Apple TV 4K im Test Mehr Tempo und eine bessere Fernbedienung
Das neue Apple TV 4K gleicht dem Vorgänger optisch bis ins Detail. Doch im Inneren und mit der Fernbedienung bringt die Modellpflege interessante Neuerungen.
Die Streamingbox Apple TV zählt wohl zu den weniger bekannten Geräten des iPhone-Herstellers. Dabei ist die bierdeckelgroße Box Streaminggerät, Spielkonsole, Zugang zu Apple-Diensten und Smarthome-Zentrale in einem. Mit dem neuen Apple TV 4K gibt es nun die sechste Generation der Box. Zeit für einen Praxistest.
Die Einrichtung ist denkbar einfach. Auspacken, an den Strom hängen, HDMI-Kabel in den Fernseher. Wer schon ein iPhone hat, ist nach ein paar Tippern fertig und kann loslegen. Für Aufrüster ändert sich bei Benutzung und Ansicht nichts, auch Einsteiger finden sich im Menü mit den großen Kacheln schnell zurecht.
Gerade für Nutzerinnen und Nutzer älterer Fernseher ist eine Streamingbox wie der Umstieg auf ein neues Gerät. Mit allen bekannten Streaming-Apps, Mediatheken deutscher Fernsehsender, Spielen und anderen Apps wird das Menü des Altgeräts kaum noch genutzt.
Die drei größten Neuerungen sieht man dem Apple TV nicht an, in einem Fall fühlt man sie höchstens. Im Inneren arbeitet nun der A12-Bionic-Chip, der unter anderem das iPhone XS antreibt. Er beschleunigt das Apple TV im Vergleich zu Vorgängermodellen spürbar. Etwas unsichtbar sind HDMI 2.1, Wi-Fi 6 und der Funkstandard Thread. Dazu später mehr.
Neue Fernbedienung
Am auffälligsten ist die neue Fernbedienung Siri Remote. Sie ist nun vollständig aus recyceltem Aluminium gefertigt, hat scharfe Kanten, runde Formen und ein logischer gestaltetes Tastenfeld. Vorbei sind die Zeiten der Verwirrung, ob man nun auf "Menü" oder die "TV"-Taste drücken muss. Jetzt gibt es nur noch die "TV"-Taste. Problem gelöst. Die Tasten der neuen Siri Remote klicken allerdings auffällig laut.
Die Siri-Taste für Sprachsteuerung ist an die rechte Seite der Fernbedienung gewandert. Rechtshänder können sie nun mit dem Daumen schalten. Linkshänder müssen etwas krumm mit dem Zeigefinger umgreifen. Neu ist auch ein Ein- und Ausschalter. So kann mit der Fernbedienung auch der angeschlossene Fernseher aufgeweckt und abgeschaltet werden. Wer nur das Apple TV nutzt, braucht eine einzige Fernbedienung. Praktisch.
Auf der Fernbedienung können Nutzerinnen und Nutzer nun klicken und wischen, um zwischen Icons hin- und herzuspringen oder durch Filme zu spulen. Wer von der etwas unpräzisen Wischbedienung abgeschreckt ist: Üben lohnt sich. Der neue Schaltring der Fernbedienung wird während eines Films zur praktischen Spultaste. Per Fingerwisch im Uhrzeigersinn spult man fix vor, oder in entgegengesetzter Richtung zurück. Da kommen Erinnerungen an den alten iPod oder die Jog-Dial-Buttons von Videorekordern auf.
Mehr Farben und mehr Bilder pro Sekunde
Mit dem neuen Innenleben des Apple TV aus A12-Chip und HDMI 2.1 bringt Apple nun auch HDR-Video mit hoher Bildwiederholrate und Dolby Vision ins Spiel. Heißt für kompatible Fernseher: Videobild mit hohem Farb- und Kontrastumfang mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde, also mit 60 Hertz (Hz). Damit sollen nicht nur Filme besser aussehen, auch Sport soll flüssig über den OLED-,QLED- oder LCD-Schirm laufen.
Noch ist 4K-Bildmaterial mit HDR und 60 Hz rar, die Anbieter beginnen erst mit der Ausstrahlung. Etwa Redbull-TV, Canal+ und einige US-Sportsender. Wer ein iPhone 12 hat, kann auch selbst gefilmte 60-Hz-Videos via Airplay auf das Apple TV streamen.
Eine weitere neue Funktion: Farbabgleich. Mit Hilfe eines iPhones und dessen Lichtsensoren und Kameras lässt sich das ausgespielte Bild des Apple TV an den angeschlossenen Fernseher anpassen. Im Test ist das auf das eigene TV abgestimmte Bild anschließend etwas wärmer und freundlicher. Die Funktion steckt in den Einstellungen und heißt etwas missverständlich Weißabgleich. Sie gibt es mit dem Update auf tvOS 14.5 auch für das Vorgängermodell und das Apple TV HD.
Nicht neu, aber merklich schneller: Spiele über den Spieledienst Apple Arcade. Gerade 3D-Titel wie "Wonderbox", "Sonic Racing" oder "Redout: Space Assault" laufen flüssiger als auf dem Vorgängergerät mit A10X-Prozessor. Das Apple TV hält damit den Anschluss an iPhone, iPad und Co – schließlich läuft bei Arcade jedes Spiel auf nahezu jedem Apple-Gerät.
Mehr Möglichkeiten im Smarthome
Wer daheim Smarthomegeräte betreibt, kennt das. Je nach Gerät und Funkstandard braucht es noch eine Funk-Bridge, um Geräte ins Heimnetz einzubinden. Das Apple TV ist schon länger über Apples Homekit eine brauchbare Schaltzentrale für vernetzte Geräte wie Lampen, Kameras oder Schalter. Die neuste Generation hat nun noch den Funkstandard Thread an Bord.
Über diese Mesh-Funktechnologie kann das neue Apple TV wie schon der Lautsprecher Homepod Mini als alleinige Schaltzentrale dienen. Thread-fähige Geräte können ohne Umweg eingebunden und zum Beispiel per Sprache über Siri gesteuert werden. Thread als Steuerstandard steckt in immer mehr Geräten unterschiedlichster Hersteller.
Fazit: Gute Modellpflege
Das neue Apple TV 4K bringt im Vergleich zum Vorgänger mehr Tempo, ein paar sinnvolle technische Neuerungen und eine viel bessere Fernbedienung. Aufrüster von älteren Modellen können ohne Sorgen zugreifen. Das Apple TV 4K mit 32 Gigabyte (GB) Speicher kostet 199 Euro, die mit praktischeren 64 GB ausgestattete Version 219 Euro.
Wer allerdings bereits das Vorgängermodell hat, bekommt viele der neuen Funktionen auch durch neue tvOS-Updates. Dann lohnt der Umstieg nur, wenn man wirklich in den 4K-HDR-Bereich mit 60 Hz vorstoßen, oder das Heim mit Thread-Geräten ausstatten will.
Wer nur die neue Fernbedienung möchte, kann sie auch einzeln kaufen. Sie funktioniert mit den Vorgängermodellen Apple TV 4K sowie Apple TV HD und kostet 65 Euro.
- Nachrichtenagentur dpa