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Wirtschaftsweisen: Deutschlands Wirtschaft kommt kaum vom Fleck


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Deutsche Wirtschaft schwächelt
So schlimm steht’s um Deutschlands Wirtschaft


Aktualisiert am 15.05.2024Lesedauer: 3 Min.
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Nutzfahrzeug-Montage: In Deutschland fehlen immer mehr Fachkräfte. (Quelle: IMAGO)
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Das Frühjahrsgutachten der Wirtschaftsweisen lässt auf wenig Gutes für das laufende Jahr hoffen. Einzig die Inflation entwickelt sich positiver als zuletzt gedacht.

Die Erholung der deutschen Wirtschaft lässt weiter auf sich warten. Die fünf Wirtschaftsweisen, die die Bundesregierung in ökonomischen Fragen beraten, erwarten in ihrem Frühjahrsgutachten für das laufende Jahr nur ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent. Damit korrigieren sie ihre Prognose vom Herbst um einen halben Prozentpunkt nach unten, damals gingen sie für 2024 beim Bruttoinlandsprodukt noch von einem Plus in Höhe von 0,7 Prozent aus.

"Das sind schlechte Zahlen", erklärte der Ökonom Martin Werding, Mitglied im Sachverständigenrat Wirtschaft am Mittwoch in Berlin. "Die privaten Haushalte konsumieren aktuell noch zurückhaltend, die Industrie und die Baubranche verzeichnen nur geringfügig neue Aufträge. Wir erwarten allerdings, dass die deutsche Wirtschaft im Verlauf des Jahres 2024 etwas an Fahrt gewinnt." Im kommenden Jahr 2025 dürfte die Wirtschaft in Deutschland dann um immerhin 0,9 Prozent wachsen.

Helfen dürfte dabei auch ein langsames Anziehen des Welthandels, der die Exporte steigert. Aber, so die Wirtschaftsweise Veronika Grimm: "Die exportorientierten Unternehmen sehen sich mit einem scharfen Wettbewerb, steigenden Arbeitskosten und weiterhin erhöhten Energiepreisen konfrontiert."

Inflation sinkt stärker als zuletzt erwartet

Von einer deutlich positiveren Entwicklung gehen die Ökonomen derweil bei der Inflation aus. Anders als noch im Herbst erwartet dürften die Preise dieses Jahr langsamer steigen: Dieses Jahr rechnen die Experten mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 2,4 Prozent, 2025 dürfte sich der Preisauftrieb weiter abschwächen auf dann 2,1 Prozent im Jahresmittel. Das entspricht in etwa dem Ziel von zwei Prozent Jahreseinflation, das sich die Europäische Zentralbank (EZB) als Währungshüterin für die gesamte Eurozone gesetzt hat.

Die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier erwartet deshalb auch, dass die EZB die jüngst stark angehobenen Leitzinsen im Sommer wieder senken wird. "Die damit verbesserten Finanzierungsbedingungen für Unternehmen werden die privaten Investitionen ankurbeln", sagte sie.

Alarm schlagen die Experten jedoch mit Blick auf den Arbeitsmarkt – und sie warnen abermals vor den Folgen des demografischen Wandels. Schon jetzt falle es den Unternehmen in Deutschland zunehmend schwer, offene Stellen zu besetzen. Die Folge: Die Wachstumsaussichten für Deutschland sind weiter mehr als mau.

Ökonomen warnen vor schwachem Wachstum bis 2029

Schon im Herbst wiesen die Wirtschaftsweisen darauf hin, dass das maximal erreichbare Wachstum unter den derzeitigen Bedingungen – das sogenannte Produktionspotenzial – in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts nur noch minimal ausfallen dürfte. Bis 2028 liege es, so die Prognose vom November, bei gerade einmal 0,4 Prozent pro Jahr.

Jetzt, ein halbes Jahr später und nach zahlreichen Diskussionen in der Politik um wirtschaftspolitische Impulse, stellen die Regierungsberater fest: Es hat sich kaum etwas verbessert. Das Potenzialwachstum "dürfte bis zum Jahr 2029 auf diesem niedrigen Niveau verharren".

Die Ampelregierung diskutiert derzeit, wie sich diese Entwicklung verbessern lässt. Dabei dürfte es auch um zusätzliche finanzielle Mittel zur Entlastung der Unternehmen gehen.

Der Staat muss sparen

Das Problem dabei, so der Ökonom Achim Truger, ebenfalls Mitglied im Sachverständigenrat: "Die Fiskalpolitik ist restriktiv ausgerichtet. Die zukünftige Ausgestaltung der Haushalts- und Wirtschaftspolitik ist unsicher, weil der Konsolidierungskurs der Bundesregierung für das Jahr 2025 bislang noch ungeklärt ist." Offen sei insbesondere die Frage, ob zusätzliche Sparanstrengungen zur Einhaltung der Schuldenbremse notwendig sein werden.

Der Sachverständigenrat besteht aus fünf unabhängigen Ökonominnen und Ökonomen, die auf Vorschlag der Regierung und von Arbeitgebern und Gewerkschaften nominiert werden. Neben Werding, Truger und Malmendier gehören dem Gremium außerdem die Vorsitzende Monika Schnitzer sowie die Volkswirtin Veronika Grimm an.

Um die letztgenannte hatte es zuletzt Ärger gegeben. Der Grund: Die ausgewiesene Energieexpertin Grimm hatte ein Aufsichtsratsmandat beim Dax-Konzern Siemens Energy angenommen, worin die übrigen vier Mitglieder des Rats einen Interessenkonflikt sahen. Grimm verteidigte sich gegen die Vorwürfe und blieb entgegen der Aufforderung der anderen Mitglieder Teil des Gremiums. (t-online berichtete.)

Auch im aktuellen Frühjahrsgutachten zeigen sich Meinungsverschiedenheiten zwischen Grimm und ihren Kollegen. Neben dem Konjunkturausblick nämlich widmeten sich die Wirtschaftsweisen in einem Sonderkapitel auch der Frage, wie sich der Lastenverkehr in Deutschland klimafreundlicher gestalten ließe.

Der Meinung von Schnitzer, Truger, Werding und Malmendier zufolge sollte der Staat dabei vor allem auf den Ausbau einer Ladeinfrastruktur für Elektro-Lastwagen setzen. Grimm jedoch wollte dem nicht vollumfänglich zustimmen und formulierte eine abweichende Meinung, ein Minderheitsvotum. Ihr Plädoyer: Der Straßenverkehr lasse sich nicht durch Elektrifizierung allein klimaneutral machen. Besser sei es, technologieoffen zu bleiben und auch andere Wege nicht auszuschließen, etwa den Einsatz von Wasserstoff als Brennstoff für Lastwagen.

Verwendete Quellen
  • Frühjahrsgutachten 2024 und Pressemitteilung des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
  • Pressekonferenz des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Berlin
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