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Inflation sinkt: Bloß nicht zu früh freuen


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Fallende Inflation
Endlich eine gute Nachricht!

  • Florian Schmidt
MeinungVon Florian Schmidt

28.09.2023Lesedauer: 2 Min.
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Ein Einkaufswagen im Supermarkt (Symbolbild): Bei Lebensmitteln macht die Inflation noch keine Pause. (Quelle: IMAGO/imago-images-bilder)

Die Inflation sinkt. Und zwar deutlich. Für Verbraucher ist das eine gute Nachricht. Zu früh freuen sollten wir uns aber auch nicht.

Puh! Uff! Pardauz! Leicht ließe sich diese Reihe von Lautmalereien fortsetzen an einem Tag wie diesem – beschreiben sie doch am besten, was nicht nur viele Wirtschaftsforscher nach der jüngsten Meldung vom Statistikamt in Wiesbaden empfunden haben dürften:

Endlich einmal gute Nachrichten! Die Inflation in Deutschland ist spürbar gesunken. Wir können aufatmen, zumindest ein bisschen.

Um nur noch 4,5 Prozent sind die Verbraucherpreise im September im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. (Mehr dazu lesen Sie hier.) Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2022, einem Zeitpunkt also, an dem der russische Überfall auf die Ukraine die Energiepreise noch kaum nach oben getrieben hatte. Zur Erinnerung: Als Folge des Krieges und des damit verbundenen russischen Gaslieferstopps schnellte die Teuerungsrate im Herbst vergangenen Jahres auf bis zu 8,8 Prozent hoch.

Leichter Preisanstieg im Vergleich zum August

Von diesen Werten sind wir nun wieder sehr weit entfernt, die Rate hat sich halbiert, vor allem die Preise für Gas sind stark gefallen. Das ist die positive, die optimistische Betrachtung der aktuellen Zahlen.

Die negative Nachricht: Noch immer ist die Inflation damit mehr als doppelt so hoch wie sie eigentlich sein sollte. Idealerweise nämlich steigen die Preise im Jahresschnitt um nur zwei Prozent. Und dass diese Rate absehbar erreicht wird, ist mehr als fraglich.

Ein Indiz dafür: Im Vergleich zum August sind die Verbraucherpreise im September sogar wieder leicht gestiegen. Vor allem Lebensmittel haben sich mit einem Plus von 7,5 Prozent zuletzt noch einmal stark verteuert. So sehr, dass der Preisrückgang bei der Energie kaum mehr ins Gewicht fällt. Aufs ganze Jahr gesehen rechnen die meisten Ökonomen damit, dass die Inflationsrate bei um die 6 Prozent liegen wird.

Statistik-Effekt spielt eine große Rolle

Zudem gilt wie so oft auch bei den jüngsten Zahlen: Der Teufel steckt im Detail, hier vor allem im sogenannten Basiseffekt. Dieser beschreibt das statistische Phänomen, das die Inflationsrate die aktuellen Preise stets ins Verhältnis zu jenen im Vorjahresmonat setzt. Damals, im September 2022 sprangen durch das Auslaufen des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts die Preise für Mobilität extrem nach oben. Wenig verwunderlich ist es da, dass die Preise von heute deutlich niedriger sind (zum Beispiel wegen des 49-Euro-Tickets).

Der Rückgang der Inflation ist somit zwar durchaus eine gute Nachricht. Zu früh freuen sollten wir uns aber nicht. Das gilt umso mehr angesichts des mauen Konjunkturausblicks: Um 0,6 Prozent dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr schrumpfen, wie am Donnerstag die fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute mitteilten. Als einziger großer Industriestaat steuert Deutschland damit in eine Rezession.

Selbst wenn die Inflation weiter fällt und zugleich die Löhne im moderaten Umfang wachsen, wird der private Konsum kaum auffangen, was parallel an Wertschöpfung vor allem in der Industrie verloren geht. So verheißungsvoll die Anzeichen an der Preisfront sind, so sehr ist zugleich Vorsicht geboten. Die kommenden Monate könnten ungemütlich werden.

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