Aufsichtsrat vermittelt VW-Vorstand und -Betriebsrat schließen Burgfrieden
Im anhaltenden Machtkampf zwischen dem Volkswagen-Betriebsrat und VW-Markenchef Herbert Diess hat das Aufsichtsrats-Präsidium einen neuen Burgfrieden vermittelt. Dabei spielt das Thema Standortsicherung eine zentrale Rolle.
Der Konzernvorstand einigte sich demnach mit dem Betriebsrat auf eine Rahmenvereinbarung für die künftige Ausrichtung des von der Abgas-Krise schwer geschüttelten Unternehmens.
Unter Leitung von Diess solle mit der Arbeitnehmervertretung über standortsichernde Maßnahmen für die deutschen Werke verhandelt und ein Konzept dafür erarbeitet werden, teilte VW mit.
Zukunftspakt ist Schritt in die richtige Richtung
VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh begrüßte die Initiative ebenso wie Niedersachsen als VW-Großeigner und wichtigster Werksstandort sowie Wolfgang Porsche als Vertreter der VW-Aktionärsfamilie Porsche/Piëch. VW-Markenchef Herbert Diess sieht in den beschlossenen Verhandlungen für einen Zukunftspakt bei VW-Pkw einen Schritt in die richtige Richtung. "Ich begrüße die Vereinbarung. Sie wird zur Stärkung der Marke Volkswagen beitragen", sagte Diess.
Von den Verhandlungen erhofft sich die Arbeitnehmerseite vertragliche Zusagen auf Jahre zu Produkten, Stückzahlen, Standorten und Budgets. Der einflussreiche Betriebsratschef Bernd Osterloh hatte vergangene Woche ein "gravierendes Vertrauensproblem" beklagt und den Markenvorstand um dessen Chef Diess heftig kritisiert. Dem mangele es wiederholt an Verlässlichkeit. Da derzeit "Handschlag-Qualitäten" fehlten, müssten nun alternativ Verträge her.
Spekulationen um Stellenabbau beenden
Der Betriebsrat dringt auch auf den Zukunftspakt, um die aktuellen Spekulationen zur Sicherheit von Jobs und Werken in Deutschland zu beenden. In dem Pakt "wollen wir feste Produkt-, Stückzahl- und Investitionszusagen für die nächsten Jahre festschreiben", schrieb der Betriebsrat am vergangenen Donnerstag an die VW-Belegschaft.
Laut der Konzernerklärung soll die "Rahmenvereinbarung" die Zukunftsstrategie des Autobauers begleiten, um "langfristige Perspektivziele für die Standorte" zu definieren. Vorstandschef Matthias Müller sagte: "Die Marke Volkswagen steht für über die Hälfte aller weltweiten Produktionsstandorte des Konzerns (...) Betriebsrat wie Vorstand stehen zu ihrer Verantwortung für die über 215.000 Mitarbeiter."
Der insgesamt zwölf Marken zählende Konzern kämpft aktuell mit den milliardenschweren Kosten des Abgas-Skandals. Nach der Manipulation bei weltweit rund elf Millionen Dieselautos drohen dem Konzern hohe Strafen und Schadensersatzforderungen.
Noch keine Einigung über Vorstands-Boni
Bezüglich der umstrittenen Bonuszahlungen an die Konzernvorstände haben sich die Mitglieder des Volkswagen-Präsidiums wie erwartet noch nicht auf eine Regelung einigen können. "Die Vorstands-Boni sind Gegenstand laufender Diskussionen in den VW-Gremien, deren Ergebnis kann und möchte ich nicht vorweggreifen", sagte Aufsichtsrat Stephan Weil im Anschluss an die knapp dreistündige Sitzung in Wolfsburg.
Bis zum 28. April muss es eine Einigung geben. Dann will der Autobauer seine Jahresbilanz vorstellen. Bei den obersten Kontrolleuren von VW gehen die Meinungen über die Bonuszahlungen weit auseinander.
Die VW-Aktie gehört am Montag zu den größeren Gewinnern im Dax.