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Zinsen steigen: Vorsicht trotz Aufwärts-Trend – Bleiben Sparer bei null?


Meinung
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Steigende Zinsen
Freuen Sie sich nicht zu früh

MeinungEin Gastbeitrag von Daniel Saurenz

Aktualisiert am 18.06.2023Lesedauer: 4 Min.
Die Europäischen Zentralbank (EZB) ringt mit Zinserhöhungen um einen stabilen Euro.Vergrößern des Bildes
Die Europäischen Zentralbank (EZB) ringt mit Zinserhöhungen um einen stabilen Euro. (Quelle: Boris Roessler/dpa)
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Die Notenbanken ziehen die Zinsen merklich nach oben: Die Europäische Zentralbank ist bei vier Prozent angekommen. Viele Sparer aber bleiben bei null.

Ein großes Verbraucherportal hat sich im Juni angesehen, wie viele Zinsen Kunden von Volksbanken und Sparkassen momentan erwarten dürfen. Das Ergebnis ist so frech wie ernüchternd: Nicht einmal ein halbes Prozent Zinsen erhalten die Kunden auf ihre Girokonten, mitunter liegen die Zinsen sogar bei null.

Dies alles passiert in Zeiten, in denen die EZB die Zinsen rasant anhebt. In Nullzinsphasen durften die Kunden noch kräftig Gebühren zahlen, um ihr Geld zu parken. Jetzt, da wieder Zins möglich ist und angebracht wäre, arbeiten die Institute mit der sogenannten Zinsmarge. Nun könnte man auf die Idee kommen, dass man dem wehrlos gegenüber steht. Dem ist aber nicht so.

Um es klar zu sagen: Auf dem Girokonto hat nur der absolute Notgroschen etwas zu suchen. Parken Sie dort bei fünf Prozent Inflation 50.000 Euro für ein Jahr, könnten Sie genauso gut direkt 2.500 Euro in den Briefkasten Ihrer Sparkasse oder Volksbank werfen. So hoch ist nämlich Ihre Geldvernichtung.

Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen.
Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen. (Quelle: Goldlicht Fotografie)

Zur Person

Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.

Alle Gastbeiträge von Daniel Saurenz lesen Sie hier.

Währenddessen liefert der Aktienmarkt ein hervorragendes Jahr. Außerdem werfen Aktien jährlich im Schnitt sieben Prozent Rendite ab. Mit den passenden Zertifikaten lässt sich das Risiko sogar minimieren, ohne dass Sie Rendite einbüßen. Wie sinnvoll diese sein können, zeigte zuletzt die Studie zu Discountzertifikaten am Aktienmarkt. Fünf bis sieben Prozent Rendite sind da Jahr für Jahr ziemlich stressfrei drin. Lesen Sie hier, wie Discountzertifikate funktionieren.

Was aber ist überhaupt los am Zinsmarkt?

Die US-Notenbank hat mit ihrem Zinspfad zuletzt ganz schön Gas gegeben. Der Zins könnte schon bald oberhalb der Inflationsrate liegen. Die Frage ist nun – schießt das den Aktienmarkt ab? Wann wird der Aktienmarkt per se unattraktiver, weil am Bondmarkt mehr zu holen ist, speziell für institutionelle Investoren? Dazu muss man wissen, dass die Inflation im Grunde seit Ewigkeiten oberhalb des Kapitalmarktzinses lag. Mit Bonds konnte man die Inflation also nicht wirklich ausgleichen.

Zinsen klettern immer weiter

Das könnte sich bei weiter sinkenden Inflationsraten bald ändern. Denn "auf ihrer Juni-Sitzung ließ die Fed die Zinssätze und die Bilanzpolitik unverändert, signalisierte aber, dass weitere Zinserhöhungen erforderlich sein könnten", bemerken die Vermögensverwalter von Pimco. "Die Zinsprognosen für 2023 wurden angehoben, sodass der Medianwert jetzt um 50 Basispunkte auf 5,6 Prozent gestiegen ist. Das ist schon ein kräftiger Schluck aus der Pulle und liegt eben nicht mehr weit unterhalb der aktuellen Inflationsrate", so Jürgen Molnar als Analyst vom Broker RoboMarkets.

Dass es noch weiter aufwärtsgehen könnte mit den Zinsen in den USA, sieht auch Dennis Austinat vom Asset-Manager Trive: "Eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer geht von einer weiteren Straffung um 50 Basispunkte in diesem Jahr aus. Damit schätzt die US-Notenbank ganz offensichtlich die Risiken einer zu mauen Inflationsbekämpfung höher ein als das Risiko einer zu starken Anhebung."

Was den EZB-Kurs riskant macht

Das mag so sein, es birgt aber kräftige Risiken. Das erste liegt beim Aktienmarkt. Denn bei derart attraktiver Zinsalternative könnten irgendwann doch große Adressen einen Wechsel von Aktien in Anleihen bevorzugen. Das könnte die Rally jäh ausbremsen, die den S&P 500 jüngst über 4.400 Punkte führte und ihm bisher ein brillantes Aktienjahr beschert. Für den Nasdaq gilt das umso mehr.

Hinzu kommt, dass am Anleihemarkt zeitweise eine Rezession eigentlich fest eingepreist war. Das ändert sich gerade, jedoch ist das Risiko angesichts der Zinsdynamik weiter greifbar. Ob die Übung der US-Notenbank FED gelingt, ist also eine große Unbekannte. Denn steigende Zinsen bremsen den Konsum und erschweren die Refinanzierungsbedingungen für die Unternehmen – diesen Wirkungszusammenhang lernt jeder im Fach Volkswirtschaft. Theorie und Praxis weichen aber nicht selten zumindest für eine gewisse Zeit voneinander ab.

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Foto Benjamin FeingoldAusgewählt von unserem Börsenexperten Benjamin Feingold
Für wen geeignet?Mittel- bis Langfristanleger
In welcher Marktsituation geeignet? Steigende oder seitwärtslaufende Nasdaq-Notierungen
Risikoklasse: Mittel
Laufende Gebühren: Keine
Für wen geeignet?Kurz- bis Mittelfristanleger
In welcher Marktsituation geeignet? Fallende Notierungen im DAX
Risikoklasse: moderat, wenn zur Absicherung eingesetzt
Laufende Gebühren: Keine

Und noch etwas kommt jetzt hinzu: Anleger drehen vor Freude fast durch. "Volatilitäten wie gegenwärtig, sprich Angstprämien, haben wir so niedrig im Prinzip seit 2019 nicht mehr gesehen und sie sind auch im 20-Jahresvergleich extrem niedrig", so Analyst Molnar. "Der Fear-and-Greed-Index in den USA hat zuletzt mit 82 Punkten den höchsten Stand der letzten Jahre erreicht", ergänzt Experte Austinat. Keiner verlangt großartige Risikoprämien – das ist ein Schlaraffenland für all jene, die antizyklisch ihr Portfolio absichern wollen.

Zuletzt mal ein Vergleich: Ein Dax-Put mit einer Laufzeit bis März 2024 und einer Basis bei 16.000 Punkten kostet aktuell wie bei der Wertpapierkennnummer MB5AYX 6,30 Euro. Bei einer Volatilität von 30 Punkten, wie wir sie beispielsweise im Herbst 2022 hatten, würde ein solches Papier gut 13 Euro kosten – das Doppelte. Daran sieht man, wie billig die Versicherung von Dax-Aktien geworden ist.

Wer darüber hinaus ein normales Investmentprodukt erwerben möchte, hat mit großen US-Technologieaktien über Bonuspapiere spannende Möglichkeiten. Oben angesprochene sieben bis acht Prozent sind schon über ein Papier wie die Wertpapierkennnummer KH63N5 drin. Das Spannende obendrein – dieses Bonuspapier verfügt über 35 Prozent Puffer. So weit könnte der Nasdaq fallen und die acht Prozent gäbe es dennoch.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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