Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Glaubensfrage Tesla fährt gegen die Wand
Tesla hat bisher alle Kritiker eines Besseren belehrt. Der Kursanstieg war nicht aufzuhalten. Aber was nicht endlos steigen kann, wird fallen. Ist es jetzt so weit?
Bei Glaubensfragen am Finanzmarkt kommt die Aktie von Tesla direkt hinter Gold oder Bitcoin. Die einen glauben, Tesla müsse irgendwann der wertvollste Konzern der Welt sein, die anderen sprechen von ruinösem Wettbewerb und einem Irren an der Konzernspitze. Wer hat recht?
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Der Managementstil von Elon Musk ist – ähnlich wie der Regierungsstil von Donald Trump – gewöhnungsbedürftig. Tatsache ist aber, dass der Tesla-Chef das Elektroauto auf die Überholspur gebracht und damit salonfähig gemacht hat. Ohne den Innovationsschub des amerikanischen Pioniers wäre die Entwicklung wohl deutlich langsamer verlaufen. Als First Mover feiert man am Anfang meist große Erfolge, der Börsenwert von 550 Mrd. Euro zeigt dies deutlich.
Zur Person
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.
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Doch in der Wirtschaft ist es meist nur eine Frage der Zeit, bis der Jäger zum Gejagten wird. Tesla hat mit dem Model 3 und dem Model Y nur zwei Fahrzeuge im Schaufenster, die anderen Autos spielen in der Gesamtbilanz keine Rolle. Zuletzt schnitt das Model 3 bei einer TÜV-Statistik verheerend ab, ein hoher zweistelliger Prozentsatz der Fahrzeuge wurde beim ersten Test abgelehnt.
Der Cybertruck war zumindest bisher nur ein Mediencoup, wie reibungslos die Serienproduktion ablaufen wird, steht in den Sternen. Zeit, die Tesla nicht unbedingt hat.
Es wird ungemütlicher
Die Konkurrenz holt auf und lernt schnell. Der von Tesla selbst angezettelte Preiskampf spiegelt sich auch in den jetzt veröffentlichten Zahlen wider. "Die Bruttomarge schrumpfte weiter auf 17,6 Prozent, bei der operativen Marge mussten die Aktionäre eine Halbierung auf gut acht Prozent schlucken", rechnet Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets vor.
Von solchen Kennziffern träumen andere Hersteller, doch für die Börse ist entscheidend, dass der Trend nach unten zeigt. Im historischen Vergleich erscheint die Aktie mit einem 2024er-KGV von knapp 60 zwar eher günstig, nachdem noch 2021 ein Faktor von weit über 100 aufgerufen wurde. Von branchenüblichen Relationen, die zum Teil im mittleren einstelligen Bereich liegen, ist man jedoch weit entfernt.
"Der aktuelle Aufschlag ist nur dann angebracht, wenn Tesla mehr als ein Elektroautohersteller ist oder zumindest besondere Features bietet", findet Franz-Georg Wenner von IndexRadar. Die Hoffnungen ruhen deshalb auf "Dojo": Mit dem neuen Supercomputer will Musk das Thema künstliche Intelligenz (KI) auf eine neue Stufe heben.
Die Vision: Eine Technologie zu entwickeln, mit der Level 4 beim vollautomatisierten Fahren möglich wird und Robo-Taxis zum Einsatz kommen können. Beim sogenannten Level-4-Fahren muss sich der Mensch nicht mehr zum Eingreifen bereithalten – das Fahrzeug agiert komplett autonom.
Die Deutschen holen auf
Auch die deutschen Hersteller mit Mercedes-Benz und BMW haben zuletzt Fortschritte beim autonomen Fahren gemacht. Bei der Produktpalette sind die Münchner mit 18 neuen elektrischen Modellen in diesem Jahr klar auf Angriffskurs. Es wird aber wohl noch bis 2025 dauern, bis die neue Klasse, gemessen an der Marge, an die Verbrennungsmotoren heranreicht. Im dritten Quartal lag sie im Kerngeschäft bei knapp zehn Prozent.
Mercedes-Benz fährt eine etwas andere Strategie als BMW: Das Modellportfolio wurde ausgedünnt, der Fokus liegt noch stärker auf dem margenstarken Luxussegment. "Damit entziehen sich die Schwaben zumindest vorerst dem zunehmenden Preisdruck unter den Massenherstellern", so Experte Molnar. Bislang scheint die Strategie aufzugehen, sowohl bei der Ebit-Marge als auch beim Absatzwachstum im E-Auto-Segment liegt Mercedes-Benz leicht vor BMW.
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Luxus gegen Luxus
Noch mehr trifft der Begriff Luxusauto auf Porsche zu. 2023 liefen die Geschäfte eigentlich gut, nur nicht auf dem wichtigsten Markt in China, wo der Absatz um 15 Prozent zurückging. Auch bei der Volkswagen-Tochter hat man ehrgeizige Ziele, will bis 2025 gut 40 Prozent der Autos mit Elektro- und Hybridantrieb ausliefern. Auf der Consumer Electronics Messe CES in Las Vegas verkündete Mutterkonzern VW stolz die Integration des Chatbots ChatGPT in seine Fahrzeuge.
Die Konkurrenz aus China wird darüber nur müde lächeln, denn es fehlt das Gesamtpaket. Alles muss aufeinander abgestimmt sein, wie die Zahnräder eines Getriebes. Die "Over-the-Air"-Lösung für Updates funktioniert bei Tesla und den Chinesen problemlos, weil das Auto um die Software herum gebaut wurde.
Gerade chinesische Kunden legen großen Wert auf Infotainment, Vernetzung und digitale Assistenten. So ist es nicht verwunderlich, dass bei den chinesischen Herstellern teilweise bis zu 50 Prozent der Beschäftigten im Bereich Software arbeiten, während es bei den deutschen Anbietern weniger als zehn Prozent sind.
Dass die Fantasie bei Tesla gerade wegen der Technologie noch sehr groß ist und die Fangemeinde die Gruppe der Skeptiker deutlich übertrifft, verdeutlicht trotz des jüngsten Kurseinbruchs die Marktkapitalisierung. Tesla bringt 535 Milliarden Euro auf die Waage. Das ist nicht weniger als das fünffache von BMW und Mercedes – zusammen.
Wer in die momentane Schwäche hinein zu Wertpapieren von E-Autobauern greifen will, hat mit dem Themenzertifikat von Morgan Stanley mit der WKN DA0AAU ein gutes Paket zur Auswahl. Denn angesichts eines Marktwertverlusts von mehr als 300 Milliarden Euro in den vergangenen Monaten ist der Top-Titel im Themenpapier, Tesla, zwar gegen die Wand gefahren – irgendwie hat man aber trotzdem noch einen sehr guten Airbag.
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- Eigene Recherche