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Rüstungsaktien im Aufwind – warum Renk nicht mithält


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Rüstung an der Börse
Sand im Panzergetriebe

  • Antje Erhard
MeinungEine Kolumne von Antje Erhard

18.11.2024 - 10:33 UhrLesedauer: 4 Min.
Die neue Leopard-2-Version soll eine Brückenlösung sein, bis ein neues System fertug ist.Vergrößern des Bildes
Der Leopard-2: Der deutsche Panzer ist mit einem Renk-Getriebe ausgestattet. (Quelle: KNDS)

Rüstungsaktien profitieren vom anhaltenden Nachfrage-Boom nach Kriegsgerät. Die Gewinne steigen. Verteidigung ist für viele Länder wieder wichtiger geworden. Allerdings zieht die Aktie eines Unternehmens da nicht richtig mit – wieso nicht?

Die Nachfrage nach Rüstungsgütern ist ungebrochen hoch. Einer der Nutznießer ist der Panzergetriebe-Hersteller Renk aus Augsburg. Gerade meldete er sichere Aufträge in Rekordhöhe. Doch an der Börse operiert Renk eher im Schatten der übrigen Rüstungshersteller. Warum eigentlich?

Es ist ein wachsender Markt. Spätestens seit Russlands Angriff auf die Ukraine steigen in vielen Ländern die Ausgaben für die eigene Verteidigung. Auch hierzulande. Deutschland will das Nato-Ziel, zwei Prozent vom Haushalt pro Jahr in Rüstung zu investieren, in diesem Jahr erreichen. Und mit der Wahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der USA wird der Druck steigen: Trump fordert seit Jahren mehr Engagement von den Nato-Partnern.

Image besser geworden

Spätestens seit Kriegsbeginn in der Ukraine haben auch Rüstungsaktien ihr schwieriges Image abgestreift: Die Erkenntnis, sich selbst verteidigen zu müssen, setzt sich in der Gesellschaft durch. Ein Paradigmenwechsel, der sich auch auf dem Kurszettel ablesen lässt. Seit Februar 2022 hat sich die Aktie des Panzer-, Waffen- und Munitionsherstellers Rheinmetall mehr als versechsfacht. Hensoldt als Fertiger von Radaranlagen für Aufklärung, Überwachung und Luftverteidigung konnte seinen Börsenwert immerhin verdreifachen.

Renk wollte im Herbst 2023 erneut an die Börse gehen – genau 100 Jahre nach seinem ersten Börsengang. Am 5. Oktober sollte es so weit sein. Doch nur wenige Stunden vorher machte Renk einen Rückzieher. Das war plötzlich aufsehenerregend, um nicht zu sagen: spektakulär. Die Begründung für den Rückzug: Das Marktumfeld hatte sich eingetrübt. Die Aktien ließen sich nicht so gut verkaufen wie gedacht. Renk hätte sie am unteren Ende der Preisspanne bei rund 15 Euro platzieren können, hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg damals berichtet.

Am Markt war man verwundert. Ein vergleichsweise wenig bekanntes Unternehmen, das einen derartigen Rückzieher macht – das kam gar nicht gut an. Und dann blieb die Frage: Wird es einen zweiten Versuch geben? Die Antwort kam relativ schnell. Am 7. Februar dieses Jahres nutzte Renk den günstigen Moment und ging an die Börse. Diesmal ging es glatt: 17,50 Euro war der erste Kurs. Der sich innerhalb von sechs Wochen mehr als verdoppelte.

Renk-Aktie profitiert derzeit nicht

Doch wenig später regierten wieder überwiegend rote Vorzeichen, also gefallene Kurse – trotz verteidigungspolitischer Sonderkonjunktur und eines zweiten Konfliktherdes im Nahen Osten. Seit dem Börsengang hat Renk fast ein Fünftel seines Wertes eingebüßt.

Das Unternehmen selbst berichtet, dass der aktuelle "Rüstungssuperzyklus" vor allem sein Wartungsgeschäft und die Fahrzeugsparte beflügele. Außerdem arbeite Renk effizienter und damit profitabler. Allerdings trägt die Marine- und Industriesparte auf Sicht von neun Monaten nicht so viel zum Gesamtergebnis bei wie erhofft. Insgesamt stieg der Umsatz in den ersten neun Monaten des Jahres von 652,7 auf 778,3 Millionen Euro, operativ verdiente Renk 112,4 Millionen Euro nach 104 Millionen. Der Auftragsbestand liegt mit 4,8 Milliarden Euro auf Rekordniveau.

Finanzinvestor verkauft Anteile an Renk sukzessive

Am operativen Geschäft liegt es also nicht, dass die Aktie schlechter läuft als die der Konkurrenz. Auch nicht an sogenannten Insider-Verkäufen. Seit dem Börsengang wurde die Aktie vom Management mehr ge- als verkauft. Doch der Finanzinvestor Triton, der die Mehrheit an Renk beim Börsengang gehalten hatte, machte vor rund einem Monat eine Kehrtwende: Er verkaufte gut 18 Millionen Aktien für fast 400 Millionen Euro. Beim Börsengang hatte der Investor bereits rund 500 Millionen Euro verdient. Und schon im Mai hatte Triton ein erstes Paket an Renk-Aktien auf den Markt geworfen und noch einmal 250 Millionen Euro eingenommen. Inzwischen hält er immerhin noch ein Drittel an Renk.

Der Verkauf großer Aktienpakete, sobald die gesetzlichen Fristen es erlauben, das hat immer ein Geschmäckle, vor allem für die Anleger, die erst zum Börsengang oder kurz danach eingestiegen sind und jetzt womöglich auf Verlusten sitzen. Aber auch das ist Börse. Triton tut das, was Finanzinvestoren machen: Sie engagieren sich bei Unternehmen, um ihr eingesetztes Kapital maximal zu erhöhen und dann auszusteigen. Die meisten haben einen Horizont von fünf bis sieben Jahren für ein Engagement. Dann muss es sich mehr als gerechnet haben.

Im Falle von Triton und Renk war das absolut der Fall. Triton hatte vor knapp fünf Jahren 76 Prozent der Renk-Anteile von VW übernommen und dafür rund 520 Millionen Euro gezahlt. Allein der Börsengang spielte dem Investor die damaligen Kosten fast schon wieder ein. Und damals hielt Triton ja noch die Mehrheit an dem Augsburger Rüstungskonzern.

Immerhin sind die Aussichten inmitten des Rüstungsbooms gut: Renks Jahresprognosen sind ambitioniert, aber machbar. Analysten empfehlen die Aktie zu "kaufen" und zu "halten", keiner sagt "verkaufen". Die Kursziele belaufen sich im Mittel auf gut 31 Euro – das wären fast 50 Prozent mehr als derzeit.

Wird Rüstung nachhaltig?

Viel steht und fällt mit künftigen Vorgaben und Regeln: Ausgerechnet die Nachhaltigkeitskriterien machten es Investoren bislang schwer bis unmöglich, hier zu investieren. Die so genannten ESG-Kriterien für Nachhaltigkeit (ESG steht für Environmental Social Governance, zu Deutsch: Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) hinterlassen bei Unternehmen einen negativen Fußabdruck, weil Rüstung in Sachen Nachhaltigkeit negativ bewertet wird.

Die Branche fordert, dass auch Rüstung als nachhaltig eingestuft wird – spätestens seit die Atomkraft nach langen, heftigen Debatten dieses Siegel erhalten hat. Die europäische Wertpapieraufsicht ESMA erlaubt inzwischen, Rüstungsunternehmen als nachhaltig zu quantifizieren. Wenn die Aufsichtsbehörden in Deutschland dem ebenfalls zustimmen, könnten Fondsanbieter künftig selbst wählen, ob sie Rüstungsunternehmen in ihre nachhaltigen Fonds aufnehmen oder nicht. Die Branche ist gespalten. Für die Rüstungsunternehmen wäre es ein Gewinn, ob eine sicherheitspolitische Notwendigkeit nachhaltig ist, mag jeder Anleger für sich entscheiden.

Verwendete Quellen
  • eigene Meinung
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