Satellit, Kabel, IP, DVB-T Zeitverzögerung beim TV-Signal: Wer kann bei der Fußball-EM zuerst jubeln?
In den kommenden Wochen sitzen wieder Millionen Zuschauer vor ihren Fernsehern und fiebern bei den Spielen der EM 2016 mit. Doch die Übertragungsart des TV-Signals kann die Spannung kosten – wenn der Nachbar vor dem entscheidenden Elfmeter schon jubelt. Der Zeitversatz kann bis zu 56 Sekunden betragen.
Regelmäßig zu Fußball-Großereignissen untersuchen die Experten des Fachmagazins "c't" die Zeitverzögerung bei ARD und ZDF über die am meisten verbreiteten TV-Übertragungswege. "Erstjubelgarantie" haben Zuschauer mit Satellitenempfang, wenn sie Das Erste und ZDF in Standardauflösung schauen. Eine geringfügige Verzögerung gibt es beim HD-Empfang via Satellit, weil die Kodierung von HD etwas mehr Zeit braucht.
Wer in Ballungsgebieten wohnt und bereits DVB-T2 HD empfangen kann, darf sich ebenfalls glücklich schätzen. Bei der ARD ist der Verzug des neuen Signals minimal, beim ZDF ist es genauso schnell wie das Sat-Signal. Offenbar speist das ZDF die jeweiligen Kanäle mit passendem Versatz ein, um zu erreichen, dass sie zeitgleich ankommen.
Kabel und IPTV hängen hinterher
Zuschauer mit Kabel-Empfang müssen sich auf einen Zeitversatz von 4 bis 8 Sekunden einstellen. Hier kommt es darauf an, ob das Signal in SD, HD oder analog übertragen wird und welcher Sender es ausstrahlt.
Bei IPTV-Angeboten wie Entertain muss das Signal vom Provider noch zusätzlich aufbereitet werden, daher warten dessen Zuschauer auch länger auf ein Tor. Die c't-Experten stellten bei Entertain TV Plus einen Verzug von 11 Sekunden fest, beim alten Entertain 15 Sekunden.
Streaming-Dienste am langsamsten
Richtig schwer haben es Fußball-Fans, die sich Spiele im Live-Stream anschauen wollen. Zattoo-Nutzer müssen fast 30 Sekunden länger ausharren, bei TV.de und der ZDF Mediathek sind es 37 Sekunden.
Am schlechtesten schnitt der Streaming-Dienst "Magine TV" mit 56 Sekunden Verzögerung ab. Das könnte sich während des Turniers aber reduzieren, denn auch bei der WM 2014 hatte der Anbieter zwischendurch nachgebessert, schreibt die "c't".
Receiver arbeiten unterschiedlich schnell
Abgesehen von der Empfangsart spielt auch der Receiver eine Rolle. Er muss die Signale verarbeiten und das Bild aufbereiten, wofür er einige Millisekunden benötigt – beim einen Modell geht das schneller, beim anderen langsamer. So sind zwei unterschiedliche Receiver an derselben Schüssel schon nicht mehr synchron.
Auch der Fernseher kann für eine Verzögerung sorgen, wenn Funktionen zur automatischen Verbesserung der Bildqualität aktiviert sind. Nutzer sollten darauf besser verzichten, da sie den Bildaufbau zusätzlich verlangsamen können. Zudem führen sie manchmal zu störenden Artefakten, also kleinen Kästchen bei schnellen Bewegungen.
DVB-T-Sticks für unterwegs
Wer Fußballspiele mobil verfolgen will, dem sind nach wie vor DVB-T-Sticks zu empfehlen. Da diese Empfangsart bald abgeschaltet wird, gibt es Micro-USB-Empfänger für Smartphone und Tablet bereits ab 15 Euro.
Live-Übertragung in Echtzeit praktisch unmöglich
Die Zeitverzögerungen liegen an der technischen Verarbeitung der Videodaten, die je nach Empfangsart unterschiedlich aufwändig und somit zeitintensiv ausfällt. Zunächst schickt der Übertragungswagen das Signal zur Sendeanstalt, die es dann an den Satelliten-, Kabel- oder IPTV-Anbieter weiterleitet.
Dort wird das Signal entschlüsselt, verarbeitet und eventuell wieder verschlüsselt. Im Fall von IPTV ist eine spezielle Aufbereitung des Signals für die DSL-Übertragung notwendig, die Zeit kostet. Beim Kabelanschluss ist der Zeitversatz ortsabhängig, da der Anbieter die Signale an Knotenpunkte schickt. Je nach Entfernung zu diesem, brauchen die Daten länger oder kürzer, um beim Empfangsgerät anzukommen. Dort müssen eventuell verschlüsselte Signale wieder entschlüsselt werden, bevor der Torjubel losgehen kann.