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Intel: Was zur Krise des Chipherstellers geführt hat


Bau der "Megafab" verschoben
Intel: Was zur Krise des Chipherstellers geführt hat


17.09.2024Lesedauer: 3 Min.
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Intel Mikroprozessor CPU auf einer Computerplatine: Der Abschwung auf dem Computer-Markt macht sich auch bei dem Großunternehmen Intel bemerkbar.Vergrößern des Bildes
Intel: Der Chiphersteller steckt in einer Krise. (Quelle: BEAUTIFUL SPORTS/KJPeters via www.imago-images.de/imago-images-bilder)

Der Chiphersteller Intel steckt in der tiefsten Krise seiner Geschichte. Dazu haben zahlreiche Fehlentscheidungen geführt. Eine Chronik des Versagens.

Schwierige Zeiten für den einst größten Chiphersteller der Welt: Intel. Der Börsenwert des Unternehmens ist in den vergangenen Monaten stark gefallen, und die letzten Quartalsergebnisse waren desaströs.

Um die Krise zu bewältigen, hat Intel bereits die Dividendenzahlungen ausgesetzt und die Belegschaft um 15 Prozent verkleinert. Jetzt hat das Unternehmen sogar den Bau seiner 30 Milliarden Euro teuren Chipfabrik in Magdeburg verschoben.

Die Krise bei Intel kommt nicht überraschend. Der Konzern hat in den letzten Jahren zahlreiche Fehlentscheidungen getroffen. Zudem wurden die Entwicklungen wichtiger Technologien verschlafen oder der Konkurrenz überlassen.

Hier sind die wichtigsten Faktoren, die zur Krise beim ehemals größten Chiphersteller Intel geführt haben:

Verspätung von Chips mit 7 Nanometer

Ein wesentlicher Schritt, der zur jetzigen Krise bei Intel geführt hat: der holprige Übergang der Chipproduktion von 10 Nanometer Fertigungsgröße auf die wesentlich effizienteren 7-Nanometer-Prozessoren.

Denn je kleiner die Strukturbreiten, desto mehr Prozessoren passen auf einen Wafer (Halbleiter-Scheibe) bei der Produktion. Zudem lassen sich die Chips dadurch flexibler auch in kleine mobile Geräte integrieren.

Ein wichtiger technologischer Fortschritt also, den Intel um mehrere Monate verschlief. Denn während Konkurrent AMD bereits 7-nm-Chips im Angebot hatte, führte ein Fehler im Produktionsverfahren bei Intel zu einem überhöhten Anteil unbrauchbarer Prozessoren und damit zu einer Verzögerung beim Marktstart.

Als Folge musste Hardware-Chef Murthy Renduchintala gehen. Sein Verantwortungsbereich wurde 2020 unter mehreren Managern aufgeteilt, die direkt dem damaligen Konzernchef Bob Swan unterstellt wurden.

Die Anfangszeit von Intel

Intel wurde 1968 von Gordon Moore und Robert Noyce in Kalifornien gegründet. Das Unternehmen stellte anfangs Speicherchips her. Der Durchbruch kam 1971 mit der Einführung des ersten Mikroprozessors, dem Intel 4004.

In den 1980er-Jahren wurde Intel durch seine x86-Prozessoren zum führenden Hersteller für PC-Prozessoren. Zusammen mit IBM setzte Intel den Industriestandard für die heutigen Personal-Computer (PCs).

Konkurrenten wie AMD sind bei Endkunden beliebter

Ein weiterer Baustein, der zur Krise bei Intel geführt hat, ist die starke Konkurrenz des Chipherstellers AMD. Zwar ist Intel bei Prozessoren für fertige Desktop-PCs und Notebooks weiter die Nummer eins.

Im Markt für Endkunden, die ihre Computer selber zusammenbauen oder bauen lassen, hat AMD den Rivalen in den letzten Jahren aber überholt, berichtet zum Beispiel das IT-Magazin "Computerbase". Statistiken und Erhebungen von Versandhändlern wie Amazon deuteten darauf hin, dass AMD hier klar führend sei, heißt es.

Verzögerungen im GPU-Markt

Verschlafen hat Intel auch den Markt für sogenannte diskrete Grafikkarten, die für den PC-Markt entwickelt werden. Die Arc-A-Serie sollte ursprünglich im März 2022 auf den Markt kommen.

Den Termin konnte das Unternehmen nicht einhalten. Erst Monate später, im August, war es so weit. Wieder führten Verzögerungen bei der Fertigung zu einer Verschiebung der Markteinführung eines Produkts, was Konkurrenten wie Nvidia und AMD einen Wettbewerbsvorteil verschaffte.

KI-Boom verschlafen

Der wohl größte Fehler Intels: Viel zu lange hat sich der Konzern auf seine traditionellen CPU-Architekturen und den Verkauf von Prozessoren für PCs und Server verlassen, ohne sich frühzeitig auf spezialisierte Hardware für maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz zu konzentrieren.

Hier hatte Konkurrent Nvidia einen großen Vorsprung. Ein Analyst von Wells Fargo Equity Research schätzt, dass Nvidia 2023 etwa 98 Prozent aller Umsätze mit Rechenzentren-Beschleunigern verbuchen konnte, berichtet das IT-Magazin "Heise online". AMD komme auf 1,2 Prozent, Intel auf nur 0,8 Prozent.

Auch die Entwicklung von KI-Entwicklungsplattformen hat Intel verschlafen – während Unternehmen wie Google mit TensorFlow und Nvidia mit Cuda und KI-Frameworks frühzeitig in solche Software-Ökosysteme investierten. Das führt dazu, dass Entwickler ihre KI-Modelle eher auf Nvidia-Hardware und nicht auf Intel-Produkten laufen lassen.

Apple entscheidet sich gegen Intel

Ein Tiefschlag für Intel war auch Apples Entscheidung, sich bei seinen Macs gegen Prozessoren und für die eigenen ARM-basierten Chips zu entscheiden. Nach 15 Jahren erschienen 2020 die ersten Apple-Rechner mit dem eigenen M1-Chip.

Damit ging eine Ära zu Ende. 2005 hatte Steve Jobs angekündigt, künftig die Rechner seines Unternehmens mit Intel-Chips auszustatten. Schon bald wurde klar, dass die ständigen Verzögerungen bei Intel mit den ambitionierten Produktplänen bei Apple nicht vereinbar waren.

Zudem ärgerten Apple die insbesondere bei den leistungsstärkeren Intel-CPUs hohe Wärmeentwicklung und der enorme Stromverbrauch. Das war für Apple problematisch, weil das Unternehmen kompakte Notebooks mit geringer Hitzeentwicklung entwickeln wollte.

Wie geht es mit Intel weiter?

Für den Konzern stehen entscheidende Wochen und Monate bevor. Das Unternehmen muss Strategien finden, um in der schnelllebigen Technologiewelt bestehen zu können.

Dabei helfen sollen die Investmentbanken Morgan Stanley und Goldman Sachs, die Intel engagiert hat. Sie sollen den Vorstand dabei unterstützen, zu entscheiden, welche Geschäftsbereiche verkauft werden sollten und welche weiterhin strategisch wichtig sind.

Auch die Abspaltung unnötiger Geschäftsbereiche und Neustrukturierung der Investitionsausgaben sieht der Konzern vor, wie Medien in letzter Zeit berichteten.

Verwendete Quellen
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