Fallende Börsenkurse Norwegischer Pensionsfonds macht 170 Milliarden Euro Verlust
Fallende Aktienkurse reißen ein tiefes Loch in Norwegens Staatsfonds. Langfristig kann das auch für Probleme bei der norwegischen Rentenversicherung führen.
Der norwegische Staatsfonds hat im ersten Halbjahr wegen der schwächelnden Aktienmärkte infolge von Kriegs-, Inflations- und Rezessionsangst einen Rekordverlust verbucht. Das Minus summierte sich auf 1,68 Billionen norwegische Kronen (170 Milliarden Euro), wie der weltgrößte Staatsfonds am Mittwoch in Oslo mitteilte.
Die Kapitalrendite des mit umgerechnet etwa 1,3 Billionen Euro schweren Fonds lag damit von Januar bis Juni bei minus 14,4 Prozent – er schnitt aber immer noch um 1,14 Prozentpunkte über der Rendite seines Referenzindexes ab.
Der 1996 gegründete Pensionsfonds investiert die Einnahmen aus dem norwegischen Öl- und Gassektor. Er ist weltweit an mehr als 9.300 Unternehmen beteiligt, wobei er 1,3 Prozent aller börsennotierten Aktien auf der Welt besitzt.
Fonds stützt das Rentensystem
Seine Bewertung in Höhe von 1,3 Billionen Euro entspricht in etwa der Größe der mexikanischen Wirtschaft, die nach jüngsten Berechnungen in der Rangliste der weltweit größten Volkswirtschaft Platz 16 belegte.
Mit dem Geld aus dem Fonds stützt die norwegische Regierung vor allem die nationale Rentenkasse. Fallen die Gewinne des Fonds langfristig geringer aus als gedacht, müsste die Regierung die Zuschüsse zur Versicherung aus anderen Mitteln stemmen.
"Der Markt war durch steigende Zinsen, hohe Inflation und den Krieg in Europa gekennzeichnet", sagte der Chef von Norges Bank Investment Management, Nicolai Tangen. Ein Teil der Verluste – zu denen vor allem der 28-prozentige Wertverlust bei den Technologieaktien beitrug – wurden inzwischen wieder wettgemacht. Der Grund: Die Märkte sind im Juli und bislang auch im August ins Plus gedreht.
Technologieaktien reißen Fonds in die Tiefe
Tangen, der 2021 noch den zweithöchsten Gewinn in der 26-jährigen Geschichte des Fonds vermelden konnte, hat wiederholt vor schwachen Märkten gewarnt. "Das ist durchaus im Rahmen dessen, was man erwarten kann", sagte er zu dem Minus im ersten Halbjahr.
Den größten Verlust in seinem Aktienportfolio verzeichnete der Staatsfonds mit seinen Anteilen am Facebook-Mutterkonzern Meta, wo der Wert der Fondsanlage um 38 Milliarden Kronen sank, gefolgt von Amazon mit 35 Milliarden und Apple mit 30 Milliarden. Technologie- und Social-Media-Unternehmen machen höhere Zinsen und der zunehmende Wettbewerb zwischen den Plattformen um Werbebudgets, die durch die rasant steigende Inflation aufgezehrt werden, zu schaffen.
Die Zentralbanken haben in diesem Jahr in vielen Ländern ihre Zinssätze aggressiv angehoben, um die Teuerung zu bekämpfen. Das führt zu höheren Kreditkosten und niedrigeren Gewinnspannen für Unternehmen.
- Nachrichtenagentur Reuters