Elektronik Finnische Sauna: Zurück zu den Wurzeln
Es gibt viele gute Argumente, eine Sauna aufzusuchen: Da ist zum einen die Stärkung des Immunsystems und die vorbeugende Wirkung gegen Erkältungen. Auch für Haut, Kreislauf und den gesamten Bewegungsapparat ist der Wechsel aus Hitze und Kälte ein Jungbrunnen. Doch den wahren Grund für die Sauna kennen nur die Finnen – und die haben schließlich das Saunieren vor mehr als 1000 Jahren erfunden: Die Frauen sind am schönsten nach der Sauna.
Die finnische Saunakultur zählt nach Nokia zum wichtigsten Exportgut des dünnbesiedelten nordischen Landes. Auf gerade einmal fünfeinhalb Millionen Finnen kommen rund 3,2 Millionen Saunen. Daher darf bei keinem Bericht über Finnland das alte Sprichwort fehlen: "Wo auch immer zwei oder mehr Finnen zusammenkommen, dort wird in drei Wochen eine Sauna sein." In Deutschland gibt es nach Angaben des Deutschen Saunabund e.V. immerhin 1,7 Millionen private und 12.000 öffentliche Einrichtungen – allerdings bei 82 Millionen Einwohnern.
Saune, Ort der Geburt und des Todes
Hans-Jürgen Gensow vom Deutschen Saunabund und selbst Saunameister erklärt die Unterschiede zwischen finnischer und deutscher Saunakultur: "Früher auf dem Land war die Sauna zentraler Ort für die Reinigung. Hier wurden aber auch Kinder geboren und Tote aufgebahrt." Aus der ursprünglichen Erdgrube mit Zeltplanen aus Tierhäuten, entstand später die Rauch- und Blockhaussauna. Heute sind auch in Finnland Elektrosaunas üblich.
Mit dem Geschäftspartner in die Sauna
Aufgusszeremonien mit ätherischen Ölen, wie sie in deutschen Wellness-Tempeln gerne zelebriert werden, haben in einer finnischen Sauna nichts zu suchen. Der Saunagang ist in Finnland die natürlichste Sache der Welt und wird von Jung und Alt regelmäßig genossen. Er dient der körperlichen, aber auch seelischen Reinigung, so dass das Zeremoniell manchmal fast sakral wirkt. Lautes Schreien, Streitigkeiten oder gar Saufgelage sind daher verpönt. Auch ein Aufguss mit Bier oder sonstigen Alkoholika ist in Finnland nicht üblich. Ein kühles Bier nach dem Saunagang zu trinken, ist dagegen durchaus üblich.
Eine Einladung in die Sauna, wie sie auch manchmal unter Geschäftspartnern oder Politikern ausgesprochen wird, ist eine Ehre und sollte daher nicht leichtfertig abgesagt werden. Da in Finnland grundsätzlich nackt gesaunt wird, zeichnen sich Besprechungen bei einem gemeinsamen Saunabesuch durch ihre sprichwörtliche Transparenz aus. Nicht ohne Grund werden somit auch wichtige Entscheidungen in Finnland eher in der Sauna als in einem Sitzungsraum getroffen. Selbst finnische Firmen verfügen daher teilweise über eine eigene Sauna.
In der Sauna gilt Geschlechtertrennung
Anders als die lockere Art der Finnen vermuten lässt, gehen Frauen und Männer nur im Familienkreis gemeinsam in die Sauna. Gemischte, öffentliche Saunen gibt es in Finnland nicht. Wenn Sie in einer gemischten Gruppe in die Sauna gehen wollen, ist es durchaus üblich abzuklären, wer mit wem in die Sauna geht.
Finnen empfinden Nacktheit als etwas Natürliches, da sie soziale Hierarchien beseitigt. In der Sauna ist jeder Mensch gewissermaßen gleich. Sollten Sie keine Sauna-Erfahrung haben und sich völlig unbekleidet unwohl fühlen, können Sie auch Badekleidung tragen oder sich ein Handtuch umbinden. Finnen sind auch diesbezüglich tolerant und zeigen hierfür Verständnis.
Das Saunabier
Die traditionelle finnische Sauna ist ein kleines, alleinstehendes Holzhaus. Diese klassische Blockhaus- oder die selten gewordene Rauchsauna kommen hauptsächlich auf dem Land vor. Letztere besitzt keinen Schornstein, aus dem der Rauch abziehen kann. Sie wird schon viele Stunden vorher erhitzt. Bevor man die Sauna betritt, muss daher das Feuer gelöscht werden. Beide Arten von Haussaunen liegen möglichst an einem Gewässer, damit man nach den einzelnen Saunagängen baden und schwimmen kann, um sich abzukühlen. Sie besitzen zusätzlich oft eine kleine überdachte Veranda, auf der man zwischen den einzelnen Saunagängen sitzen, sich ausruhen oder ein Saunabier trinken kann.
Kein Wellness-Firlefanz
Ob klassische Blockhaussauna, ursprüngliche Rauchsauna oder elektrische Sauna in der Stadtwohnung – bunte Lichter, Aromadüfte und Musik haben in einer finnischen Sauna nichts zu suchen. Echte finnische Saunen sind eher schwach beleuchtet, bieten keine musikalische Untermalung und keinen Duft, außer dem nach frischer Birke und natürlichem Teer.
Der Innenraum ist komplett aus Holz verkleidet, um die Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben. Und davon gibt es reichlich in einer finnischen Sauna, da die Nordländer Handtücher in ihrem Heiligtum als unhygienisch empfinden. Kernstück der Sauna ist der sogenannte "Kiuas", ein mit Steinen bedeckter Saunaofen. Er heizt den Raum bis zu einer maximalen Temperatur von 105 Grad Celsius an der Raumdecke auf. Die Luftfeuchtigkeit beträgt dabei zwei bis fünf Prozent, kann aber durch den Aufguss kurzzeitig erhöht werden.
In finnischen Saunen gibt es keine Regeln dafür, wie häufig ein Aufguss gemacht wird. Wer Lust auf eine Dampfwolke (finnisch: Löyly) hat, fragt kurz in die Runde und schüttet Wasser über den Ofen. Dazu Risto Elomaa, Präsident der Internationalen Sauna-Gesellschaft: "Die Vorschrift, dass nur der Saunameister den Aufguss vollziehen und mit einem Handtuch die feuchte Luft zum Zirkulieren bringen darf, kennen wir in Finnland nicht." Auch bei der Länge des Saunagangs oder den Pausen gilt das oberste finnische Saunagebot "Erlaubt ist, was wohltut".
Deswegen sind Frauen nach der Sauna besonders schön
Eine absolute Besonderheit in der ursprünglichen finnischen Sauna ist der Einsatz von zusammengebundenen Birkenzweigen (finnisch: Vasta oder Vihta), mit denen man sich selbst oder gegenseitig sanft schlägt. Sie regen die Durchblutung an und erzeugen einen angenehmen frischen Duft in der Sauna. Da die Zweige mit Blättern besetzt sind, verursachen sie keine Schmerzen. Stattdessen sorgen sie dafür, dass die Haut glatt und weich wird, was besonders Frauen (und ihre Männer) zu schätzen wissen. Durch das Schwitzen in der Sauna werden Schadstoffe über die Poren abgegeben, zusätzlich wird die Haut von Talg und Schuppen gereinigt.
Im Sommer verwendet man möglichst frische Birkenzweige. Im Winter weicht man auf getrocknete Zweige aus. Mittlerweile kann man in finnischen Supermärkten auch tiefgefrorene Birkenzweigbündel kaufen. Beide Varianten werden vor dem Gebrauch in heißem Wasser eingeweicht, um sie geschmeidig zu machen. Das verwendete Wasser können Sie anschließend als Aufguss verwenden. Da Sie in der finnischen Sauna stark schwitzen – speziell die Abreibung mit den Birkenzweigen regt die Schweißproduktion an – sollten Sie zwischen den Saunagängen reichlich Flüssigkeit zu sich nehmen. Während man hierzulande meistens Wasser oder Tee trinkt, bevorzugen die Finnen Bier und Cidre.
Grillen in der Sauna
Während der typische Finne eher als ein verschlossener und wortkarger Charakter beschrieben wird, blüht er in der Saunaatmosphäre regelrecht auf. Hier wird geredet, getrunken – und manchmal sogar gegrillt. Letzteres dürfte für deutsche Saunameister wohl weiterhin ein absolutes Tabu bleiben. Da Finnen aber gerne das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, wird der heiße Saunaofen auch schon mal für das Braten von Würstchen zweckentfremdet.
Fazit: Die wichtigste Regel beim Besuch einer finnischen Sauna lautet, dass es keine richtigen Regeln gibt. Es kommt immer auf die Umstände und eine gegenseitige Rücksichtnahme an. Das Wichtigste ist, entspannen Sie sich, unterhalten Sie sich, trinken sie ein paar Gläser und genießen Sie das angenehme Gefühl nach dem Saunagang. Und vergessen Sie nicht, was die Finnen über Frauen nach der Sauna gesagt haben.