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Vorsicht vor Abzock-Welle zu Jahresanfang mit diesen E-Mails und SMS


Experte schlägt Alarm
Abzock-Welle zu Jahresanfang mit diesen E-Mails und SMS


Aktualisiert am 07.01.2024Lesedauer: 4 Min.
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Mysterious scared people running from police lights at night, risking to get caught with cyberbullying harassment and ransomware. Thieves stealing valuable information, law enforcement.Vergrößern des Bildes
Ein Mann mit Kapuzenpullover sitzt an einem Rechner (Symbolbild): Cyberkriminelle nutzen eine Vielzahl an Methoden, um andere abzuzocken. (Quelle: IMAGO/xDC_Studiox)

So schlimm war es gefühlt noch nie. Zum Jahresanfang bekommen viele Deutsche eine Flut an Betrugs-Mails und SMS-Nachrichten. Welche Maschen gehen gerade um?

Es ist eine regelrechte Abzock-Welle, die zu Jahresbeginn über Deutschland hereinbricht – E-Mails mit falschen Gewinnbenachrichtigungen, angeblich im Zoll festhängende Pakete und getürkte Schreiben von der Bank.

"Es gibt wirklich unzählige gefährliche Betrugsmethoden im Netz", warnt Ralf Scherfling bei t-online. "Der Jahreswechsel ist bekannt für diverse Änderungen, beispielsweise durch den Gesetzgeber. Da Cyberkriminelle gerne auch aktuelle Themen aufgreifen, kann dies zu steigenden Zahlen beitragen." Der Experte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (vzbv) erklärt, mit welchen Maschen Betrüger gerade auf Opferjagd gehen und was sie so gefährlich macht.

Paketbetrug: Zoll-Gebühren und schädliche Apps

Aktuell seien besonders Mails und Nachrichten zu vermeintlichen Paketen im Umlauf, erklärt der Verbraucherschützer. Hier werden die Leute häufig über SMS-Nachrichten belästigt, die angeblich von Paketdiensten stammen, so Scherfling. Enthalten ist jedes Mal ein Link auf seltsame Internetseiten.

Die Absichten der unbekannten Absender sind dabei unterschiedlich. Einige haben es darauf abgesehen, schädliche Apps zu verbreiten, die Daten auslesen und massenweise SMS an gespeicherte Kontakte senden. Andere wollen ahnungslose Opfer in Abo-Fallen locken oder Zollgebühren abkassieren.

"Aber auch typische Phishing-Mails, die angeblich von Banken oder Sparkassen kommen, waren im Dezember 2023 bei den bösen Buben sehr beliebt", sagt Scherfling. Hier "informieren" die Betrüger zum Beispiel darüber, dass sich angeblich Kontozugangsdaten geändert haben – natürlich vor dem Hintergrund, dass sie mit dieser Masche an die neuen Daten kommen und das jeweilige Konten ausräubern können.

Ralf Scherfling ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Gruppe Finanzen und Versicherungen bei der
Verbraucherzentrale NRW.

Porno-Betrug: Kamera und E-Mails gehackt

"Zahle Bitcoins oder ich veröffentliche Videos von dir, auf denen du masturbierst". Kriminelle wollen mit solchen Drohungen Bitcoins per E-Mail erpressen und setzen darauf, dass sich die Empfänger ertappt fühlen und reagieren, warnen die Verbraucherschützer.

Die unbekannten Absender schreiben dabei an offenbar wahllos ausgewählte Empfänger, dass sie deren Webcam gehackt und sie beim Pornogucken und "sexuellen Handlungen an sich selbst" gefilmt hätten. Nur wer einen gewissen Betrag in Bitcoins überweise, könne verhindern, dass die Filme an Familien und Freunde weitergegeben oder veröffentlicht würden.

In einer anderen Version behaupten die Absender, sie hätten den Computer der Empfänger mit einer Software infiziert, die pornografische Dateien gefunden habe, und drohen damit, Freunde und Familienmitglieder darüber zu informieren. Manchmal hängen auch Dateien an diesen Erpressungsnachrichten, die Sie keinesfalls öffnen sollten, rät die Verbraucherzentrale NRW. "Denn sie beschädigen sehr wahrscheinlich Ihr Gerät damit."

Häufig erhöhen die Erpresser den Druck auf ihre Opfer mit weiteren E-Mails. Darin nutzen sie sogar teilweise persönliche Daten der Empfänger, die tatsächlich aus Hacks stammen oder aus Adressdatenbanken.

Die Verbraucherschützer raten: "Auch wenn es nicht gut aussehen mag: Am besten kleben Sie Ihre Webcam ab, wenn Sie sie nicht nutzen. Das gilt auch für Smartphone-Kameras." Außerdem sollte unbedingt ein aktuelles Virenschutzprogramm aufgespielt werden.

Telefon-Abzocke: Plötzlich kommt eine Rechnung

Verbraucher werden derzeit auch wieder vermehrt mit Verträgen unter Druck gesetzt, die angeblich am Telefon abgeschlossen worden sind. Betroffene berichten laut der Verbraucherzentrale NRW, dass sie am Telefon laut und deutlich "Ja" sagen sollten. Dazu stellen die Anrufer zum Beispiel Fragen wie: "Hören Sie mich?" Einige Tage später erhalten die Angerufenen Vertragsunterlagen oder Rechnungen. Der Absender behauptet, die Betroffenen hätten doch am Telefon zugestimmt.

"Wir kennen Berichte, wonach im Extremfall das Telefonat so zusammengeschnitten wurde, dass das 'Ja' an der passenden Stelle gesagt wurde, um einen Vertrag abzuschließen. Dabei hat es tatsächlich nie einen Vertragsschluss gegeben", schreiben die Experten.

Hier die gute Nachricht: Sollte Ihnen so etwas passieren, müssen Sie die Rechnung nicht zahlen. Sie sollten sie jedoch auch nicht einfach ignorieren, sondern sich dagegen wehren. Dazu können Sie diese Musterbriefe der vzbv kostenlos verwenden. 1. Abwehr einer unberechtigten Forderung (z.B. Zeitschriftenabo), 2. Abwehr überhöhter Inkassoforderungen.

Wie schütze ich mich? Der Tipp des Experten

Laut Scherfling kann jeder potenziell Opfer von Betrügern werden. "Seit Jahren erleben wir, dass mit neuen Themen immer wieder neue Betrugsmaschen aufkommen. Und was heute eine Welle ist, kann nächste Woche vielleicht schon wieder veraltet sein, kommt aber in ein paar Monaten noch mal in leicht abgewandelter Form wieder", so der Verbraucherschützer.

Einen ultimativen Schutzmechanismus gibt es seiner Ansicht nach nicht. Aber jeder Einzelne könne viel tun, um die Gefahr zu minimieren, selber Opfer von Cybercrime zu werden. Scherfling: "Da sind zum einen die technischen Aspekte. Insbesondere Virenschutzprogramm, Betriebssystem und Internetbrowser sollten stets auf dem neuesten Stand sein."

"Die von Bitkom e.V. bezifferten Schäden unter anderem durch Cyberangriffe belaufen sich weltweit auf 202,7 Milliarden Euro", schreibt das Bundeskriminalamt in seinem Lagebericht für das Jahr 2022. Bei den Cyberstraftaten mit festgestelltem Täterhandeln in Deutschland sei 2022 ein Anteil von 2,4 Prozent an den Gesamtstraftaten registriert worden, während dieser Anteil bei den Auslandstaten circa zehnmal so hoch sei.

Allein in Nordrhein-Westfalen erfasste das Landeskriminalamt 2022 mit 30.115 Cybercrimefällen 23,96 Prozent mehr Fälle als im Jahr zuvor. Die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen erhöhte sich um 17,23 Prozent auf 6.056.

"Ein bisschen wie im Straßenverkehr"

Der menschliche Faktor sei aber mindestens genauso wichtig. Scherfling: "Ein gesundes Misstrauen gegenüber jeder unerwarteten Nachricht ist ein ganz zentraler Schutz. Auf keinen Fall sollte man übereilt reagieren. Bei unerwarteten Nachrichten niemals auf Links klicken, keine Anhänge öffnen und auch nicht auf die Mail antworten. Wer unsicher ist, ob die Mail echt oder Betrug ist, sollte beim echten Anbieter nachfragen."

Es sei ein bisschen wie im Straßenverkehr. Scherfling: "Als Fußgänger schaue ich ja auch nach links und rechts, bevor ich die Straße überquere. Damit habe ich zwar keine endgültige Gewissheit, sicher auf der anderen Seite anzukommen, erhöhe aber deutlich die Wahrscheinlichkeit. Und wer sich im Internet an Regeln hält, reduziert deutlich die Gefahr, Opfer von Cybercrime zu werden."

Verwendete Quellen
  • schriftliches Interview mit Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW
  • Bundeskriminalamt: Lagebericht Cybercrime 2022
  • Polizei NRW: Lagebild Cybercrime
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