Während der Fußball-EM Einzelhandel hofft auf kräftiges Umsatzplus
Mitte Juni starte die Fußball-EM in Deutschland. Der Einzelhandel hofft auf ein Milliardenplus – doch das hängt vor allem von einem Faktor ab.
Der deutsche Einzelhandel hofft auf einen Schub durch die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land. Das Turnier könnte für 3,8 Milliarden Euro zusätzlichen Umsatz sorgen, teilte der Branchenverband HDE am Dienstag zu einer gemeinsamen Umfrage mit dem Marktforschungsunternehmen Appinio unter 1.000 Personen mit.
"Im Einzelhandel sorgen große Sportereignisse immer wieder für Umsatzimpulse", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. "Die diesjährige Heim-EM könnte den Konsum in einzelnen Branchen und Warengruppen ankurbeln."
Beliebt seien etwa Lebensmittel. Über 41 Prozent der Befragten wollen demnach Snacks, Grillgut, Getränke und weiteren Nahrungsmittel kaufen. Zu Fanartikeln wie Schals, Fahnen und Dekoprodukten greifen 31 Prozent. Auch bei Sportartikeln, Produkten aus dem Bereich Wohnen und Garten, Spielwaren sowie Elektronik sind laut HDE mit einzelnen Umsatzeffekten zu rechnen.
"Entwicklung der EM-Umsätze im Einzelhandel hängt auch mit dem Turnierverlauf"
Von den Befragten, die zur Fußball-Euromeisterschaft Ausgaben tätigen wollen, planen der Umfrage zufolge die meisten (32 Prozent) zusätzliche Einkäufe von 101 bis 200 Euro. 28 Prozent gehen von Ausgaben zwischen 51 und 100 Euro aus, während acht Prozent mehr als 500 Euro ausgeben wollen.
"Die Entwicklung der EM-Umsätze im Einzelhandel hängt auch mit dem Turnierverlauf zusammen", sagte Genth. "Wenn die deutsche Nationalmannschaft ein neues Sommermärchen erspielt und weit kommt, könnte das die Konsumstimmung spürbar steigen lassen."
Die Mehrheit der Befragten zeige Interesse an der EM, die vom 14. Juni bis 14. Juli in Deutschland stattfindet. Fast 70 Prozent planen, möglichst alle oder ausgewählte Spiele des Turniers zu verfolgen. Auf das Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft unter Trainer Julian Nagelsmann blicken die Befragten mit gemischten Erwartungen. Mit etwa 25 Prozent halten die meisten von ihnen das Erreichen des Viertelfinales für wahrscheinlich, rund ein Fünftel rechnet mit dem Einzug in das Finale in Berlin.
"Bratwurst statt Restaurant"
Während der Handel profitieren könnte, erwarten Ökonomen eher keinen Konsumboom in Deutschland. "Die Erfahrung der Fußball-WM im Jahr 2006 zeigt: Sportliche Großereignisse sind kein Konjunkturfeuerwerk", betonte jüngst der Konjunkturchef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln), Michael Grömling.
Viele Verbraucher dürften die EM zwar zum Anlass nehmen, um sich einen neuen Fernseher zu kaufen, zum Public Viewing einzuladen oder beim Mitfiebern ein Bier mehr zu trinken. "Doch dafür sparen sie an anderer Stelle: Bratwurst statt Restaurant, Fernsehabend statt Kinobesuch", sagte Grömling. "Die Konsumausgaben steigen folglich nicht unbedingt, sondern verschieben sich."
- Nachrichtenagentur Reuters