Netflix, Airbnb, Lyft ... Facebook gab Konzernen Zugang zu Nutzerdaten
Ein britischer Parlamentsausschuss hat interne Dokumente von Facebook veröffentlicht. Sie zeigen, dass Facebook ausgewählten Firmen Zugang zu Nutzerdaten gab. Und das ist noch nicht alles.
Internen Dokumenten zufolge gab Facebook einigen Unternehmen wie Netflix und der Wohnungsvermittlungsplattform Airbnb bevorzugten Zugang zu bestimmten Nutzerdaten wie etwa Kontakten zu Freunden. Dies sei 2015 geschehen, wie aus am Mittwoch von dem britischen Abgeordneten Damian Collins veröffentlichten Unterlagen hervorgeht.
Auch die Dating-App Badoo sowie der Fahrdienst Lyft hätten Zugriff auf Daten gehabt, der anderen Unternehmen verwehrt worden sei. Es ist weiterhin unklar, wann die Vereinbarungen genau endeten.
Wollte Facebook Nutzerdaten verkaufen?
Die Dokumente stammen vom App-Entwickler Six4Three, der in einen Rechtsstreit mit Facebook verwickelt ist. Six4Three bot eine App mit dem Namen "Pikinis" an, die automatisch nach öffentlich zugänglichen Fotos von Facebook-Nutzerinnen in Badeanzügen suchte. Das funktionierte nur so lange, wie Facebook Apps Zugang zu Daten von Freunden eines Nutzers gewährte. Diese Schnittstelle – die auch die Voraussetzung für den Datenskandal um Cambridge Analytica war – machte Facebook 2015 dicht. Six4Three wollte sich damit nicht abfinden und zog vor Gericht.
Aus den Unterlagen und E-Mails geht zum Beispiel auch hervor, dass Gründer und Chef Mark Zuckerberg 2013 persönlich die Entscheidung absegnete, den Zugang der Video-App "Vine" zur Freunde-Suche bei Facebook zu kappen. Außerdem darin enthalten sind Gedankenspiele aus dem Jahr 2012, wie Software-Entwickler für Datenzugang mit Geld oder ihren Nutzerdaten bezahlen könnten. Zudem zeigen die Dokumente, wie Facebook 2015 Anrufprotokolle von Nutzern von Android-Smartphones sammelte, ohne zuvor entsprechende Genehmigungen einzuholen.
Facebook erklärte bereits nach einem Artikel zu den Dokumenten im "Wall Street Journal" vergangene Woche, die Unterlagen würden von Six4Three in dem Verfahren irreführend präsentiert und spiegelten nicht die ganze Realität wider. Facebook verkaufe keine Nutzerdaten, sagte das Online-Netzwerk.
Zuckerberg soll nach London
Die Dokumente sind in dem laufenden US-Verfahren unter Verschluss. Der Digitalausschuss des britischen Parlaments bekam aber zumindest einen Teil davon in die Hände. Der Ausschussvorsitzende Damian Collins erklärte am Mittwoch, man habe keine zufriedenstellenden Antworten von Facebook erhalten und veröffentliche die Papiere deshalb jetzt. Collins versucht schon seit Monaten vergeblich, Zuckerberg für eine Anhörung nach London zu bekommen.
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Facebook steht spätestens seit dem Datenskandal rund um die britische Analysefirma Cambridge Analytica im Visier von Behörden und Politikern. Dabei sollen Daten von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern im US-Präsidentschaftswahlkampf missbraucht worden sein. Weltweit sind seither Rufe laut geworden, das Netzwerk - zu dem Whatsapp und Instagram gehören - stärker zu regulieren. Die Analysten des Finanzdienstleisters Stifel stuften das Rating von Facebook mit Verweis auf mögliche Beschränkungen zurück.
Update 06.12.2018: Der Artikel wurde mit Informationen der Nachrichtenagentur Reuters ergänzt.
- Nachrichtenagentur dpa
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