Ständig erreichbar Wenn das Handy das stille Örtchen erobert
E-Mails
"Das Büro ist da, wo ich bin", sagt Julia Leihener, verantwortlich für eEtiquette@work und Leiterin in der nutzerorientierten Forschung und Innovation bei der Telekom. Das Internet und mobile Geräte wie Smartphones und Tablets machen es möglich.
Telefonkonferenzen auf dem Klo
Die Technik macht es aber auch schwerer, die Balance zwischen online und offline, Arbeit und Privatleben zu finden. Das führt mitunter zu peinlichen Situationen: "Neulich in der Telko rauschte laut und deutlich die Klospülung bei einem Teilnehmer. Die Folge: Betretene Stille. Und jeder fragte sich insgeheim, wer das wohl war", berichtet ein Teilnehmer der Studie.
Andere können den Freiräumen, die Telefonkonferenzen ohne Blickkontakt bieten, mehr abgewinnen: "Bei uns finden täglich stundenlange Telkos statt", erzählt eine Studienteilnehmerin aus ihrem Arbeitsalltag. "Wenn ich im Homeoffice bin, gehe ich manchmal währenddessen duschen." Das Mikrofon habe sie dabei natürlich auf "stumm" geschaltet und ihr Smartphone sei wasserdicht.
Fehlende Balance zwischen Arbeit und Freizeit
Weniger belustigend sind die Ergebnisse einer Studie des Branchenverbandes Bitkom zum Thema "Arbeiten in der digitalen Welt", auf die sich auch die Metastudie der Deutschen Telekom bezieht. Demnach waren 88 Prozent der Arbeitnehmer bereits 2011 auch außerhalb der Arbeitszeit per Handy oder E-Mail erreichbar. Ein Drittel aller Berufstätigen fühle sich stark erschöpft oder sogar ausgebrannt. Laut Krankenkassen und Gesundheitsexperten sei oft eine fehlendes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit die Ursache.
Um solche negativen Nebenwirkungen zu verhindern, hat das Team um Leihener die eEtiquette erarbeitet – 30+1 Empfehlungen zur Zusammenarbeit in der digitalen Welt. Kurze Sätze sollen als praktische Entscheidungshilfen dienen.
Lektion 1: Einfach mal abschalten
Wir müssen lernen, die Informationskanäle besser zu dosieren, fordern Leihener und der renommierte Unternehmensberater Jürgen Erbeldinger. Ansonsten drohe ein "digitaler Kater" – ähnlich wie nach einer durchzechten Nacht.
Es gilt, gezielt Phasen der Nicht-Erreichbarkeit einzuplanen und bewusster zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden, erklärt Leihener weiter. "Schau' mir in die Augen statt auf Dein Display. Dein Gegenüber ist wichtiger als sein Tweet", lautet eine der 30 Empfehlungen.
Lektion 2: Bewusst anschalten
Eine vollkommene Abschottung von den neuen Medienkanälen sei allerdings auch nicht der goldene Weg. Das traditionelle Büro wird es bald nicht mehr geben, meint Erbeldinger. Der Arbeitsalltag wird sich zunehmend in virtuellen Räumen über Online-Plattformen abspielen. Das Büro diene dann nur noch als eine Art Hafen für persönliche Kontakte.
"Deshalb ist eine eEtiquette@work so wichtig, vor allem für virtuelle Teams, die über digitale Kommunikationskanäle zeitversetzt zusammenarbeiten. Allerdings nicht als Dogma. Wir sehen sie eher als Denkanstoß und präsentieren sie mit einem Augenzwinkern", sagt Leihener.
Impulse für neues Denken: Diskurs zur "Zukunft der Arbeit"
Die Macher der Studie möchten einen Impuls für den gesellschaftlichen Diskurs zum Thema ,Zukunft der Arbeit’ geben. Diskutieren, kommentieren und verfolgen kann man das Projekt auf der Website www.work.eetiquette.de sowie auf Facebook.com/eEtiquette, und Twitter.com/101eE unter dem Hashtag #eEwork.