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Huawei: Warum Chinas Handy-Gigant unter Spionageverdacht steht


Chinas Handy-Gigant
Warum Huawei unter Spionageverdacht steht

Von t-online, str

Aktualisiert am 31.01.2019Lesedauer: 3 Min.
Huawei-Firmenzentrale: Der Konzern aus China könnte beim 5G-Ausbau helfen. Doch westliche Staaten misstrauen Huawei.Vergrößern des Bildes
Huawei-Firmenzentrale: Der Konzern aus China könnte beim 5G-Ausbau helfen. Doch westliche Staaten misstrauen Huawei. (Quelle: Andy Wong/ap)
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Das Misstrauen gegenüber dem Telekom-Ausrüster Huawei wächst. Gleichzeitig sind die Staaten beim 5G-Ausbau auf die Zusammenarbeit mit den Chinesen angewiesen. Wie könnte eine Lösung aussehen?

In der Debatte um die Sicherheit von Netzelementen chinesischer Hersteller gerät Huawei international immer stärker unter Druck. Die USA versuchen, heimische Firmen am Kauf von Huawei-Ausstattung zu hindern. Australien und Neuseeland haben den Technologieriesen bereits vom 5G-Ausbau ausgeschlossen. Andere Länder könnten dem Beispiel folgen – auch in Europa. Woher kommt das Misstrauen gegenüber Huawei? Und warum zögern so viele Staaten, Gegenmaßnahmen zu ergreifen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

1. Warum ist Huawei so umstritten?

In der aktuell geführten Debatte geht es nicht nur um Huawei, sondern um die generelle Frage, ob chinesische Netzwerkausrüster vom Ausbau der 5G-Infrastruktur ausgeschlossen werden sollen. Strittig ist dabei, wie sehr die Ausrüstung "made in China" die Sicherheit der nationalen Netze gefährden könnte.

Infokasten: Was ist 5G?
5G steht für den nächsten weltweiten Mobilfunkstandard. Er soll Datengeschwindigkeiten ermöglichen, die mindestens 100 Mal schneller sind als die der aktuellen 4G-Netze und für sehr niedrige Reaktionszeiten sorgen. Zudem müssen keine Unterbrechungen während der Übertragung befürchtet werden. Künftige Schlüsseltechnologien wie etwa das autonome Fahren oder die Vernetzung von Maschinen in der Industrie können von diesen Bedingungen profitieren. Weltweit gibt es ein Wettrennen darum, wer die Technologie als erstes flächendeckend einführt.

Huawei ist einer der weltweit größten Anbieter von Basistechnologien für den Mobilfunk und zieht deshalb besonders viel Aufmerksamkeit auf sich. Hinzu kommt, dass der Konzern seit Längerem unter besonderer Beobachtung westlicher Geheimdienste steht.

Die USA werfen dem Konzern Industriespionage und Verstöße gegen die Iran-Sanktionen vor. Ende Januar hat das US-Justizministerium offiziell Anklage gegen den chinesischen Konzern erhoben. Dies sollte aber vor dem Hintergrund des schwelenden Handelskrieges zwischen den USA und China betrachtet werden.

2. Wie groß ist das Misstrauen gegenüber Huawei in Europa?

In Sicherheitskreisen wird seit Wochen darauf verwiesen, dass es bisher keine Hinweise auf eine Manipulation der Huawei-Geräte zur Spionage gebe. Gleichzeitig wird das Risiko betont, das durch spätere Software-Updates entsteht. Mit anderen Worten: Nur weil bisher noch keine eingebauten Spionagefunktionen in Huawei-Geräten entdeckt wurden, muss es nicht dabei bleiben.

Dabei richten sich die Bedenken nicht allein gegen Huawei als Firma. Was den Experten viel mehr Sorge bereitet, ist der chinesische Staat, der sich generell Zugriff auf Daten der Unternehmen vorbehält. Kein chinesisches Unternehmen kann sich diesem Einfluss widersetzen.

3. Wie wollen die EU-Länder mit den Sicherheitsbedenken umgehen?

Die EU-Kommission prüft Insidern zufolge einen Ausschluss von chinesischen Firmen wie Huawei beim Aufbau des neuen Mobilfunkstandards 5G in Europa. Das Ausloten der Möglichkeiten befinde sich noch im Anfangsstadium und die Umsetzung könnte sich als kompliziert erweisen, sagten vier EU-Vertreter am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.

Ähnlich sieht es in Deutschland aus: Auch die Bundesregierung hat sich bereits besorgt über die Zusammenarbeit des chinesischen Netzwerkausrüsters Huawei mit Geheimdiensten der Volksrepublik China geäußert. Ob ein Ausschluss von Huawei infrage kommt, soll geprüft werden. Zu welchem Ergebnis die Politiker kommen werden, ist noch völlig offen.

4. Wie könnten Gegenmaßnahmen aussehen?

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Falls die Bedenken gegenüber einer chinesischen Beteiligung am Netzausbau weiterhin zunehmen, könnten die Länder entsprechende Sicherheitsvorkehrungen treffen.

Ein mögliches Vorgehen der Kommission wäre, ein Gesetz für IT-Sicherheit von 2016 auf die neuen 5G-Netze auszuweiten und diese somit als kritische Infrastruktur einzustufen, berichtet Reuters. Damit müssten alle Mitgliedstaaten entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. EU-Firmen könnten keine Ausrüstung mehr von Ländern oder Unternehmen nutzen, die unter Spionageverdacht stünden.

5. Wie steht Huawei jetzt in der Telekom-Branche da?

Huawei selbst weist sämtliche Spionagevorwürfe natürlich zurück. Der Elektronikkonzern bekommt sogar Beistand aus der deutschen Wirtschaft. Kein Wettbewerber dürfe wegen des einfachen Verdachts einer Gefährdung der Sicherheit ausgeschlossen werden, sagte etwa BDI-Präsident Dieter Kempf.

Die Deutsche Telekom sucht aktiv nach einer Lösung, die verhindert, dass Huawei komplett verstoßen wird. Am Mittwoch legte der deutsche Konzern Vorschläge zur Erhöhung der Netzsicherheit vor. In einer Erklärung regten die Bonner unter anderem eine herstellerunabhängige Zertifizierung für alle kritischen Infrastrukturelemente vor deren Markteinführung an. Basis sollen dabei Tests durch unabhängige Prüflabore unter staatlicher Aufsicht sein. Zudem sollen sogenannte Quellcodes hinterlegt werden, damit Betreiber Schwachstellen beseitigen können. Die Telekom nehme die Debatte um die Sicherheit von Netzelementen chinesischer Hersteller sehr ernst.

Die Telekom erklärte weiter, sie greife bei den Netzwerkelementen auf mehrere Hersteller zurück. "Dennoch bewerten wir derzeit unsere Beschaffungsstrategie neu", so der Konzern.

6. Warum schließt man Huawei nicht einfach vorsichtshalber aus, so wie in Australien oder Neuseeland?

Das Problem ist: Es fehlt an Alternativen im Telekomsektor. Gerade beim 5G-Ausbau, der nun mit Hochdruck vorangetrieben werden soll, sind Politik und Wirtschaft auf eine gute Zusammenarbeit mit den Chinesen angewiesen. Ein Ausfall Huaweis könnte nicht von anderen Ausrüstern kompensiert werden, so die Befürchtung. Der 5G-Ausbau würde sich erheblich verzögern. In Deutschland soll die Versteigerung der 5G-Frequenzen in der zweiten März-Hälfte beginnen.

Hinweis: Das Portal t-online.de ist ein unabhängiges Nachrichtenportal und wird von der Ströer Digital Publishing GmbH betrieben.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
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