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Schweizer UBS übernimmt Credit Suisse: Was das für Deutschland bedeutet


Übernahme der strauchelnden Credit Suisse
Was der Schweizer Bankencrash für Deutschland bedeutet

Von dpa, mm

Aktualisiert am 20.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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"Alle haben Angst vor dem Kollaps": Die Flagge der Schweiz weht neben dem Logo der Schweizer Bank Credit Suisse in Luzern. (Quelle: Michael Buholzer/KEYSTONE/dpa/dpa)
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Die Übernahme der Credit Suisse durch die Großbank UBS verhindert einen möglichen Flächenbrand in Europas Finanzsektor. Warum ist die Bank gestrauchelt?

Es ist ein gewaltiges Beben in der europäischen Bankenszene. Die Übernahme der strauchelnden Credit Suisse durch ihre größere Konkurrentin UBS soll Ruhe in die nervösen Finanzmärkte bringen. "Der Bundesrat ist überzeugt, dass die Übernahme die beste Lösung ist, um das Vertrauen wiederherzustellen", sagte der Schweizer Bundespräsident Alain Berset am Sonntagabend.

Es ist die größte Bankenrettung seit der Finanzkrise ab 2008. Doch wie kam es überhaupt dazu? Und was bedeutet das für Deutschland? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Warum ist die Credit Suisse gestrauchelt?

Aus Sicht von Analysten hat sich die altehrwürdige Bank, Jahrgang 1856, mit jahrelangem Missmanagement und Risikogeschäften selbst ins Abseits manövriert. Zwischen 2016 und 2019 machte etwa die Bespitzelung eines ehemaligen Credit-Suisse-Bankers, der zum Konkurrenten UBS gewechselt war, weltweit Schlagzeilen. Bei den Risikogeschäften des Hedgefonds Archegos und der Greensill-Fonds verlor die Bank bei deren Zusammenbruch Milliarden. Seit der Veruntreuung von Vermögenswerten liefert sich die Bank zudem einen zähen Rechtsstreit mit einem georgischen Milliardär.

Das Vertrauen in die Credit Suisse war also schon gesunken. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank vor zehn Tagen und die daraus resultierende Angst vor einer möglichen weltweiten Bankenkrise riss sie noch tiefer in den Abwärtsstrudel. Am Mittwoch brachten Äußerungen eines saudischen Großaktionärs das Fass zum Überlaufen. Der Aktienkurs brach in der Folge um zeitweise 31 Prozent ein.

Warum hat das Management versagt?

Abzocker-Mentalität in den Teppich-Etagen der Bank macht der "Tages-Anzeiger" als einen Grund aus. Die Zeitung hat aus den Geschäftsberichten errechnet, dass die Bank seit 2013 zwar kumuliert 3,2 Milliarden Franken Verlust machte, die Spitzenmanager aber im selben Zeitraum 32 Milliarden Franken (32,2 Mrd. Euro) an Boni einsteckten.

Hätten Behörden früher intervenieren müssen?

Für den Banken-Branchendienst "Inside Paradeplatz" haben die Schweizer Nationalbank, die Finanzaufsicht und die Regierung versagt. Sie hätten der Bank spätestens seit Herbst, als Zweifel an einer Zukunft der Credit Suisse lauter wurden, kritische Fragen stellen müssen, schrieb der Herausgeber Lukas Hässig am Sonntag. Dann hätte das Ruder noch herumgerissen werden können. Das passierte nicht. "Auf der Brücke der Helvetia hat in den letzten Jahren ein Panik-Orchester das Kommando übernommen", schrieb Hässig. "Dieses schaute monatelang tatenlos zu, wie die CS-Titanic mit voller Fahrt auf den Eisberg zuraste." Helvetia ist die lateinische Bezeichnung der Schweiz.

Wie wichtig ist die Credit Suisse?

Die Credit Suisse gehört – genau wie die UBS – zu den 30 Banken, die weltweit als systemrelevant gelten. Diese Einordnung stammt vom internationalen Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board, FSB), der das internationale Finanzsystem überwacht. Die Banken gelten als "too big to fail" – zu bedeutend, um sie pleitegehen zu lassen. Auch die Deutsche Bank steht auf der Liste.

Die systemrelevanten Banken sind international stark vernetzt. Scheitert eine Institution, könnten auch andere Großbanken ins Straucheln geraten. Die gelisteten Banken unterliegen deswegen besonderen Sicherheitsauflagen.

Zusammen mit der Credit Suisse wird die UBS nun eine Mammutbank, größer als die Deutsche Bank. Sie wird eine Bilanzsumme von mehr als 1,5 Billionen Franken haben (Daten von Ende 2022). Die Deutsche Bank hatte zu dem Zeitpunkt gut 1,3 Billionen Euro.

Was bedeutet das für Deutschland?

Das ist noch unklar. Zu Beginn der Handelswoche konnte die "Notfallrettung" der Schweizer Großbank die Investoren am deutschen Aktienmarkt zunächst nicht beruhigen. Der Dax knüpfte am Montagmorgen an seine zuletzt hohen Verluste an, glich das Minus bis zum Vormittag aber nahezu aus. Die Kurse der Deutschen Bank und der Commerzbank sackten ab. Mehr dazu lesen Sie hier.

Dass es in Deutschland jenseits dieser Kursverluste zu größeren Problemen kommt, glauben viele Analysten und Finanzaufseher jedoch nicht. "Wir sehen aktuell für das deutsche Finanzsystem keine direkte Ansteckungsgefahr aus den Problemen stark technologieorientierter amerikanischer Banken", erklärte die deutsche Finanzaufsicht Bafin am Mittwoch. "Wir behalten die Marktentwicklungen aber weiterhin im Blick und berücksichtigen sie im Rahmen unserer laufenden Aufsicht."

DIW-Präsident Marcel Fratzscher hingegen sieht eine Gefahr, dass die Krisen um die Credit Suisse und die Silicon Valley Bank sich auf die deutsche Konjunktur durchschlagen könnten. "Niemand kann zu diesem Zeitpunkt ausschließen, dass es auch in Deutschland und Europa zu einer Bankenkrise mit signifikanten Kosten für Wachstum und Wohlstand kommen wird", sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Die systemischen Risiken im Finanzsystem seien heute allerdings deutlich geringer als nach der Lehman-Pleite im September 2008.

"Meine größte Sorge heute ist, dass es zu einer Panik in den Kapitalmärkten und bei Anlegern und Sparern kommt, da niemand weiß, welche Banken noch in Schieflage geraten könnten", warnte Fratzscher. "Eine solche Panik könnte zu sogenannten selbsterfüllenden Erwartungen führen. Dies bedeutet, dass die Sorge um die Liquidität von Banken die Existenz von solchen Banken gefährdet, die ansonsten solvent wären."

Was ist anders gegenüber der Finanzkrise?

Anders als in der Finanzkrise, als viele Banken durch plötzlich wertlos gewordene Ramschhypotheken in die Bredouille kamen, macht den Banken aktuell die Zinswende in den USA und im Euroraum zu schaffen. Es kam zu Kursverlusten an den Märkten, etwa für Staatsanleihen. Zum Problem wird dies vor allem, wenn Banken die Papiere vor Ende der Fälligkeit verkaufen. Dazu sah sich die Silicon Valley Bank gezwungen, weil Anleger drohten, ihre Gelder abzuziehen, wenn sie nicht höhere Zinsen bekommen. Die daraus resultierenden Verluste brachen ihr das Genick.

Ist die Welt besser gewappnet als 2008?

Um die Branche krisenfester zu machen, wurden die Regularien verschärft. So müssen Banken inzwischen deutlich mehr Eigenkapital vorweisen, mit dem sie in Krisen Verluste abpuffern können. Zudem werden seit 2016 in Europa im Fall der Schieflage eines Instituts zunächst Eigentümer und Gläubiger zur Kasse gebeten. Erst als letztes Mittel geht es an Einlagen von Sparern sowie Gelder aus einem von den Banken finanzierten Krisenfonds (Single Resolution Fund). Darin waren zuletzt rund 66 Milliarden Euro.

Wie sind die Ersparnisse bei Banken abgesichert?

Die Spareinlagen von Kunden sind in Deutschland im Fall einer Bankenpleite bis zu 100.000 Euro pro Person gesetzlich geschützt. Darüber hinaus sichern fast alle Kreditinstitute weit über das gesetzliche Maß hinaus Kundengelder freiwillig ab. Bei privaten Banken sind nach Angaben des Bundesverbands deutscher Banken in der Regel je Kunde mindestens 750.000 Euro Einlage pro Bank geschützt. Bei vielen Instituten liegen die Sicherungsgrenzen noch höher. Ähnlich ist es bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • handelsblatt.com: Wie es zum tiefen Fall der Credit Suisse kommen konnte (kostenpflichtig)
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