Handwerkspräsident warnt "Baubranche droht gerade komplett einzubrechen"
Um die deutsche Baubranche steht es derzeit nicht gut. Handwerkspräsident Jörg Dittrich warnt vor dramatischen Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft.
Handwerkspräsident Jörg Dittrich hat vor einem Kollaps der Baubranche gewarnt. "Wir fahren beim Bau mit hohem Tempo auf eine Mauer zu, und die Bundesregierung schafft es einfach nicht, auf die Bremse zu treten", sagte Dittrich der "Bild am Sonntag". "Das Baugewerbe mit seinen 2,33 Millionen Beschäftigten ist eine Schlüsselbranche für das Handwerk. Und dieser Sektor droht gerade komplett einzubrechen."
Noch würden Projekte abgearbeitet, die vor mehreren Jahren beschlossen und finanziert worden seien. Die Baufinanzierungen für künftige Projekte seien eingebrochen. "Wenn die Politik nicht gegensteuert, wird sich das im Abbau von Kapazitäten niederschlagen", sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Die Ampel rede zwar dauernd von "Deregulierung" und "Entfesselung", mache am Ende aber nichts: "Die Regularien sind noch genauso kompliziert, die beschlossenen Förderprogramme sind ein Tropfen auf den heißen Stein."
Forderung nach "Aufbruchssignal"
Hohe Baupreise und gestiegene Zinsen belasten seit Monaten die Nachfrage auf dem Bau. Vor allem der Wohnungsbau stockt. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) hat steuerliche Anreize vorgeschlagen, um den Wohnungsbau anzukurbeln.
Angesichts der Talfahrt in der Bauwirtschaft hatte Dittrich schon Anfang August gewarnt, die Lage drohe dramatisch zu werden, mit weitreichenden Auswirkungen für die Wirtschaft und Gesellschaft. Nötig seien ein "Aufbruchssignal" sowie ein Handlungsfahrplan. Dittrich forderte seinerzeit, alle Entscheider müssten an einen Tisch. Dazu gehören Pfandbriefbanken und Kreditinstitute, die Wohnungswirtschaft, das Handwerk, die Bauindustrie und die dafür relevanten Ministerien – und hier nicht allein das Bauministerium, sondern auch das Wirtschafts- und das Finanzministerium.
- Nachrichtenagentur dpa