Karrierecoach berät Wie oft sollte man den Job wechseln, um voran zu kommen?
Überlingen (dpa/tmn) - Was zählt, sind die Entwicklungsmöglichkeiten: Es ist nicht per se davon abzuraten eine lange Zeit in ein und demselben Unternehmen zu arbeiten, auch wenn jemand Karriere machen möchte. "Entscheidend ist, welche Jobs ich im Laufe der Zeit dort hatte", sagt Karriereberaterin Jutta Boenig.
So bieten zum Beispiel die meisten Großkonzerne intern Karrierewege an. Beschäftigte wechseln dann alle paar Jahre den Job, wachsen in neue Verantwortungsbereiche rein und entwickeln sich. Schwierig ist es oft in mittelständischen Unternehmen. Hier besteht die Gefahr, in seinem Job über viele Jahre festzuhängen. "Wer ehrgeizig ist und gerne weiterkommen möchte, der ist gut beraten, nicht zehn Jahre auf derselben Stelle zu bleiben", sagt Boenig.
Wie oft ist ein Wechsel okay?
Alle drei bis fünf Jahre, so empfiehlt die Expertin, sollten Angestellte ihren Job wechseln - ob intern oder extern. Zu oft ist auch nicht gut - drei Jahre sollten Beschäftigte auf jeden Fall durchhalten.
Aber was, wenn ich aus Bequemlichkeit nun zehn Jahre in meinem Job geblieben bin, aber jetzt endlich den Absprung schaffen will? Wie begründe ich das in einem Bewerbungsgespräch? "Ehrlich", rät Boenig. "Erfinden Sie keine Ausreden, sondern sagen Sie, dass Sie Zeit brauchten, jetzt aber wissen, was Ihnen wichtig ist. Oder dass ein Wandel im Privatleben stattfand. Personaler wissen Ehrlichkeit zu schätzen."
Achtung, Computer!
Schwierig wird es, wenn Algorithmen bereits die Bewerbung aussortiert haben, weil sie nicht ins Raster passt und es gar nicht zum persönlichen Gespräch kommt. Hier empfiehlt Jutta Boenig den Besuch von Karrieremessen: "Gehen Sie da hin und sagen Sie, dass Sie bereit sind. Überzeugen Sie im persönlichen Gespräch mit Selbstwert."
Stichwort Selbstwert: Es gibt auch gute Gründe dafür Jahrzehnte im gleichen Job in der gleichen Firma zu verbleiben, wenn jemand sich dort wohlfühlt und gar keine Entwicklung machen möchte. Denn: auch das ist okay.
"Entscheidend ist, was einen Menschen ausmacht und was er erreichen will", erklärt Boenig. "Das lohnt es, sich selbst immer wieder zu fragen und gegebenenfalls mit einem Karriereberater oder einem Mentor zu erarbeiten." Einfach ist das nicht. "Um das herauszufinden braucht es Zeit und Ehrlichkeit gegenüber sich selbst."