TV-Tipp Der Sommer nach dem Abitur
Köln (dpa) - Es ist nicht lange her, da hat sich Bastian Pastewka (48) von Bastian Pastewka verabschiedet. Im Februar kam - unter Wehklagen vieler Fans - die zehnte und letzte Staffel von "Pastewka" heraus, der Serie, in der der Komiker eine alternative Version von sich selbst spielte.
Bei wem die Wunde des Abschieds noch allzu sehr klafft, dem sei empfohlen: Am Donnerstag (25. Juni, 20.15 Uhr, ZDF) weht noch mal ein Hauch "Pastewka" durch das deutsche Fernsehen. Das ZDF zeigt den Film "Der Sommer nach dem Abitur". Pastewka spielt mit, heißt aber diesmal Alexander.
Im Film von Regisseur Eoin Moore ("Polizeiruf 110") treffen sich drei alte Schulfreunde, um Jahrzehnte nach dem Abi ein Versäumnis nachzuholen: ein Konzert ihrer Lieblingsband Madness. Eigentlich hatten sie das damals schon machen wollen, aber irgendwie verlor man den Plan aus den Augen. Glücklicherweise gibt es die Band noch. Also wird ein alter Golf beladen und losgefahren. Unglücklicherweise stellt sich heraus, dass man ein Gefühl von vor einem Vierteljahrhundert nicht konservieren kann.
Das ZDF nennt den Film, der schon einmal auf Arte gezeigt wurde, Komödie, vor allem ist es aber Tragikomödie. Der Nostalgie-Trip entwickelt sich mehr oder minder zu einem Desaster, was unter anderem an Pharmavertreter Alexander liegt, gespielt von Pastewka. Er hat nach dem Abi den vermeintlich klassischen Weg eingeschlagen: Frau, Familie, Karriere, wenig dazwischen. Das Lebensmodell ist aber längst von innen faulig, was man am Einwerfen diverser Pillen ablesen kann.
"Wir wollten kein Märchen erzählen. Man läuft leicht in die Falle, nur eine Art Retro-Bilderbogen zu zeigen", sagt Bastian Pastewka der Deutschen Presse-Agentur. Das gilt besonders, wenn man drei Mittvierziger mit in einem alten Golf sitzen sieht. Achtung, Kult-Alarm! "Das wollten wir aber nicht. Wir nehmen es als Vehikel, um die Geschichte einer Freundschaft zu erzählen, die es möglicherweise nie gab", sagt Pastewka. Den Film hat er im Sommer 2018 gedreht - unmittelbar nach der vorletzten "Pastewka"-Staffel.
Dass man bei Alexander Anklänge an "Pastewka" zu fühlen glaubt, weist der Schauspieler und Komiker gar nicht groß von sich. Dem Pharmavertreter ist eine gewisse Überheblichkeit eigen. Es gibt eine Szene, in der Schulfreund Ole (Fabian Busch), Alexander vorwirft, immer so distanziert zu sein: "Man weiß irgendwie nicht, woran man bei dir ist. So als ob du immer alles blöd finden würdest." Im Grunde war das der Kern des "Pastewka"-Pastewkas.
"Das weise ich nicht von mir. Ich glaube aber, dass die Zündschnur von Alex kürzer ist als die von diesem komischen Bastian Pastewka aus der "Pastewka"-Serie", sagt der Schauspieler. "Alex geht sofort hoch. Er muss sich permanent erhöhen."
Im Laufe des Films tun sich immer größere Abgründe auf. Ole ist erfolgreicher Ratgeberautor, hat offenkundig aber sexualromantische Probleme. Der Lebenskünstler Paul kommt zwar gut bei Frauen an, nimmt aber auch mal gerne das Geld anderer Leute - schändlicherweise sogar von braven Kleingärtnern. Zudem hat er einen Sohn mit irgendeiner Claudia aus der B, den er ignoriert hat. Das alles wird zum fröhlichen Madness-Sound serviert.
Von Retro-Reisen hält Pastewka übrigens privat nichts. "Niemand kann sich auf einen Lebensweg begeben mit der Ansage: Ich mache es wie damals. Ich glaube, der Mensch hat ein wenig Angst vor der Zukunft, deswegen hält er sich krampfhaft an dem Früher fest", sagt er. Das ist interessant, weil er selbst im Generalverdacht steht, etwa nur das frühere Fernsehen toll zu finden. "Das ist ja auch so", sagt er. "Aber ich stehe ratlos vor Leuten meiner Generation, die sagen: Warum machst du überhaupt Fernsehen? Nach "Magnum" und "Ein Colt für alle Fälle" hat es doch nichts Gutes mehr gegeben!" Im "Retro-Dasein" zu suhlen, das sei nichts für ihn.