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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Verfahren eingeleitet "Querdenker"-Arzt Schiffmann soll Zulassung verlieren
Bodo Schiffmann gehört zu den bekanntesten Corona-Leugnern. Jetzt muss er um seine Arztzulassung fürchten. Ein t-online-Bericht spielt dabei eine Rolle. Schiffmann redet schon vom Untertauchen.
Der mit vielfachen Lügen aufgefallene Arzt Bodo Schiffmann steht vor dem beruflichen Aus. Gegen Schiffmann läuft jetzt ein Verfahren, das ihn die Approbation kosten kann. Und das ist nur eine Reaktion auf Schiffmanns Aktionen der vergangenen Monate. Einschläge kommen von allen Seiten. Justiz, Gesundheitsamt, Vermieter, Patienten und Bank gehen gegen ihn vor oder wollen mit ihm nichts mehr zu tun haben.
Schiffmann selbst hat die Entwicklung öffentlich gemacht in einem Video, in dem er Unterstützer um Hilfe bittet. Seit Monaten wirbt er in seinen Kanälen bereits darum, ihn mit Schenkungen ("maximal 19.999 Euro in zehn Jahren") zu unterstützen. Auch jetzt will er Geld, aber auch Zuflucht: Ihm geht es dabei um eine Unterkunft im Ausland, "wo ich untertauchen kann". Es könne möglich sein, "dass viele von denen, die sich exponiert haben, irgendwann irgendwo untertauchen müssen", behauptet er.
Aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen eines Vorwurfs, der ihm maximal zwei Jahre Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe einbringen könnte. Die Anschuldigung: Er habe mit seinen Attesten zur Maskenbefreiung falsche Gesundheitszeugnisse ausgestellt. Unter anderem durch dieses Verfahren gerät auch seine Zulassung als Arzt in Gefahr. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt hat vier Wochen Zeit für eine Stellungnahme in einem Verfahren, dass das Ruhen und den Entzug der Approbation bedeuten kann, bestätigte das Landesgesundheitsamt beim Regierungspräsidium Stuttgart auf Anfrage von t-online.
Klinik will ihn als Mieter loswerden
Der Ärger für ihn hört nicht bei Strafverfahren und Approbation auf. Die GRN-Klinik hat ihm den Mietvertrag für die Praxis in Sinsheim gekündigt, die er mit seiner Frau betreibt – Begründung: "geschäftsschädigendes Verhalten". Es geht um Schiffmanns Auftreten in der Öffentlichkeit und auf Demonstrationen. Er habe die insgesamt 250 Quadratmeter auch als Zentrale für seine Bewegung genutzt, hieß es von Klinik gegenüber dem SWR. Schiffmann und Mitarbeiter seien auch ohne Maske auf dem Klinikgelände unterwegs gewesen.
Wegen derartiger Beschwerden zu Maskenregeln geht auch das Gesundheitsamt im Rhein-Neckar-Kreis laut Schiffmann Beschwerden über die Praxis nach. Patienten laufen ihm offenbar auch davon: "Das Telefon klingelt seltener", sagt er und erklärt das so: Man wolle nicht bei ihm gesehen werden, sozialer Druck durch die Darstellung in Medien. Für ihn auch eine Erklärung für den nächsten Punkt: Die Deutsche Bank hat ihm sein Konto gekündigt. Um Schenkungen bittet er nun auf ein Konto bei der Apotheker- und Ärztebank.
Mit Falschinformationen gegen Corona-Maßnahmen
Seit Monaten gibt es Empörung in der Öffentlichkeit, dass der Hals-Nasen-Ohren-Arzt offensiv und aggressiv mit irreführenden und falschen Informationen Stimmung macht gegen die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Zwischenzeitlich hatte er erklärt, bis Ende Oktober werde "das alles" beendet und hatte auch für einen Militärputsch Sympathie gezeigt. Er war auch Initiator eines Netzwerks Tausender Freiwilliger, die Millionen Flyer mit irreführenden Informationen verteilen.
Ende Oktober standen Ermittler in seiner Praxis: Hausdurchsuchung wegen des Verdachts, dass er unrichtige Gesundheitszeugnisse ausstellt. Er hat wie andere Ärzte bundesweit massenhaft Atteste zur Befreiung von der Maskenpflicht ausgestellt. Auch in anderen Praxen gab es Durchsuchungen.
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Von der Staatsanwaltschaft Heidelberg ging in Schiffmanns Fall Nachricht ans Regierungspräsidium Stuttgart, welches in Baden-Württemberg zuständig ist für Approbationen. Die Behörde wird aktiv, wenn mögliche Straftaten Hinweise auf Unwürdigkeit oder Unzuverlässigkeit zur Ausübung des ärztlichen Berufs liefern. Das ist jetzt geschehen: Die Behörde bestätigte t-online, dass Schiffmann die Anhörung geschickt wurde. Er soll sich äußern, dann wird entschieden.
Theoretisch denkbar ist, dass das Verfahren eingestellt wird, weil Vorwürfe entkräftet sind. Die wahrscheinlichere Variante: Die Behörde ordnet an, dass die Approbation ruht oder sogar widerrufen wird. Zwar wird in solchen Fällen regelmäßig ein langer Rechtsstreit geführt. Eine Sprecherin sagte aber t-online: "Die Anordnung kann grundsätzlich auch mit Sofortvollzug versehen werden, damit eine etwaige Klage keine aufschiebende Wirkung hat."
Als unwürdig gilt, wer durch sein Verhalten das Ansehen und Vertrauen bei der Bevölkerung verspielt hat, das zur Ausübung des ärztlichen Berufes erforderlich ist. Um Unzuverlässigkeit festzustellen, muss es die gut begründete Annahme geben, dass ein Arzt in Zukunft die berufsspezifischen Vorschriften und Pflichten nicht beachtet.
Schiffmann: Impfende Ärzte wie Mengele
Dem Brief lag auch eine Verzichtserklärung bei: Das berufsrechtliche Verfahren ist erledigt, wenn Schiffmann selbst die Approbation zurückgibt. In seinem Video bedankt der Arzt sich ironisch, legt aber nach. Eine Approbation wolle er unter den aktuellen Umständen vielleicht gar nicht: Ärzte, die den Impfstoff gegen Covid-19 verabreichten, stünden auf der Stufe von Josef Mengele, dem Lagerarzt im KZ-Auschwitz-Birkenau, der die Vergasung der Opfer überwacht und menschenverachtende medizinische Experimente an Häftlingen durchgeführt hatte, so Schiffmann und er urteilt: "Wenn die Approbation das bedeutet, dann möchte ich kein Arzt sein."
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Schiffmann stellt auch die falsche Behauptung auf, der Impfstoff – eigentlich gibt es mehrere, die zugelassen sind oder vor der Zulassung stehen – sei nicht getestet und behauptet, er könne unfruchtbar machen. Dafür gibt es keine Hinweise, Experten halten die Theorie für abstrus.
Seine Äußerungen zum Impfen spielen auch eine Rolle für die Zulassungsbehörde: Das Regierungspräsidium bezieht sich im Schreiben auf einen Bericht von t-online: Schiffmann hatte zu vorgetäuschten Telefonaten in der Öffentlichkeit aufgerufen, in denen falsche Informationen zum Thema Impfen verbreitet werden sollten. Der Sinsheimer sagt dagegen, er wolle verhindern, dass Menschen "potenziell tödliche Substanzen" bekommen.
Auch zum Thema Maskentragen hatte er die Idee von vorgetäuschten Telefonaten unterstützt. Man solle in den Hörer sagen, Kinder seien durch Maskentragen gestorben. Von Schiffmann stammte auch der Satz, Kinder würden sterben, weil sie eine Maske tragen "gegen eine Krankheit, die es nicht gibt".
Wenn das Ruhen oder der Widerruf der Approbation angeordnet sind, stellt es eine Straftat dar, Patienten zu behandeln.
- Eigene Recherchen
- Telegram
- swr.de: GRN-Klinik kündigt Mietvertrag mit "Querdenker" Schiffmann