punkte als logisches Kursziel an. "Dabei sah man am Aktienmarkt im Herbst 2022 einen typischen Ausverkauf", findet Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets.

In der Tat sah man stimmungsseitig damals Resignation und Pessimismus und hohe erwartete Volatilitäten, sprich Schwankungen. "Im dritten Quartal 2022 startete ein neuer Bullenmarkt, wie die Börsianer sagen. Bullenmärkte werden im Pessimismus geboren, wachsen bei Skepsis, reifen im Optimismus und sterben in Euphorie", zitiert Stefan Riße von Acatis eine alte Börsenweisheit. Doch gibt es knapp zwei Jahre später eigentlich schon Euphorie?

Globale Aktienmärkte im Aufschwung

Die Bilanz der weltweiten Aktienmärkte kann sich nach den ersten fünf Monaten 2024 auf jeden Fall sehen lassen. So kletterten die stärker beachteten Indizes im Durchschnitt um gut acht Prozent und haben damit bereits die Performance eines normalen Börsenjahres erreicht.

Der international vergleichbare Dax-Kursindex rückte um rund neun Prozent vor und liegt somit bereits recht deutlich hinter dem Euro Stoxx 50, der um gut zwölf Prozent zulegte. Die reine Performance der deutschen Blue Chips war also gut, im Vergleich zu anderen europäischen Börsenplätzen hinkt der Dax aber eher hinterher.

Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen.
Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen. (Quelle: Goldlicht Fotografie)

Zur Person

Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.

Alle Gastbeiträge von Daniel Saurenz lesen Sie hier.

Deutsche Blue Chips mit durchwachsenen Bilanzen

Die jüngst abgeschlossene Berichtssaison bestätigt dieses Bild aus fundamentaler Sicht. Nur 16 der 40 Mitglieder konnten ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steigern, wie eine Auswertung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young zeigt. Anziehende Gesamtumsätze wurden nur auf dem europäischen Absatzmarkt erzielt, in Nordamerika und vor allem in Asien gingen die Erlöse dagegen deutlich zurück. Doch nicht nur bei den Umsätzen zeigt sich ein gemischtes Bild, auch die Gewinne waren bei vielen Dax-Unternehmen rückläufig.

"Nur die Hälfte erzielte unter dem Strich auch Zuwächse, insgesamt sank der operative Gewinn um 1,9 Prozent. Vor allem in der Automobilbranche und bei den Industrieunternehmen war das Umfeld schwieriger, während die Geschäfte in der Finanzbranche weiter florierten", sagt Experte Walter von RoboMarkets. Dennoch blicken offenbar viele Unternehmen zuversichtlich in die Zukunft: Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stiegen bei ihnen im ersten Quartal um fünf Prozent auf 17 Milliarden Euro.

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Europa holt auf

Konjunkturell scheint Europa die Talsohle durchschritten zu haben, und auch der Sprung des Kupferpreises kann als Signal gewertet werden, dass sich der wichtige Absatzmarkt China erholt. Der Euro signalisiert zudem eine Stabilisierung, und das trotz massiv abnehmender Zinssenkungsfantasien in den USA.

Das von den Analysten für 2024 erwartete Gewinnwachstum für den Dax wurde im vergangenen Quartal allerdings nur leicht von 0 auf 1 Prozent nach oben revidiert. Hier besteht durchaus positives Überraschungspotenzial, sofern sich die konjunkturelle Erholung im Euroraum und in Asien fortsetzt.

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Dax erreicht Durchschnittsbewertung

Ehe man das hohe Kurslevel bei fast 20.000 Zählern im Dax aber als normal abtut, muss noch auf den vorweggenommenen Anstieg der Kurse hingewiesen werden. Denn noch stärker als die Gewinnschätzungen sind die Kurse und somit die Bewertung gestiegen: Laut Daten der Börse München legte das KGV im abgelaufenen Quartal auf Basis der 12-Monats-Gewinnschätzungen von 11,7 auf 12,5 zu. Damit kostet der Dax so viel wie im Zehnjahresdurchschnitt.

Billig ist der Dax damit nicht mehr, jedoch im Vergleich zu den US-Börsen und vor allem dem Nasdaq weniger überhitzt. Verrückt sind Aktienkäufer gegenwärtig also keinesfalls. Wer einen mittel- und langfristigen Horizont hat, kann schwache Tage oder Monate weiterhin für Käufe nutzen. Bewertungsseitig sind die zweite und dritte Reihe übrigens noch deutlich zurückgeblieben und auch die Kurse längst nicht so stark eskaliert.

In der Breite kann man diese vernachlässigte Gruppe mit einem Indexpapier von Vontobel abbilden. Germany Small and MidCap Growth Index heißt das Produkt und trägt die WKN VM0RCF. In die Euphorie kommt man dort nicht hinein. Denn MDax und SDax sind von ihren Rekordhochs noch weit entfernt.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
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