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Wikileaks-Mitgründer Julian Assange festgenommen: Der zweifelhafte Held


Wikileaks-Mitgründer Julian Assange
Der zweifelhafte Held

Von t-online, dpa, hd

Aktualisiert am 12.04.2019Lesedauer: 3 Min.
Wikileaks-Mitgründer Julian Assange nach seiner Festnahme in London.Vergrößern des Bildes
Wikileaks-Mitgründer Julian Assange nach seiner Festnahme in London. (Quelle: Hannah McKay/reuters)

Fast sieben Jahre lebte Julian Assange (47) in der ecuadorianischen Botschaft in London, um seiner Festnahme zu entgehen. Seine Isolation endete am 11. April mit einer Festnahme. Wer ist Julian Assange und warum wurde er verhaftet?

Der Wikileaks-Gründer Julian Assange ist gebürtige Australier, seit Juni 2012 lebte er im selbstgewählten Exil. Der 47-Jährige wollte so einer Festnahme und der von ihm befürchteten Auslieferung an die USA entgehen. Der gebürtige Australier war seit 2017 ecuadorianischer Staatsbürger.

Am Donnerstag hatte die britische Polizei Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London festgenommen, wo er fast sieben Jahre zugebracht hatte. Ecuador hatte das politische Asyl zuvor beendet und ihm die Staatsbürgerschaft entzogen.

Der Wikileaks-Gründer ist in den USA wegen "Hackerangriffen" angeklagt worden. Wie das US-Justizministerium am Donnerstag mitteilte, wird Assange "Verschwörung zur Attacke auf Regierungscomputer" zusammen mit der US-Whistleblowerin Chelsea Manning vorgeworfen.

Mitte November 2018 wurde bekannt, dass Assanges Name offenbar versehentlich in einem US-Gerichtsdokument auftauchte. Die Passage legte nahe, dass es bereits eine Anklage gibt, die aber unter Verschluss gehalten wird, damit sich der Wikileaks-Gründer in Sicherheit wiegt.

Wikileaks veröffentlichte geheime Dokumente

Die Whistleblower-Plattform "Wikileaks", die Assage mitgegründet hat, trat zuerst in Erscheinung mit der Veröffentlichung geheimer US-Dateien, die unter anderem Menschenrechtsverletzungen und die Tötung von Zivilisten durch amerikanische Truppen in Afghanistan dokumentierten.

Zuletzt stand Wikileaks vor allem im Fokus von US-Ermittlungen, weil die Enthüllungswebsite im Präsidentschaftswahlkampf 2016 gestohlene E-Mails der demokratischen Partei veröffentlichte. US-Behörden gehen davon aus, dass die E-Mails von russischen Hackern heruntergeladen und Wikileaks zugespielt wurden.

Kritiker halten Assange für einen Selbstdarsteller

Assange bezeichnet sich selbst als Journalist und beansprucht deshalb die für Medien üblichen Schutzklauseln, wenn es um die Geheimhaltung von Quellen und die Veröffentlichung vertraulicher Informationen geht.

Kritiker halten ihn für einen Selbstdarsteller, der sogar Menschenleben gefährdet habe, indem er zum Beispiel Namen in geheimen Dokumenten ungeschwärzt veröffentlicht habe. Seine Anhänger sehen in ihm dagegen einen Aufklärer und verehren ihn.

Als Assange im Juni 2012 in die diplomatische Vertretung Ecuadors flüchtete, lag gegen ihn ein europäischer Haftbefehl wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden vor. Er befürchtete, zunächst nach Skandinavien und schließlich an die USA ausgeliefert zu werden. Im Mai 2017 stellte die Staatsanwaltschaft in Schweden jedoch ihre Ermittlungen ein.

Beim Verlassen der Botschaft drohte ihm die Verhaftung

Damit war Assange noch lange kein freier Mann. Scotland Yard kündigte an, den Enthüllungsaktivisten festzunehmen, sobald er die Botschaft verlasse. Die britischen Behörden warfen ihm vor, seine Kautionsauflagen verletzt zu haben, als er in die Botschaft flüchtete. Ein Versuch der Anwälte Assanges, den Haftbefehl von einem Gericht für ungültig erklären zu lassen, scheiterte. Am 11. April 2019 wurde Assange von Londoner Polizisten aus der Botschaft getragen und verhaftet. Damit fand Assages selbstgewähltes Eremitentum und die Pattsituation mit der Polizei nach fast sieben Jahren ein Ende.

Menschenrechtler wie der Edward-Snowden-Anwalt Robert Tibbo kritisierten Assanges Verhaftung als "unmenschlichen und mönströsen Akt". Tibbo erhob im Gespräch mit t-online.de schwere Vorwürfe gegen Ecuador. "Es scheint, als sei Assange das Recht auf eine faire Anhörung und ein ordentliches Verfahren verweigert worden", sagte Tibbo zu t-online.de. "Und ich sehe keine Beweisgrundlage dafür, ihm seinen Asylstatus zu entziehen. Es scheint ein völlig willkürlicher und monströser Akt zu sein."

Tibbo sagte t-online.de, die Festnahme von Assange sei "sehr enttäuschend" für ihn. Assange habe dabei "hilflos und krank" ausgesehen. Für die Aufhebung des Asyl-Statuses brauche man "sehr gute Gründe", so Tibbo. Die offizielle Begründung von Moreno bezeichnete er als "schlechten Scherz". Er hoffe auf ein faires Verfahren in Großbritannien und dass die Briten Assange und seine Rechte schützen würden.

Edward Snowden, der im russischen Exil lebt, schrieb auf Twitter: "Assanges Kritiker mögen jubeln, aber das ist ein dunkler Moment für die Pressefreiheit."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
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