Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Entwicklerkonferenz WWDC Apple verbaut künftig eigene Super-Prozessoren in Macs
Apple hat anlässlich seiner Entwicklerkonferenz WWDC das kommende iPhone-Betriebssystem iOS 14 vorgestellt. Doch eine andere Ankündigung überstrahlte die Präsentation der zahlreichen Software-Neuerungen.
Apple will seine Macs künftig mit selbst entwickelten Prozessoren ausstatten. Das berichtete Apple-Chef Tim Cook anlässlich der Auftaktveranstaltung der Entwicklerkonferenz WWDC. Ganz überraschend kommt dieser Schritt zwar nicht, doch dass Cook sich nun nach rund 15 Jahren tatsächlich vom Chip-Partner Intel trennen will, ist wohl die große Sensation der diesjährigen WWDC. Kern der Präsentation stellten aber neue Funktionen der verschiedenen Apple-Betriebssysteme dar, konkrete neue Hardware-Produkte wurden dagegen nicht vorgestellt.
Die "Worldwide Developers Conference" ist, anders als Apples berühmte iPhone-Keynote im Herbst, eigentlich eine Veranstaltung für die Softwareentwickler-Gemeinde. Sie erfahren hier als erste, welche neuen Funktionen in den nächsten Betriebssystem-Versionen für iPhone, iPad, Mac und Co stecken werden. Doch während die WWDC sonst eine riesige Nerd-Party ist, konnten auch die App-Entwickler die Veranstaltung wegen Corona diesmal nur im Live-Stream verfolgen. Die wichtigsten News der Keynote im Überblick:
"Apple Silicon" statt Intel-Prozessoren
"Ein gigantischer Sprung nach vorne für den Mac" – so kündigte Tim Cook den Wechsel zu "Apple Silicon", also Apple Chips in den Mac-Computern an. Details zu den geplanten Chips verriet Cook zwar nicht – doch schon so ist klar, dass der Wechsel ein Meilenstein für Apple ist.
Seit 2006 setzt das Unternehmen bei seinen Mac-Computern auf Intel-Chips – und damit auf Hardware, die kompatibel mit Windows-PCs ist. Doch auch Apple ist bei der Chip-Entwicklung kein Neuling, schließlich stecken in allen übrigen Produkten – seien es iPhone, iPad oder AppleWatch – seit Jahren stets selbst entwickelte Prozessoren. Sie waren vor allem in den iPads jüngst so leistungsfähig geworden, dass sich Beobachter seit längerem fragten, wann auch die Mac-Plattform mit Apple-Chips betrieben werden würde.
Ende des Jahres sollen nun die ersten Mac-Computer mit Apple- statt Intel-Prozessor verkauft werden. Die kommende MacOS-Version 10.16 "Big Sur" ist bereits für die neue Prozessorarchitektur ausgelegt.
Damit der Übergang möglichst reibungslos verläuft, hat Apple eine Art Übersetzungssoftware entwickelt – Rosetta 2. Denn alle Programme, die in den vergangenen Jahren für die Intel-Macs geschrieben wurden, funktionieren auf Apples kommenden Prozessoren eigentlich nicht. Immerhin – laut Apple könnten viele Programme schon innerhalb von Tagen auf die neue Architektur umgerüstet werden. In vielen Fällen dürfte es aber auch deutlich komplizierter werden.
Wichtige Programme – etwa Microsofts Office-Anwendugen oder Adobes Photoshop – lägen bereits in angepassten Versionen vor, erklärte Apple und demonstrierte dies auch im Video. Viele andere Programme werden vermutlich nicht gleich zum Start in diesem Jahr verfügbar sein.
Apple will noch neue Intel-Macs vorstellen
Einen ganz harten Bruch mit der Intel-Generation will Apple aber offenbar – auch im Sinne seiner Kunden – vermeiden. Alle Macs mit Intel-Prozessor würden noch viele Jahre MacOS-Updates erhalten, man werde sogar noch einige Macs mit Intel-Prozessor vorstellen, versprach Apple.
Lange wird das Unternehmen Intel-Computer aber nicht mehr verkaufen – in zwei Jahren werde der Übergang abgeschlossen sein, erklärte Apple.
Erste Macs mit entsprechendem Prozessor gab es nicht zu sehen, auch keine Preise oder Leistungsdaten der kommenden Plattform. Was der Wechsel also für die Kunden bringen wird, lässt sich derzeit noch schwer beurteilen.
Embed
Eine neue Oberfläche in iOS14
Schwerpunkt einer jeden WWDC ist aber ohnehin die nächste iOS-Version. Sie wird typischerweise zusammen mit den übrigens Updates im Herbst veröffentlicht. Weniger typisch war, dass Fans in diesem Jahr bereits frühzeitig einen Vorgeschmack auf das kommende Betriebssystem erhielten. Eine Vorabversion der Software war im März an die Öffentlichkeit gelangt. Tatsächlich fanden sich einige der damals aufgespürten Highlights auch in dieser WWDC-Präsentation wieder:
Am interessantesten dürfte die neue Funktion App-Library sein. Sie sortiert alle Apps automatisch, sodass man selbst bei Hunderten von Apps nicht mehr den Überblick verliert. Verschiedene Ordner fassen die Programme auf nur einer Display-Seite zusammen. Die typische iOS-Ansicht bleibt zusätzlich aber erhalten – lässt sich auf Wunsch aber teilweise ausblenden.
Außerdem neu: Widgets. Die Ansichten für entsprechende Programme können in verschiedenen Größen und Formen dargestellt werden – und sie lassen sich nicht nur im Widgetfenster ganz links anzeigen, sondern können auch mitten zwischen den App-Symbolen platziert werden. Android bietet das übrigens bereits seit Jahren.
Und Siri bekommt ein neues Design. Wird die smarte Assistentin aufgerufen, ist statt einer bildschirmfüllenden Seite nur ein kleines Symbol zu sehen. Zudem werden Suchergebnisse nun in kleinen Popup-Fenstern dargestellt. Wer die Spracherkennung zum Diktieren nutzt, wird sich freuen, dass dies künftig ohne Cloudanbindung direkt auf dem iPhone berechnet wird.
Apps
Mit Translate erhält iOS eine eigene Übersetzungsapp – auch sie übersetzt offline auf dem Gerät und soll sich zudem für die Vermittlung zwischen zwei Gesprächspartnern unterschiedlicher sprachlicher Herkunft eignen.
CarPlay bietet bald einen digitalen Autoschlüssel. Damit lässt sich das eigene Auto per iPhone öffnen – der Schlüssel kann, zeitlich begrenzt, auch an andere Nutzer geschickt werden, etwa wenn man das Auto verleihen möchte. Die Funktion wird bereits in Kürze im neuen 5er-BMW verfügbar sein.
Sehr praktisch könnte zudem App Clip werden. Das ist eine Art Mini-App (kleiner als 10 MB), die man schnell und unkompliziert starten kann, ohne sie vorher über den AppStore herunterladen und installieren zu müssen. Auch das Einloggen soll automatisch klappen. Über einen Button auf einer Website oder ein NCF-Tag im Laden können die kleinen Mini-Apps dann unkompliziert und schnell gestartet werden.
iPadOS 14
Auf dem iPad dürfte die interessanteste Neuerung Scribble sein: Die Funktion erlaubt Nutzern mit dem Apple Pencil in jedes Textfeld zu schreiben. Ist die Handschrift nicht zu unleserlich, wird das Geschriebene anschließend als Text erkannt. Schreibt man eine Telefonnummer oder eine Adresse, lässt sich per Fingertipp zudem direkt die passende App öffnen.
AirPods und AirPods Pro
Spannend sind zwei Updates für die Apple-Kopfhörer. Künftig soll etwa der Wechsel zwischen verbundenen Geräten wie iPhone, iPad oder Mac automatisch passieren – je nach Bedarf.
Die AirPods Pro erhalten sogar ein echtes Upgrade: Spatial Audio. Der realistische Rundumklang kommt ebenfalls per Update. Besonders daran ist zudem, dass auch Bewegungen des Nutzers im Verhältnis zum Gerät mitberechnet werden: Dreht man den Kopf, passt sich der räumliche Effekt entsprechend an und bleibt – virtuell – im Raum stehen. Das Ganze soll auch mit Dolby Atmos funktionieren.
watchOS 7
Die Apple Watch kann künftig noch mehr Sportarten tracken – etwa auch verschiedene Tanzstile. Außerdem kommt die lange geforderte App zum Schlaftracking – die auch beim rechtzeitigen und entspannten Ins-Bett-Gehen unterstützen soll. Eine neue automatische Händewascherkennung hilft außerdem durch Einblendungen und mit Geräuschen dabei, dass die Hände auch wirklich ausreichend lang und gründlich geschrubbt werden.
Datenschutz
Außerdem verbessert Apple weiter seine Vorreiterfunktion in Sachen Datenschutz: Benötigt eine App den Standort des Nutzers, kann dieser künftig entscheiden, ob er die aktuelle oder nur eine sehr grobe Position mit der App teilen möchte. Überdies müssen Apps den Nutzer explizit um Erlaubnis fragen, wenn sie ihn tracken möchten.
Ohnehin soll die Entscheidung für datenschutzfreundliche Apps künftig schon im AppStore leicht fallen: App-Anbieter müssen künftig ein Privacy-Label ausfüllen, das auf einen Blick zeigt, welche Daten die Anwendung vom Nutzer abfragen möchte.
- Apple: WWDC-Stream
- Apple Pressemitteilungen