Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Preisexplosion Darum ist Gold momentan extrem überteuert
Gold hat einen enormen Höhenflug hingelegt. Als Wertanlage in Krisenzeiten ist das Edelmetall bei den Anlegern beliebt. Dabei ist der Preis jetzt viel zu hoch.
Die Bankenkrise in den USA hat im ersten Quartal die Notierungen von Gold und Bitcoin nach oben schießen lassen. Folglich erfährt Gold auch medial wieder große Beachtung, nachdem es monatelang wenig darüber zu berichten gab. Lassen Sie aber lieber die Finger davon.
Am Finanzmarkt ist es immer das Gleiche: Läuft ein Basiswert oder eine Anlageklasse nicht gut oder legt einmal eine Pause ein, will kaum jemand etwas darüber schreiben und noch weniger davon kaufen. Legen Notierungen merklich zu, kommen nachfolgend und prozyklisch die Schulterklopfer und Kaufempfehlungen.
Meta, Netflix, Shop Apotheke oder SMA Solar sind nur vier Beispiele auf der Aktienseite in den vergangenen zwölf Monaten. Bei Bitcoin war es ähnlich, da 2022 ein recht maues Jahr gewesen ist. Mit dem Aufschwung 2023 stiegen die Google-Anfragen und die Berichte.
Zur Person
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.
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Jetzt ist es also bei Gold so weit. Bei einem Wert von 1.700 Dollar und damit mehr als 300 Dollar weniger als gegenwärtig war das Edelmetall kaum jemandem eine Zeile wert. Jetzt liest man überall vom Sprung über 2.000 Dollar. Zeit zu gehen. Denn lange erwartete man keine steigenden Preise für Gold – die Notierung derart überhitzt und gleichzeitig so viel Positives eingepreist. Was natürlich Gründe hat.
Lage hatte sich geändert
"Die Ausgangslage hat sich in den vergangenen Wochen dramatisch verändert", sagt Dennis Austinat, Deutschland-Chef von Trive, einer internationalen Multi-Asset-Plattform. "Zwar haben sich die Spannungen im Bankensektor zuletzt wieder etwas beruhigt. Die Kurse kommen aber nicht so richtig auf die Beine, zu groß ist die Sorge vor weiteren Hiobsmeldungen."
Nicht nur in den USA war Gold daher ein Ventil für die Ängste der Anleger. "Mit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank sind die weltweiten Gold-ETF-Bestände auf gut 93 Millionen Unzen gestiegen, liegen aber noch immer deutlich unter dem Rekordstand von 111 Millionen Unzen im Oktober 2020", sagt Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Rekordhoch in Sichtweite
Nun fehlen der Feinunze nur noch gut zwei Prozent bis zur Bestmarke aus dem Jahr 2020 bei knapp 2.070 Dollar. Ein Allzeithoch zum Quartalsende lag Ende März bereits vor, der Rest soll nach Ansicht mancher Optimisten nur noch Formsache sein. Der jüngste Sprung war dabei durchaus berechtigt. Denn der Goldpreis wird von drei Faktoren bestimmt, die derzeit alle für das älteste Wertaufbewahrungsmittel der Menschheit sprechen.
So sind im März die Anleiherenditen eingebrochen. Die Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihen lag zuletzt bei rund 3,8 Prozent, gegenüber 5,1 Prozent auf dem Höchststand Anfang des vergangenen Monats. Niedrigere Anleiherenditen bedeuten weniger Konkurrenz für Gold, das keine Erträge abwirft.
Umfeld für Gold bleibt attraktiv
Die Bewegungen spiegeln die wachsende Erwartung eines bevorstehenden Endes der Zinserhöhungen der Federal Reserve und die Besorgnis über eine Rezession in den USA wider. Diese könnte angesichts der Turbulenzen im Bankensektor vielleicht schon in diesem Jahr eintreten. Dann könnte auch die Inflation sinken.
"Ein zentraler Treiber der US-Teuerung und somit wesentlicher Grund für den nur schwachen Rückgang der Kerninflation bleibt die hoch gewichtete Mietpreisentwicklung. Inzwischen zeigen aber zahlreiche Indikatoren am amerikanischen Immobilienmarkt, dass die Mietpreise in den kommenden Monaten sinken dürften", erläutert Funda Sertkaya, Rohstoffexpertin und Geschäftsführerin beim Edelmetallhändler Ophirum.
Goldminenbetreiber profitieren
Sicherheitssuchende Anleger haben daher ihr Engagement in Gold erhöht. "Mit der sich abzeichnenden geldpolitischen Wende in den USA verlor zugleich der Dollar an Attraktivität", so Analyst Molnar von RoboMarkets. Eine Unze Gold ist mehr Dollar wert, wenn der Wert des Dollars sinkt.
Gold hat somit einen Dreifachtreffer gelandet. Sehr zur Freude der Goldminenbetreiber, deren Margen wieder steigen. Das liegt daran, dass sich Veränderungen des Goldpreises unverhältnismäßig stark auf die Gewinne der Minengesellschaften auswirken.
Aber: Neben all diesen Begründungen gibt es auf der kurzen Sicht eine ganz simple Börsenweisheit. Alle verfügbaren Informationen und Erwartungen sind im Kurs eingearbeitet. Somit erklärt sich die positive Erwartung für Gold damit, dass von der US-Notenbank über die Zinsentwicklung bis zur Bankenkrise alles für das Edelmetall läuft. Ändert sich das an einer der drei Stellen, knickt das Optimalszenario für Gold ein.
Dies ist kein gutes Chance-Risiko-Verhältnis. Anleger sollten Gold beimischen und im Depot durchaus mit zwei bis fünf Prozent halten. Mit dem Kauf sollten Sie aber warten, bis sich die Stimmungslage abgekühlt hat. Aktuell ist der Preis zu heiß.
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