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Flughafen-Streiks | ADV-Chef Ralph Beisel: "Das ist eine Katastrophe"


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Flugverkehr wieder lahmgelegt
"Das ist eine nie dagewesene Eskalation"

InterviewVon Nilofar Eschborn

17.02.2023Lesedauer: 3 Min.
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Passagiere am Flughafen München: Am Freitag fliegt hier nichts ab. (Quelle: IMAGO/Rolf Poss)
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An sieben Flughäfen bleiben die Maschinen am Freitag am Boden. Verdi fordert mehr Geld für das Personal – jetzt kommt die Arbeitgeberseite zu Wort.

Im Kampf um mehr Geld für die Beschäftigten von Bund und Kommunen legt die Gewerkschaft Verdi am Freitag sieben Flughäfen in Deutschland lahm: In München, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart, Dortmund, Hannover und Bremen bleiben die Flieger am Boden. Mehr dazu lesen Sie hier.

Die Forderungen der Arbeitnehmerseite sind bekannt: Sie wollen 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen. Doch wie argumentieren die Arbeitgeber in den Verhandlungen? Im Gespräch mit t-online erklärt Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV), warum ein Streik an diesem Freitag besonders problematisch sei.

t-online: Herr Beisel, die Gewerkschaft Verdi legt heute sieben Flughäfen gleichzeitig lahm. Haben Sie so etwas schon einmal erlebt?

Ralph Beisel: Nein. Dieser Streik ist eine nie dagewesene Eskalation. Wir respektieren das Recht der Arbeitnehmer zu streiken. Aber wenn sieben Flughäfen und damit rund zwei Drittel der Fluggäste in Deutschland betroffen sind, dann ist das fast schon ein Generalstreik. Die wichtigen Drehkreuze in München und Frankfurt am Main stehen still – das ist eine Katastrophe. Dabei steht nächste Woche erst die zweite Verhandlungsrunde an.

Verdi rechtfertigt den Streik damit, dass die Flughäfen noch kein weiteres Angebot für diese Verhandlungen unterbreitet haben.

Es ist so: In der ersten Verhandlungsrunde beschnuppert man sich. Da klopft man erst mal den Rahmen ab. Danach setzt man sich mit konkreten Zahlen auseinander. Wir haben auch großes Interesse daran, dass wir zu einem guten Ergebnis kommen. Aber dieses Ausmaß des Streiks zu diesem Zeitpunkt ist nicht angemessen. Einen ganzen Tag die Arbeit niederzulegen, das ist kein Warnstreik mehr. Da missbraucht Verdi die Flughäfen als öffentliche Schaubude.

Inwiefern?

Verdi will doch nur, dass jeder den Streik mitbekommt. Wir fühlen uns da ziemlich ausgeliefert.

Das wollen Gewerkschaften doch immer. Und wenn etwa Mitarbeiter der Deutschen Bahn ihre Arbeit niederlegen, dann hat der Streik doch auch Auswirkungen im ganzen Land, oder?

Ja, natürlich. Aber jetzt geht es auch um die internationale Anbindung Deutschlands. Das schadet dem Image unseres Landes. Zum einen wäre da die Münchner Sicherheitskonferenz. Privatmaschinen können zwar landen, aber es geht ja auch um die Teilnehmer unterhalb der Ebene der Staatschefs. Viele Mitarbeiter und Gäste reisen gewiss mit Passagierflugzeugen – und die kommen nicht durch.

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Und Ihr anderer Kritikpunkt?

Zum anderen kommen wegen des Streiks wichtige Hilfsgüterlieferungen für Erdbebenopfer nicht an.

Aber es heißt doch, dass Hilfsflüge in die Türkei und nach Syrien vom Streik ausgenommen sind.

Ja, reine Frachtflieger kommen raus. Aber die Belly-Fracht bleibt am Boden, also jene Hilfsgüter, die an Bord von Passagierflugzeugen transportiert werden sollten. Am Flughafen Köln/Bonn, wo viele Mitarbeiter türkische Wurzeln haben, hat man deshalb gesagt, dass man sich an dem Streik nicht beteilige.

Worin sehen Sie außerdem Probleme?

Der Streik trifft nicht nur den Luftverkehr privat reisender Passagiere, sondern auch die Wirtschaft. Das ist bitter. Die Flugausfälle beeinträchtigen bestimmt auch Geschäftsabschlüsse.

Die Arbeitnehmer fordern mehr Geld, um dem Arbeitskräftemangel mit attraktiveren Arbeitsbedingungen entgegenzuwirken – und künftig Situationen wie im vergangenen Sommer zu vermeiden. Ist das nicht auch in Ihrem Interesse?

Uns ist auch sehr daran gelegen, dass wir ein attraktiver Arbeitgeber sind und bleiben. Wir wollen alles daran setzen, dass zum Beispiel auch der nächste Sommer gut wird. Aber dass wir nächste Woche ein konkretes Angebot vorlegen werden, kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht versprechen.

Warum nicht?

Aus Sicht der Flughäfen kann ich nur sagen: Wir kommen aus 2,5 Jahren Corona-Pandemie. Es gibt immer noch gigantische Schulden auf Unternehmensseite und die Mehrzahl schreibt Verluste. Deshalb müssen wir zusammenkommen und ein für beide Seiten faires Angebot finden.

Herr Beisel, vielen Dank für dieses Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Ralph Beisel am 16.02.2023
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