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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Gebaut, um den Atem zu rauben" Werbung für neuen 8er löst Proteste gegen BMW aus
Kalkül oder Ungeschick? Mitten in die Aufräumarbeiten wegen der Dieselkrise knallt BMW eine Werbung, die Autofahrer und Politik gleichermaßen empören dürfte.
"Der Gentleman": So heißt der neue 8er (ab 320 PS, um 100.000 Euro) in einer aktuellen BMW-Anzeige. Irgendwie soll das Auto also gute Manieren haben, meinen die Bayern wohl damit. Weniger gute Manieren sehen Kritiker in einer Anzeige, die jetzt in verschiedenen Zeitungen erschien: "Gebaut, um den Atem zu rauben."
Eine große Beilage lag etwa kürzlich in der "Süddeutschen Zeitung", aufklappbar zu einem meterbreiten XL-Poster – und bezeichnenderweise ohne jeden Hinweis auf darauf, wieviel Sprit das Auto verbraucht.
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Fahrverbote, Dieselskandal? BMW scheint sich nicht zu erinnern, dass deutsche Hersteller abertausende Autos zurückrufen und deren Chefs zum Krisengipfel im Kanzleramt antanzen mussten, gerade weil die Luft in vielen Städten nicht zum Atmen taugt.
Die Leser der Anzeige aber erinnern sich sehr gut. Das zeigen die Reaktionen im Internet: "Sehr ehrlich oder sehr zynisch?", fragt etwa der Nutzer Bernhard Poetter auf Twitter in Richtung der Münchener. "Grobe Fahrlässigkeit oder schon Satire?", fragt Helen Orgis.
"Endlich! Der erste Autobauer ist geständig und gibt öffentlich zu, warum er tut, was er tut," schreibt Michael Schroeren. Ulrich Sattler setzt noch einen drauf: "BMW gesteht: Wir verdrecken bewusst und absichtlich die Atemluft."
"Den deutschen Autobauern (und ihren Werbeagenturen) ist wohl nicht mehr zu helfen," twittert Bernhard Poetter. Und Claudia Bernhard schreibt: "BMW auf dem Weg zur Anti-Werbung in Plakatgröße als Zeitungsbeilage! Zynismus pur in Zeiten von Dieselgate und Klimaschutz!"
Versehen also oder Kalkül? Das fragen sich viele Kritiker. Und falls es eine Provokation ist: Geht man so mit Kunden um, die man gerade erst verprellt hat? Mit Menschen, die ungesunde Luft einatmen müssen? Das wollte t-online.de auch BMW fragen. Leider war der Autobauer für eine Anfrage nicht erreichbar.
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Die Öffentlichkeit zu provozieren, kann sich keiner der deutschen Autohersteller leisten. Deren Ärger macht sich gerade Luft in den sozialen Netzwerken. Darüber hinaus hat BMW derzeit aber nichts zu befürchten: Beim Deutschen Werberat ist noch keine Beschwerde über die BMW-Anzeige eingegangen, sagt eine Sprecherin t-online.de.
- Eigene Recherche