Schwächelnde Weltwirtschaft Deutsche Exporte stimmen Ökonomen pessimistisch
Deutschlands Unternehmen exportieren weniger Waren ins Ausland. Führende Ökonomen sind ob dieser Entwicklung besorgt.
Dämpfer für Deutschlands Exporteure: Von Juni auf Juli des laufenden Jahres sanken die Ausfuhren um 2,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahresmonat allerdings ergab sich nach Berechnungen der Wiesbadener Behörde ein Exportplus von 14,3 Prozent.
Insgesamt wurden im Juli Waren "Made in Germany" im Wert von 131,3 Milliarden Euro ins Ausland geliefert. Von Januar bis einschließlich Juli 2022 summierten sich die deutschen Ausfuhren auf 886,9 Milliarden Euro. Das ist trotz der Verwerfungen infolge des Krieges in der Ukraine und eines Einbruchs im Geschäft mit Russland ein Plus von 13,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum.
Die Zahlen stimmen viele Ökonomen in Deutschland dennoch pessimistisch. "Der Handel ist nicht länger ein Wachstumsmotor, sondern hat sich zu einem Hemmschuh für das deutsche Wachstum entwickelt", sagt Carsten Brzeski, Chefsvolkswirt bei der ING. "Reibungen in der globalen Lieferkette, geopolitische Risiken und steigende Produktionskosten sind die offensichtlichen Ursachen für diesen neuen Trend."
Ökonom: Das ist keine "Eintagsfliege"
Da Deutschland besonders exportstark ist, schlägt sich eine ruckelnde Weltwirtschaft bei uns stärker nieder als in anderen Ländern. Das wird auch in den kommenden Jahren zu Dämpfern für die Wirtschaftsleistung führen.
"Das negative Vorzeichen bei den Exportzahlen ist keine Eintagsfliege, sondern wird in den kommenden Monaten häufiger auftauchen", sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP-Bank. "Die gute Exportbilanz der vergangenen zwei Jahre wird sich nicht fortsetzen lassen", prognostiziert er.
Wasserstände und Energiepreise als neue Herausforderungen
Brzeski sieht ebenfalls langfristige Schwierigkeiten für die deutsche Exportwirtschaft – auch wenn sich die Lieferketten in den kommenden Monaten im Vergleich zu den Pandemiejahren entspannen sollten.
"Gleichzeitig stellen jedoch niedrige Wasserstände, hohe Energiepreise und die mögliche grundlegende Veränderung von Lieferketten und Produktionsprozessen aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten klare Wachstumshemmnisse dar", sagt der ING-Chefvolkswirt.
Die positive Jahresbilanz ist daher offenbar kein Zeichen einer Beruhigung. Für die kommenden Monate könnten die Zahlen von Juli deutlich repräsentativer sein.
- Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters und dpa