Nach Protesten Amazon streicht Plan für neue Zentrale in New York
Amazon hat seine Pläne für einen neuen großen Standort in New York gestrichen. Der weltgrößte Online-Händler verwies dabei am Donnerstag vor allem auf Widerstände aus der Lokal-Politik.
Die geplante Ansiedlung in Long Island City im Stadtteil Queens war Ergebnis einer groß angelegten Suche nach einem "zweiten Hauptquartier" als Ergänzung zum bisherigen Firmensitz in Seattle.
Bei dem mehr als ein Jahr langen Buhlen um die Gunst des Handelsriesen hatten sich etliche Städte, Bundesstaaten und Landkreise Nordamerika beworben und sich mit ihren Offerten überboten.
Amazon entschied sich im November schließlich dafür, jeweils rund 25 000 Jobs in New York und in Arlington im US-Bundesstaat Virginia in der Nähe der Hauptstadt Washington zu schaffen. In New York konnte sich Amazon Hoffnungen auf Steuervergünstigungen von in der Spitze nahezu drei Milliarden Dollar machen - und versprach im Gegenzug einen Schub für die lokale Wirtschaft und Investitionen von 2,5 Milliarden Dollar.
Doch einige Politiker und Anwohnergruppen waren nicht glücklich über Amazon als neuen Nachbarn und fanden auch die Steuerzusagen an den Konzern überhöht. Eine der Sorgen war auch, dass tausende sehr gut bezahlte Tech-Arbeitnehmer das Preisniveau in der Gegend vor allem auf dem Immobilienmarkt in die Höhe schnellen lassen würden. Noch am Mittwoch habe es ein Treffen zwischen Vertretern von Amazon und kritisch eingestellten Gewerkschaften gegeben, schrieb die "New York Times".
Das Vorhaben in Virginia solle unterdessen weiter vorangetrieben werden, teilte Amazon mit. Die Suche nach einem weiteren Standort neu zu starten, sei derzeit nicht geplant. Amazon beschäftige bereits mehr als 5000 Menschen in New York, und die Zahl der Mitarbeiter werde weiter steigen.
Der Grund für die Aufspaltung des "zweiten Hauptquartiers" auf zwei Standorte war vor allem das Problem, genug geeignetes Tech-Personal zu finden. Hinzu kamen Bedenken, dass die geplante Expansion, die mit starkem Zuzug von Arbeitskräften verbunden sein dürfte, einen einzelnen Ort und dessen Infrastruktur überfordern könnte.
Amazon hatte die Suche seit September 2017 öffentlichkeitswirksam betrieben und damit für viel Aufsehen gesorgt. Der US-Konzern, der zuletzt rund 613 300 Angestellte beschäftigte, erhielt 238 Bewerbungen. Einige Kandidaten legten sich besonders ins Zeug - aus Tucson in Arizona bekam Jeff Bezos einen riesigen Kaktus, New York ließ das Empire State Building in "Amazon Orange" strahlen, und Atlantas Vorort Stonecrest wollte sogar einen Teil der Stadt in "City of Amazon" umbenennen.
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Im Januar 2018 stellte der Konzern dann die 20 aussichtsreichsten Kandidaten vor, darunter waren etwa die Großstädte New York City, Chicago, Los Angeles und Toronto. Die vielen Bewerbungen gewährten Amazon zudem Einblicke in die Standortbedingungen zahlreicher Städte Nordamerikas. Dabei handelt es sich mitunter um wertvolle Daten, die Amazon möglicherweise gut für sich zu nutzen weiß.
- Nachrichtenagentur dpa