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Börse: Warum Sparer nicht auf Experten hören sollten


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Falsche Prognosen
Hören Sie nicht auf Experten!

MeinungEin Gastbeitrag von Daniel Saurenz

09.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Mal geht es runter, dann wieder rauf: Wenn Börsenanalysten mit ihren Prognosen richtig liegen, ist das mehr Zufall ist echte Expertise.Vergrößern des Bildes
Mal geht es runter, dann wieder rauf: Wenn Börsenanalysten mit ihren Prognosen richtig liegen, ist das mehr Zufall ist echte Expertise. (Quelle: Boris Roessler/dpa-tmn)

Ob Corona-Entwicklung, Ölpreisprognosen oder Aktienmarkt – ständig wissen Analysten, wo es genau hingeht. Vertrauen Sie lieber dem einzig wahren Experten.

Erinnern Sie sich noch, als Öl vor gut zwei Jahren kurzfristig am Terminmarkt unter null Dollar zu haben war, sprich negativ notierte? Damals waren sich die Experten am Kapitalmarkt nahezu einig, dass Öl jahrelang einen schwierigen Pfad vor sich haben würde, mancher sprach sogar davon, dass Öl längerfristig quasi kostenfrei zu haben wäre.

Oder erinnern Sie sich an die Ölpreisparty 2008, als das schwarze Gold zeitweise Richtung 150 Dollar unterwegs war? Die Investmentbank Goldman Sachs machte damals mit einem Analysten von sich reden, der 250 Dollar als Ziel begründete. Kurze Zeit später fand sich der Ölpreis bei 40 Dollar wieder.

Warum Experten oft falsch liegen

Im breiten Prognosespektrum konnte man dies seit 2020 auch bei Corona erleben. Da wurden Verläufe skizziert, die im Nachhinein mal eintraten oder mal nicht eintraten, es war mehr Zufall denn valide Prognostik. Der Irrglaube bei jenen Vorhersagen liegt darin, dass viele Menschen Prognosen als eine Art Fahrplan ansehen, der eintreten sollte.

Dabei sind Prognosen nichts anderes als meist von einer Einzelperson geäußerte Meinungen, die viele Einflussgrößen nicht berücksichtigen. Je schlimmer oder extremer die Prognose ist, desto eher wird sie aber zitiert. Am Aktienmarkt ist dies ähnlich. Je tiefer die Kurse fallen, umso mehr liest man von sogenannten Crash-Propheten, die noch Übleres vorhersagen.

20.000 Euro Gewinn verschenkt

Im März 2020 häuften sich die Horrorvorhersagen dieser Propheten, als der Dax unter 9.000 Punkte sank. Bis auf 5.000 oder 6.000 Zähler sollte es dann abwärts gehen. Als Fakt blieb, dass der Aktienmarkt ein halbes Jahr später bei 12.000 Zählern notierte, nicht weniger als 100 Prozent höher.

Um es plastisch auszumalen: Wer im Dax-Crash 20.000 Euro investieren wollte, aber zufällig auf die falschen und aggressiven Propheten gehört hatte, verschenkte mal eben 20.000 Euro Gewinn bis Ende 2020.

Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen.
Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen. (Quelle: Goldlicht Fotografie)

Zur Person

Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.

Alle Gastbeiträge von Daniel Saurenz lesen Sie hier.

Übersehen Sie nicht die Chancen

Gleichzeitig können Angst machende Vorhersagen der realen Politik und Welt mit dem Aktienmarkt Hand in Hand gehen. Sowohl bei der aktuellen Gasversorgung wie auch bei Corona sind und waren viele private Investoren irritiert von Experten, die nur das schlechte hervorkramten. Konzentrieren Sie sich darauf, verpassen Sie jedoch die besten Chancen.

Während zum Beispiel in den Medien hierzulande Inzidenzen oder die Aussagen von Ministern rauf und runter diskutiert wurden, war die Börse spätestens ab Frühjahr 2021, womöglich schon viel früher, weitergezogen. Anders als Corona interessierte vielmehr, dass die Notenbanken massiv Geld in den Markt schossen. Für Lockdowns oder Inzidenzen interessierte sich der Markt im Prinzip nur, wenn es um Lieferketten aus China und dortige Maßnahmen ging.

Eine Rezession hat die Börse schon eingepreist

So muss man in den kommenden Wochen auch unterscheiden zwischen schlimmen Prognosen zum Strom- oder Gasmarkt in Europa und den möglicherweise positiven Alternativen, die sich über die nächsten Monate aufbauen werden.

Investoren sehen selbstverständlich, dass die Lage in Europa keinesfalls rosig ist, deshalb steht der deutsche Aktienindex auch um 12.000 Zähler und nicht wie am Jahresanfang bei gut 16.000. Bloß – das Schlechte ist diskutiert, auch eine Rezession steckt in den Kursen schon drin.

Hören Sie am besten nur auf sich selbst

Kommt es nun nicht noch schlimmer als ohnehin erwartet, liegt das Überraschungspotenzial auf der Habenseite. Und falls der Dax in zwei oder drei Jahren dann statt bei 8.000 Punkten, wie von manchen prophezeit, eher wieder bei 16.000 ankommt, wird man von den Pessimisten nichts mehr hören. Hauptsache, mal gewarnt, war dann wieder die Devise.

Hören Sie also am besten auf den geeigneten Prognostiker – sich selbst. Nutzen Sie Ihren gesunden Menschenverstand und überlegen Sie, ob gerade sehr viel Panik verbreitet wird oder ob die Stimmung allzu gut ist. Wenn das Gefühl der Panik überwiegt, ist mitunter das Chance-Risiko-Verhältnis für Aktien nicht schlecht. Das gilt sogar für Einzelaktien, denn eine Allianz, Münchner Rück, BASF, Siemens oder Adidas haben Krisen, Kriege und Rezessionen überlebt. Sie werden auch die aktuelle Krise überstehen.

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Was das ganz praktisch heißt

Für das aktuelle Marktumfeld bedeutet das, dass es sinnvoll sein kann, direkt in die genannten Aktien zu investieren oder behutsam mit Discountzertifikaten einzusteigen. Die Laufzeit bei Discountern, also Aktien in Zertifikateform mit Abschlag zum gegenwärtigen Kurs, sollte mindestens sechs Monate betragen. Lesen Sie hier mehr dazu, wie Discountzertifikate funktionieren.

Auch Aktienanleihen können eine gegenwärtig schlaue Wahl sein, gleiches gilt natürlich für Discountpapiere auf Dax oder EuroStoxx. Denn die schlimmen Prognosen bringen an der Börse noch etwas mit sich – die Volatilität ist merklich gestiegen und genau dies macht Zertifikate attraktiv in ihren Konditionen.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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