"Entscheidung war richtig" Ritter-Sport-Chef verteidigt Russlandgeschäft
Ritter Sport ist weiterhin in Russland erhältlich. Chef Andreas Ronken findet das richtig. Geschäfte wolle er nicht nur mit Ländern treiben, die sich "hundert Prozent unserer Moral entsprechend verhalten".
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine vor mittlerweile mehr als zwei Jahren zogen zahlreiche deutsche und internationale Konzerne innerhalb weniger Wochen Konsequenzen: Ausstieg aus dem Russlandgeschäft. Für viele Firmen war das mit hohen Kosten verbunden.
Nicht alle waren bereit, einen solchen Preis zu zahlen. So auch der Schokoladenhersteller Ritter Sport, der bis heute an seiner Geschäftstätigkeit in Russland festhält. Chef Andreas Ronken verteidigt diese Entscheidung – und das, obwohl er nach eigenen Angaben sogar Morddrohungen dafür erhalten haben soll. "Unsere Entscheidung war richtig, und ich würde sie wieder genauso treffen", sagte er dem "Focus".
Ritter Sport: Hätten sonst Mitarbeiter freistellen müssen
"Dieser Fall zeigt das Dilemma zwischen Haltung und Verantwortung. Russland ist unser zweitgrößter Markt. Wenn wir da rausgegangen wären, hätten wir 200 Leute am Standort Waldenbuch freistellen müssen", so Ronken weiter. Der Krieg werde "nicht über Nahrungsmittelrestriktionen gewonnen".
Statt sich aus dem Markt zurückzuziehen, habe sich das Unternehmen dazu entscheiden, die Gewinne aus dem russischen Geschäft an die Ukraine-Hilfe zu spenden. 2023 seien das knapp eine Million Euro gewesen. Ronken will sich als Mittelständler nicht "unpolitisch aus allem raushalten", gleichzeitig könne er aber "nicht nur Länder beliefern, die sich zu hundert Prozent unserer Moral entsprechend verhalten".
Kein Einzelfall
Doch Ritter Sport stellt mit seinem Verhalten keinen Einzelfall dar. Eine Forschergruppe der US-amerikanischen Universität Yale sammelt seit Kriegsbeginn Daten über westliche Unternehmen in Russland, auch als "Liste der Schande" bekannt. Demzufolge habe sich lediglich ein knappes Drittel der deutschen Firmen komplett aus Russland zurückgezogen. Dazu zählen etwa Tchibo, Henkel, aber auch Obi und Deichmann.
Andere Firmen sind noch zu unterschiedlichen Graden aktiv. Andere Auswertungen kommen teils auf geringere Werte. Laut Außenhandelskammer waren vor dem Krieg 6.000 deutsche Unternehmen in Russland aktiv. Neben Ritter Sport, sind das auch bekannte Marken wie Metro, Globus oder die Käserei Hochland.
Seit dem Frühjahr 2023 gab es kaum neue Rückzüge aus dem Russlandgeschäft. Das liegt teilweise an eigenen Überzeugungen, aber auch daran, dass Russlands Präsident Wladimir Putin es den Unternehmen schwer macht. "Für die Unternehmen ist es unheimlich schwierig, sich von ihrem Russlandgeschäft zu trennen, da Russland ihnen beim Verkauf von Standorten und der Übertragung von Vermögenswerten Steine in den Weg legt", sagte Gerards Iglesias, Russland-Experte am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW), t-online dazu bereits im vergangenen Jahr. "Putin will einen Exodus verhindern."
- Eigene Recherche
- Vorabmeldung vom "Focus"
- handelsblatt.com: "Die meisten deutschen Firmen halten am Russland-Geschäft fest"