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Haltungsproblem: Warum Smartphone-Nutzer häufig an Nackenschmerzen leiden


Haltungsfehler vermeiden
So schwer fühlt sich Ihr Smartphone für den Nacken an

Millionen Deutsche nutzen täglich ihr Smartphone – teils über mehrere Stunden. Wer dabei nicht aufpasst, schadet langfristig seinem Körper. Doch mit nur einem simplen Trick lässt sich das verhindern.

07.07.2018|Lesedauer: 3 Min.

Millionen Deutsche tragen täglich einen vollen Wasserkasten um den Hals – bildlich gesprochen. Denn mit dem Gewicht eines Wasserkastens – etwa 20 Kilo – belasten Smartphone-Nutzer ihre Halswirbelsäule, wenn sie den Kopf zu weit nach vorne neigen, um auf ihr Gerät zu starren. Ein aufmerksamer Blick im Alltag zeigt: Viele Menschen laufen so rum.

Schmerzen im Nackenbereich: Wer ständig in unnatürlicher Haltung aufs Smartphone schaut, leidet am sogenannten Handynacken.Vergrößern des Bildes
Schmerzen im Nackenbereich: Wer ständig in unnatürlicher Haltung aufs Smartphone schaut, leidet am sogenannten Handynacken. (Quelle: Christin Klose/dpa)

Die Folge sind Schmerzen im Nackenbereich: "Handynacken" ("text neck") wird dieses Phänomen genannt. Der Mediziner Kenneth Hansraj berechnete 2014 eine Ursache für das Problem: Wer seinen Kopf gerade hält, belastet die Halswirbelsäule mit etwa vier bis sechs Kilo – das Gewicht des Kopfes. Wer das Körperteil aber um 15 Grad vorneigt, erhöht den Druck bereits auf 12 Kilo. Und bei 45 Grad, also wie viele Menschen aufs Smartphone schauen, sind es schon 20 Kilogramm. Hansraj veröffentlichte seine Ergebnisse in der Fachzeitschrift "Surgical Technology International".

Millionen Deutsche potentiell betroffen

Orthopäde Bernd Kladny warnt vor Folgen solcher Belastung: "Dafür ist die Muskulatur nicht gedacht. Das überfordert sie und verursacht Schmerzen", sagt der Mediziner. "Langfristig kann es sogar zu einem Verschleiß der Wirbelsäule kommen. So ein Problem tritt für gewöhnlich bei körperlich hart arbeitenden Menschen auf."

Kladny ist Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie an der Fachklinik Herzogenaurach sowie Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. Laut dem Orthopäden sind nicht nur Smartphone-Nutzer, sondern generell Menschen betroffen, die bei der immer gleichen Arbeitshaltung den Kopf vorneigen – beispielsweise bei Schreibtischarbeit.

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Die Verbreitung von Smartphones in den letzten Jahren kann das Problem verstärken: Laut dem Statistik-Portal "Statista" nutzten Deutsche 2015 ihr Smartphone im Schnitt etwa zwei Stunden täglich. 18- bis 29-Jährige sogar vier Stunden. Aufs Jahr umgerechnet sind das etwa 700 bis 1.400 Stunden Smartphone-Nutzung, die mit schlechter Haltung verbunden sein könnten. In seiner Studie schreibt Mediziner Hansraj: "Es wäre sogar möglich, dass High-School-Schüler bis zu 5.000 Stunden zusätzlich in schlechter Haltung verbringen."

Auch Kinder und Jugendliche sind gefährdet

Tatsächlich kann dauerhafte Fehlhaltung Heranwachsenden besonders schaden, sagt der Orthopäde Kladny: "Das wachsende Skelett ist anfälliger für Störungen", sagt der Mediziner. "Damit Gelenke und Muskulatur sich gut ausbilden, ist für Heranwachsende Bewegung besonders wichtig."

Untersuchungen zu Schäden durch übermäßige Smartphone-Nutzung für Minderjährige sind noch selten. Eine Studie von 2017 der Universität Beirut erforschte beispielsweise Risikofaktoren und Komplikationen durch Nackenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen. Die Forscher befragten dazu 207 minderjährige Patienten, bei denen Nackenschmerzen diagnostiziert wurden. Dabei wurden Probanden ausgeschlossen, die aufgrund von Verletzungen oder angeborenen Erkrankungen an Schmerzen litten. Bei den restlichen 180 Patienten stellten die Forscher fest: Alle beugten sich bis zu 45 Grad nach vorne, wenn sie Smartphones oder Tablets nutzten.

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Ausgleich vom Smartphone

Wer Schäden der Halswirbelsäule vermeiden will, dem rät Orthopäde Kladny zu Bewegung: "Der Mensch ist ein Lauftier, kein Faultier. Dafür ist unser Körper evolutionstechnisch gebaut", sagt Kladny. "Wer viel Smartphones oder Tablets nutzt, sollte sich bewegen und oft seine Position wechseln." Konkret rät der Mediziner, nicht ständig in gebeugter Haltung über dem Gerät zu sitzen. Nutzer sollen sich beispielsweise auch mal hinlegen.

In einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie von 2016 finden sich noch weitere Tipps: Nutzer mobiler Geräte sollen unter anderem regelmäßig Pausen einlegen und auch Lockerungsübungen machen. Beispielsweise den Kopf von rechts nach links bewegen. Wer viel im Alltag sitzt, sollte zudem auf seine Haltung achten: Gerade mit entspannten Schultern sitzen und die Fuße am Boden nebeneinander stellen. Auch ist es ratsam, zwei bis dreimal die Stunde aufzustehen und sich zu bewegen.

Auch wichtig: Sport. Auf strikte Vorgaben, wie zum Ausgleich drei Mal die Woche ins Fitnessstudio zu gehen, verzichtet Orthopäde Kladny aber. Wichtig sei es, das zu tun, was einem Spaß macht. Beispielsweise spazieren gehen oder Treppen steigen statt mit dem Aufzug zu fahren. "Wenn wir unsere Muskulatur nicht nutzen, verkümmert sie", sagt Kladny. "Dann ist der Körper nicht mehr leistungsfähig."

SMS-Daumen kann ebenfalls Gelenkprobleme verursachen

Ein weiteres Problem, das übermäßige Smartphone-Nutzung verursachen kann: Schmerzen im Daumenbereich, der sogenannte "SMS-Daumen". In der Fachsprache heißt das Sehnenscheidenentzündung. Laut Kladny ist hier die monotone Position des Daumens ein Problem. Das kann zu einer Überlastung der Sehnen führen. Auch wer viel an der Tastatur tippt, kann von solchen Problemen betroffen sein.

Kladny rät hier zu Ausgleichsbewegungen: Wer viel bei der Arbeit tippt, sollte in seiner Freizeit nicht dauernd am Computer sitzen. "Und der wichtigste Tipp", sagt Kladny. "Einfach mal das Smartphone abschalten."

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