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Apple Watch: Angriff auf die klassische Uhrenbranche


Apple Watch
Apples goldener Angriff auf die Uhrenbranche

Von dpa, t-online
10.03.2015Lesedauer: 4 Min.
Die neue Apple Watch "Edition" mit goldenem Gehäuse.Vergrößern des Bildes
Die neue Apple Watch "Edition" mit goldenem Gehäuse. (Quelle: Reuters/Robert Galbraith)
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Ein neues Statussymbol aus dem Hause Apple: Die wird es auch in einer Gold-Edition ab 11.000 Euro geben. Apple attackiert damit die Luxus-Hersteller in der Uhren-Branche. Ob das Konzept aufgeht, bleibt abzuwarten

Eine Computeruhr zum Preis eines Kleinwagens, dazu ein zierliches Notebook, das es auch in Gold-Optik gibt – die letzten Zweifel, dass Apple jetzt auch ein Luxusmode-Anbieter ist, wurden gerade zerstreut. Der Konzern aus der kalifornischen Kleinstadt Cupertino, der vor knapp 40 Jahren mit einem handgelöteten Computer-Bausatz in einer Garage seinen Anfang nahm, wird seine Uhren nun unter anderem im Herzen der Modewelt im Pariser Konsum-Tempel Galeries Lafayette präsentieren.

Ein Gehäuse aus Gold

Mindestens 11.000 Euro und maximal bis zu 18.000 Euro wird die "Edition"-Version der Apple Watch mit einem Gehäuse aus 18-Karat-Gold kosten. Laut Apple handelt es sich um eine von Apple-Metallurgen entwickelte Legierung, die doppelt so hart ist wie herkömmliche Mischungen. Das Display wird von poliertem Saphirglas geschützt.

Der Preis übersteigt um ein Vielfaches alle Preise der Smartwatch-Konkurrenz. Und ist eine klare Kampfansage an die Schweizer Uhren-Industrie: In dieser Liga heißen die Rivalen der Apple Watch auch nicht mehr Samsung, LG oder Huawei, sondern Hublot, Rolex oder TAG Heuer.

Gegen einige der Uhren-Champions wirkt der Preis der "Edition" noch relativ günstig. Dennoch ist der Preis ziemlich hoch - eine Feinunze Gold kostet derzeit rund 1089 Euro und viel mehr als diese 31 Gramm Gold dürften in der neuen Uhr nicht verbaut worden sein.

Kampfansage an Hublot, Rolex und co.

Auf den ersten Blick ist das Modell eine Abkehr von einem demokratisierenden Eckpfeiler der Apple-Philosophie: Ob Student, König oder Milliardär - mehr als das Top-Modell eines iPhone konnte auch alles Geld der Welt nicht kaufen. Denn ein super-luxuriöses Sondermodell gab es nie. Mit der Uhr als Mode-Statement wird der Kunde nun erstmals bei Apple tausende Euro oder Dollar mehr >>

für die gleiche Technik bezahlen, nur weil sie in einer anderen Hülle steckt. Damit ist die Logik umgedreht: Egal wie viel man bezahlt - technisch steckt ein und die selbe Computeruhr drin. Eine Folge ist, dass viele der aktuell 453 Apple Stores nun auch zu Uhren-Fachgeschäften werden. Statt Gigabyte an Speicher, der Pixel-Zahl in einem Display oder der Taktfrequenz eines Chips wird es an diesen Vitrinen um Material-Auswahl, Farben des Leder-Armbands oder die Form der Verschlüsse gehen.

Jetzt also der Vorstoß in die Welt von Uhren, Mode und Lifestyle. Die frühere Burberry-Chefin Angela Ahrendts soll Apple als Verantwortliche für die Konzern-Läden über dieses fremde Feld führen.

Luxus-Aufschlag von 10.000 Euro auf die Technik

Für die reinen Funktionen der Apple Watch müssen die iPhone-Fans aber nicht unbedingt über 11.000 Euro auf den Tisch legen: Das kleinere Einsteiger-Modell "Sport Edition" ist in Deutschland für 399 Euro zu haben, die etwas größere Uhr kostet 50 Euro mehr. Das Standardmodell "Watch" startet bei 649 Euro, je nach Armband werden bis zu 1249 Euro fällig.

Apple versuchte bei der Präsentation erneut, attraktive Nutzungsszenarien für die Computeruhr zu präsentieren. Kommunikation zwischen zwei Watch-Nutzern solle der Schlüssel sein, betonte der von Adobe zu Apple gewechselte Manager Kevin Lynch. Er malte mit dem Finger ein Katzengesicht auf dem Watch-Display, das zeitgleich auf einer anderen Uhr auftauchte. Er zeigte, wie man den Herzschlag an einen Partner übertragen oder mit dem Finger Klopfzeichen senden kann.

Lynch demonstrierte, wie Anrufe angenommen werden können, sich mit der Uhr Hotelzimmer und Garagentüren öffnen lassen, wie Einkäufe bezahlt sowie Sprachkommandos makellos ausgeführt werden. Das Ganze funktioniert bei durchschnittlicher Nutzung 18 Stunden lang - so lange hält der Akku der Apple Watch, bis er wieder aufgeladen werden muss.

Erst die Nutzung im Alltag wird über den Sinn der Apple Watch - genauso wie der gesamten Klasse der Computeruhren - entscheiden. Dazu sollen auch unzählige App-Entwickler beitragen, die ihre Programme für die Apple Watch entwickeln.

Dennoch glauben Branchen-Insider, dass Apple dem Geschäft mit Computeruhren einen Schub geben wird. Im gesamten Jahr 2014 wurden nach Zahlen des Marktforschers Strategy Analytics 4,6 Millionen Smartwatches verkauft. Jetzt wirkt Gene Munster, ein Analyst der Finanzfirma Piper Jaffray, mit seiner Prognose von acht Millionen Apple-Uhren in diesem Jahr zurückhaltend. Seine Kollegen tippen eher auf 14 bis 15 Millionen.

Ist die Apple Wach eine Uhr für Generationen?

Bei der goldenen Apple Watch aber bleibt eine zentrale Frage offen: Ist den Kunden all die Kommunikationstechnologie ein paar tausend Euro wert? Schließlich liebt die elitäre Klientel die Entschleunigung, die Abkoppelung vom Alltag - und mitunter Uhren ohne Zeiger wie die Kunstwerke von Beat Haldimann.

Schweizer Uhren können auch viele tausend Euro kosten - aber es sind dafür oft auch langlebige Präzisionswerkzeuge, die bei guter Pflege von Generation zu Generation weitergegeben werden können. Eine Smartwatch hingegen wird absehbar nach nur wenigen Jahren obsolet sein und dann eingefleischte Technik-Fans nicht mehr interessieren. Wird es für das Geld also eventuell eine Upgrade-Option geben? Wobei für Sammler die erste Uhr ihrer Art immer interessant ist.

Oder aber die "Edition" richtet sich an ein Publikum, das soviel Geld hat, dass der Preis sowieso keine Rolle spielt. Diese Klientel jedoch bevorzugt aktuell technisch ausgereifte Komplikationen aus der Haute Horlogerie, also der hohen Uhrmacherkunst - Tourbillons, Schlagwerke, Mondphasen-Anzeigen. Wohl deshalb haben die Chefs der großen Uhrenhersteller betont gelassen auf die Apple Watch reagiert - wenn auch in den vergangenen Monaten Nervosität zu spüren war, weil Apple gezielt Ingenieure aus der Schweizer Uhren-Branche abgeworben hat.

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