Metall- und Elektroindustrie Gesamtmetall-Chef rechnet mit Stellenabbau
Schlechte Aussichten für die deutsche Wirtschaft: Die Auftragslage in der Metall- und Elektroindustrie ist dünn. Gesamtmetall-Chef Wolf erwartet Jobverluste.
Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, rechnet für das Jahr 2024 mit einem Stellenabbau in der Metall- und Elektroindustrie. "Die schlechte Auftragslage ist ein Grund dafür. Ein anderer: Für immer mehr Unternehmen ist es inzwischen deutlich attraktiver, die Produktion ins Ausland zu verlagern", sagte Wolf der "Bild am Sonntag". Die deutsche Wirtschaft laufe auf eine "echte Problemlage" zu.
"Die deutsche Industrie erhält viel zu wenig Neuaufträge – und zwar nicht nur bei den Maschinenbauern, sondern auch in anderen Schlüsselindustrien wie Automobil und Chemie. Wir schlittern in eine Rezession, und ich sehe nicht, wie sich das unter den aktuellen Umständen 2024 ändern soll."
Dem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) warf Wolf mangelnde Führung vor. "Ich schätze den Bundeskanzler, aber er führt nicht. Ein Kanzler muss die Dinge beim Namen nennen, seine Koalitionspartner auf ein gemeinsames Ziel einschwören und dann Lösungen umsetzen. Das fehlt mir in dieser Regierung extrem", sagte Wolf.
Bürgergelderhöhung ist "kapitaler Fehler"
Wolf beklagte zudem eine zunehmende Abkehr vom Leistungsprinzip in Deutschland. Schon mit dem Begriff "Work-Life-Balance" habe er ein Problem, sagte der Gesamtmetall-Chef. "Er sagt aus, Work ist schlecht, Life ist gut. Dabei sind Leben und Arbeit doch keine Gegensätze." Das Thema Leistung und Arbeit müsse wieder positiv dargestellt werden, nicht nur von Arbeitgebern und Verbänden, vor allem in den Familien und an den Schulen, sagte Wolf.
Die geplante Bürgergelderhöhung nannte Wolf einen "kapitalen Fehler": "Je nach individueller Situation kann es sich in der Metall- und Elektroindustrie beispielsweise dann in den zwei unteren Gehaltsstufen nicht mehr lohnen, jeden Tag arbeiten zu gehen. Der Abstand zum Bürgergeld, ohne arbeiten zu müssen, ist dann einfach zu gering."
- Nachrichtenagentur dpa