Ryanair-Chef Michael O'Leary Er fuhr bei der Konkurrenz mit dem Panzer vor
Mit markigen Sprüchen und einem kompromisslosen Geschäftsstil hat Michael O'Leary Ryanair zu einer erfolgreichen Airline gemacht. Doch hinter der Fassade des exzentrischen Luftfahrt-Bosses steckt ein Mann mit klarer Vision.
Michael O'Leary ist eine der schillerndsten Figuren der Luftfahrtbranche. Der 1961 in Irland geborene Sohn eines Landwirts hat es mit harter Arbeit, einer Prise Zynismus und einer unkonventionellen Herangehensweise geschafft, Ryanair zur größten Billigfluggesellschaft Europas zu machen. Dabei polarisiert er wie kaum ein anderer. Für die einen ist er ein Visionär, für die anderen ein rücksichtsloser Provokateur.
Bereits früh zeigte O'Leary, dass er bereit ist, Regeln zu brechen. Seine Karriere begann er als Steuerberater, bevor er 1994 die Leitung von Ryanair übernahm. Zu diesem Zeitpunkt war das Unternehmen ein kleiner Anbieter mit begrenztem Erfolg.
O'Leary änderte dies radikal, indem er auf ein Geschäftsmodell setzte, das stark an Discounter im Einzelhandel erinnert: niedrige Preise, minimale Kosten und zusätzliche Einnahmen durch Serviceangebote wie Gepäckgebühren und den Verkauf von Speisen an Bord.
Kritik an Bundesregierung
Bekannt für seine markigen Sprüche und teils exzentrischen Auftritte, scheut O'Leary keine Kontroverse. Unter anderem fuhr er in einem Panzer zur Zentrale von Easyjet, um deren Geschäftspraktiken zu kritisieren. Ebenso machte er immer wieder Schlagzeilen, wenn es darum ging, Kosten zu reduzieren: O'Leary empfahl etwa seinen Flugbegleitern, Gewicht zu verlieren, oder spielte mit dem Gedanken, bei seinen Flügen Stehplätze zu erlauben.
Auch darüber hinaus machte der Ire immer wieder ungewöhnliche Vorschläge: Auf Ryanair-Flügen könne man doch auch gegen Geld Pornos anbieten, überlegte der Airline-Chef einst. Auch der Co-Pilot und das Bodenpersonal seien verzichtbar, hatte O'Leary einmal vorgeschlagen: Stattdessen könnten die Flugbegleiter im Notfall für den Piloten einspringen. Das Gepäck sollten die Passagiere selbst in den Flieger tragen.
Rückzug aus Deutschland
Die Vorschläge wurden nie umgesetzt. Doch hinter dieser schrillen Öffentlichkeitsarbeit steckt ein ernst zu nehmender Geschäftsmann. O’Leary hat Ryanair konsequent zu einem der profitabelsten Unternehmen der Branche gemacht. Seine strikte Kostenkontrolle und sein Fokus auf Effizienz haben es der Airline ermöglicht, selbst in Krisenzeiten wettbewerbsfähig zu bleiben. Zuletzt sagte O'Leary der "Welt am Sonntag", dass die Airline in vielen Ländern Europas das Vor-Corona-Niveau überschritten habe. 2023 hatte die Fluglinie 300 neue Flugzeuge von Boeing bestellt.
In den vergangenen Jahren hat sich O'Leary zunehmend kritisch über den deutschen Luftfahrtmarkt geäußert. Hohe Steuern und Gebühren, ineffiziente Flugsicherungen und eine aus seiner Sicht inkompetente Regierung hätten Deutschland zu einem "Luftfahrt-Friedhof" gemacht. Diese Kritik gipfelte in einem Rückzug Ryanairs aus Städten wie Dortmund, Dresden oder Leipzig.
"F***ing over"
"Euer arroganter deutscher Weg ist f***ing over!", polterte O'Leary in der "Welt am Sonntag". Doch trotz aller Kritik sieht O'Leary im deutschen Markt weiteres Potenzial. 12,5 Millionen Passagiere will Ryanair allein 2024 in Deutschland befördern. Für die Zukunft fordert er jedoch niedrigere Steuern und Gebühren, um den Wettbewerb zu fördern.
O'Learys strikte Sparpolitik und die hohen Erwartungen an seine Mitarbeiter haben ihm auch Kritik eingebracht. Gewerkschaften werfen ihm vor, Angestellte unter Druck zu setzen und schlechte Arbeitsbedingungen zu schaffen. Auch die Zusatzgebühren für Services, die bei anderen Airlines kostenlos sind, werden immer wieder diskutiert.
Ruhiges Leben auf dem Land
Trotz dieser Kontroversen bleibt O'Leary in der Luftfahrtbranche eine einflussreiche Figur. Sein Fokus auf Wachstum und Rentabilität hat Ryanair in einer Zeit, in der viele Airlines kämpfen, an die Spitze gebracht. Seine Strategie, hohe Kosten zu meiden und flexible Flugpläne zu gestalten, hat sich als zukunftsweisend herausgestellt.
Abseits der Öffentlichkeit lebt O'Leary ein vergleichsweise ruhiges Leben auf einer Farm in der Nähe von Dublin. Er ist Vater von vier Kindern und legt Wert darauf, dass seine Familie bodenständig bleibt. Steuern zahlt er, wie er betont, in Irland und nicht in Steuerparadiesen. Seine Hobbys, darunter Pferderennen und Rinderzucht, stehen in starkem Kontrast zu seinem geschäftlichen Auftreten.
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- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- welt.de: "Ryanair: Wir scheren uns nicht um den deutschen Markt – er ist ein Desaster" (kostenpflichtig)
- tagesspiegel.de: "Der Ire mit dem Panzer"
- irishtimes.com: "O’Leary goes on the warpath" (englisch)
- n-tv.de: "Ryanair will Fluggäste erziehen"
- corporate.ryanair.com: "Ryanair orders 300 Boeing 737 Max-10 aircraft worth $40bn" (englisch)
- goodreturns.in: "Michael O’Leary: Net worth and biography" (englisch)
- theweek.com: "Ryanair's 7 most ridiculous cost-saving ventures" (englisch)