Ministerium widerspricht Hakle-Chef gibt zu späten Staatshilfen Mitschuld an Pleite
Das Traditionsunternehmen Hakle ist pleite. Nun äußert sich der Chef des Toilettenpapierproduzenten erstmals – und kritisiert das Wirtschaftsministerium.
Der Chef des insolventen Toilettenpapierherstellers Hakle macht auch die verzögerte Auszahlung von Staatshilfen für seine Insolvenzanmeldung verantwortlich. "Hätten wir die Staatshilfe schneller bekommen, wären wir jetzt nicht zahlungsunfähig", sagte Inhaber Volker Jung dem "Handelsblatt".
"Wir reden von einem siebenstelligen Betrag, der uns zugestanden hätte, und den wir dringend zur Finanzierung unserer Energiekosten gebraucht hätten."
Hakle aus Düsseldorf hatte vergangene Woche Antrag auf Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Im August habe das Unternehmen sechsmal so viel Geld für Gas und Strom bezahlt wie im Vergleichsmonat 2019, sagte Inhaber Jung dem "Handelsblatt".
Der Staat hatte Unternehmen wie Hakle Unterstützung durch das Energiekostendämpfungsprogramm zugesagt. Nach eigenen Angaben stellte Hakle am 18. Juli einen Antrag.
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Ministerium: Unterlagen haben gefehlt
"Mitte August haben wir nachgefragt. Vom zuständigen Amt hieß es, dass sie noch das IT-System dafür aufbauen müssten", sagte Jung der Zeitung. Bis zum Insolvenzantrag habe Hakle "keinen Cent gesehen", nun sei das Unternehmen nicht mehr empfangsberechtigt.
Auf Anfrage der Zeitung teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit, es habe "mehrfach Rückfragen bei dem Unternehmen wegen fehlender Angaben und Unterlagen" gegeben. Das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sei nicht über eine unmittelbar bevorstehende Insolvenz informiert worden. Es gebe keine IT-Probleme, die eine Auszahlung verhinderten.
Hakle-Chef Jung fordert einen Preisdeckel beim Gaspreis. "Wenn die Politik es nicht schafft, die Energiepreise zügig zu stabilisieren, dann stehen wir am Beginn einer großen Insolvenzwelle in Deutschland."
- Nachrichtenagentur AFP