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Unterseekabel-Schaden: So gefährdet ist Deutschlands Internet ohne C-Lion1


Sabotage an Ostsee-Kabeln?
Was der Schaden für Deutschlands Internet bedeutet

Von t-online, mho

20.11.2024 - 15:24 UhrLesedauer: 4 Min.
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Bilder einer Überwachungskamera zeigen das chinesische Schiff "Yi Peng 3" am Dienstagmittag auf dem Rückweg Richtung Osten. (Quelle: t-online)

Das wichtige Unterseekabel C-Lion1 wurde beschädigt. Welche Auswirkungen der Vorfall auf Verbraucher, Unternehmen und die digitale Infrastruktur hat – und warum solche Kabel für unsere vernetzte Welt so wichtig sind.

Das Unterseekabel C-Lion1, das Deutschland und Finnland miteinander verbindet, ist durchtrennt worden. Das finnische Staatsunternehmen Cinia hat bestätigt, dass die Störung am Montagmorgen festgestellt wurde. Die genauen Umstände sind noch unklar, im Verdacht steht der chinesische Frachter "Yi Peng 3".

Die Beschädigung des 1.173 km langen Untersee-Telekommunikationskabels könnte weitreichende Auswirkungen auf den Datenverkehr haben. Denn das C-Lion1 ist eine wichtige digitale Lebensader: Es transportiert täglich große Mengen an Daten zwischen Deutschland und Finnland.

Experten schätzen, dass rund 95 Prozent aller interkontinentalen Daten durch die weltweit mehr als 600 Unterseekabel fließen. Ohne diese Infrastruktur würden große Teile des Internets nicht funktionieren. Selbst Satelliten können nur einen Bruchteil der Datenmenge übertragen.

Wie funktioniert ein Unterseekabel?

Ein Unterseekabel ist zum Großteil etwa so breit wie ein Gartenschlauch. In Küstennähe, wo die Kabel stärkerer Belastung ausgesetzt sind, können sie Durchmesser von 10 cm und mehr erreichen.

In seinem Kern befinden sich hauchdünne Glasfasern. Diese leiten Daten in Form von Lichtsignalen weiter – und das nahezu mit Lichtgeschwindigkeit. Ein einziges modernes Unterseekabel kann bis zu 224 Terabit pro Sekunde übertragen, das entspricht Millionen gleichzeitiger Internetverbindungen. Die Gesamtkapazität von C-Lion1 beträgt 144 Terabit pro Sekunde.

Die empfindlichen Glasfasern sind von mehreren Schichten umgeben: Kunststoffhüllen, Stahldrähte und eine wasserdichte Ummantelung schützen vor Druck und äußeren Einflüssen. Kabel, die näher an der Küste verlegt werden, verwenden zusätzliche Panzerungsschichten für einen besseren Schutz. Trotz dieser Schutzmaßnahmen können die Kabel durch Anker, Fischernetze oder gezielte Sabotage beschädigt werden.

Die Kabel werden in einer Tiefe von bis zu 8.000 Metern auf dem Meeresboden verlegt. Spezialschiffe mit großen Kabeltrommeln bringen sie an ihren Bestimmungsort. Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit fast 1,4 Millionen Kilometer Unterseekabel im Einsatz sind. An der Küste werden die Unterseekabel dann mit den Landnetzen verbunden.

Warum ist das C-Lion1-Kabel wichtig?

C-Lion1 verbindet die finnische Stadt Helsinki mit Rostock in Deutschland. Es gehört zu einem Netzwerk von Untersee-Kabeln, die den globalen Datenverkehr bewältigen. Das Kabel ist vor allem für die Übertragung von Daten zwischen den beiden Ländern entscheidend, darunter Internetzugang, Cloud-Dienste und geschäftliche Datenströme. Aber auch sogenannte latenzkritische Daten, die schnell und ohne Verzögerung verarbeitet werden müssen, da die Route zwischen Finnland und Deutschland die kürzeste ist.

Eine Beschädigung wie die des C-Lion1-Kabels kann dazu führen, dass Datenströme umgeleitet werden müssen. Die meisten Systeme sind für solche Szenarien vorbereitet und greifen auf alternative Kabel zurück. Dennoch können Verzögerungen und Engpässe auftreten, besonders bei der Nutzung von Diensten, die hohe Bandbreiten erfordern.

Wer ist von dem Kabelschaden betroffen?

Privatnutzer in Deutschland müssen sich zunächst keine großen Sorgen machen. Das Internet ist so aufgebaut, dass der Datenverkehr automatisch andere Wege nimmt, wenn eine Verbindung ausfällt. Jedes Land muss über mehrere Kabel verfügen, um im Falle einer Beschädigung eines Kabels eine zuverlässige Verbindung sicherzustellen. Es gibt zahlreiche alternative Routen und Backup-Systeme.

Die Beschädigung des Kabels könnte jedoch in Form von langsameren Internetgeschwindigkeiten oder kurzen Ausfällen spürbar sein, zum Beispiel beim Videostreaming, Online-Gaming oder großen Downloads. Auf Nachfrage von t-online hat Cinia mitgeteilt, dass es "zu geringfügig längeren Latenzen kommen kann, die der normale Internetnutzer jedoch nicht bemerkt".

Für Unternehmen könnte die Situation kritischer sein. Besonders Firmen, die auf schnelle Datenverbindungen nach Nordeuropa angewiesen sind, könnten Einschränkungen bemerken. Dazu gehören Banken, Online-Händler und Technologieunternehmen. Auch Rechenzentren und Cloud-Anbieter in der Region könnten betroffen sein. Sie müssen möglicherweise ihren Datenverkehr über längere und damit langsamere Routen umleiten. Das kann zu höheren Kosten und verzögerten Übertragungszeiten führen.

Wie wird der Schaden behoben?

Die Reparatur von Unterseekabeln ist aufwendig und teuer. Zunächst muss die genaue Position des Schadens geortet werden. Dann fahren Spezialschiffe zur beschädigten Stelle. Mit Robotern und speziellen Greifern wird das Kabel vom Meeresboden gehoben.

An Bord des Schiffes schweißen Techniker die beschädigten Glasfasern wieder zusammen. Dies erfordert höchste Präzision, da jede einzelne Faser nicht dicker als ein menschliches Haar ist. Die Reparaturarbeiten werden zusätzlich durch die Tiefe des Meeres und die Wetterbedingungen erschwert.

Nach der Reparatur wird das Kabel wieder auf den Meeresboden abgesenkt. Der gesamte Prozess kann je nach Wetterbedingungen mehrere Wochen dauern. Die Kosten für eine solche Reparatur können in die Millionen gehen.

Nach Angaben von Cinia wurde C-Lion1 östlich der Südspitze von Öland und etwa 700 km von Helsinki entfernt durchtrennt. Korrekturmaßnahmen wurden bereits eingeleitet, das Reparaturschiff Cable Vigilance wird Calais, Frankreich, am Donnerstag verlassen – die Kabelreparatur soll voraussichtlich bis Ende November abgeschlossen sein.

Welche Sicherheitsmaßnahmen gibt es?

Unterseekabel werden regelmäßig überwacht und gewartet. Spezielle Messsysteme können Störungen in der Regel schnell erkennen und lokalisieren. Die Betreiber verfügen außerdem über Notfallpläne, um den Datenverkehr im Schadensfall umzuleiten.

Die Kabeltrassen sind in internationalen Seekarten verzeichnet. Schiffe dürfen in diesen Bereichen nicht ankern. Zusätzlich patrouillieren in sensiblen Gebieten Überwachungsschiffe. Trotzdem sind die Kabel verwundbar gegenüber gezielten Angriffen.

Experten fordern seit Langem bessere Schutzmaßnahmen für diese kritische Infrastruktur. Dazu gehören verstärkte Überwachung, bessere internationale Zusammenarbeit und der Bau redundanter Systeme.

Verwendete Quellen
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