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TV-Tipp: Klassentreffen


TV-Tipp
Klassentreffen

Von dpa
06.03.2019Lesedauer: 3 Min.
Sven (Fabian Hinrichs, l), Thorsten (Oliver Wnuk) und Gesa (Annette Frier) in einer Szene des Improvisationsfilms "Klassentreffen".Vergrößern des Bildes
Sven (Fabian Hinrichs, l), Thorsten (Oliver Wnuk) und Gesa (Annette Frier) in einer Szene des Improvisationsfilms "Klassentreffen". (Quelle: Jan Georg Schütte./dpa)
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Berlin (dpa) - Die Szenen kennt jeder, der schon mal auf einem Klassentreffen war: Sie waren zusammen auf der Schule, aber nicht alle erinnern sich gerne daran. Und manchem ehemaligen Mitschüler würden sie auch 25 Jahre später am liebsten nicht noch mal begegnen.

Aber da ist auch Neugier und Interesse daran, was aus den anderen wohl geworden ist. Und dann ist vieles gleich wieder wie früher, in guter wie in schlechter Hinsicht. Regisseur Jan Georg Schütte hat daraus einen bemerkenswerten Film gemacht, der schlicht "Klassentreffen" heißt, aber alles andere als schlicht ist. Das Erste zeigt ihn im 90-Minuten-Format am Mittwoch (6. März) um 20.15 Uhr, der Digitalsender One danach auch als sechsteilige Serie.

Jan Georg Schütte mag es gerne etwas anders als üblich - zum Beispiel Filme ohne klassisches Drehbuch. Das kann funktionieren, aber auch nach hinten losgehen. Keiner weiß das besser als sein Kollege Axel Ranisch. Der hatte das 2017 für die "Tatort"-Folge "Babbeldasch" mit Ulrike Folkerts ausprobiert. Es hagelte Kritik, die Zuschauerzahlen waren desaströs. So richtig begeisterte das Ergebnis niemanden.

Aber was geht, hängt viel von den Darstellern ab. Und da hat Schütte es gut getroffen: Bei "Klassentreffen" ist eine lange Liste erstklassiger Schauspieler beteiligt, die das eben können: einfach drauflos spielen. Wobei Schütte ja nicht will, dass sie planlos improvisieren. Alle Darsteller bekommen ein Rollenprofil, sie wissen, wer sie sind, wie der Charakter tickt. Der Rest ist Talent - und davon gibt es bei "Klassentreffen" genug.

Annette Frier spielt Gesa, Lehrerin und Organisatorin des Klassentreffens, Oliver Wnuk ihren Mann Thorsten, der ebenfalls Lehrer ist - ein etwas langweiliges Paar mit hohem Konfliktpotenzial. Anja Kling ist Stefanie, verheiratet, zwei Kinder. Sie war mal ganz eng mit Krischi, hat nach der Schule aber nie wieder von sich hören lassen. Krischi - großartig gespielt von Charly Hübner - ist inzwischen Schuhfabrikant am Niederrhein, ebenfalls verheiratet, vier Kinder, rechtskonservatives Weltbild. Aber wenn Stefanie gewollt hätte, wäre er vielleicht ein ganz anderer geworden. Die Wiederbegegnung ist schmerzhaft und eskaliert dann auch.

Sven war das Arschloch der Abi-Klasse, arrogant, eingebildet, Unsympath. Er hat jetzt eine Anwaltskanzlei in Los Angeles. Für Fabian Hinrichs eine Rolle, aus der er alles rausholt. Genau wie Kida Kohdr Ramadan als Ali, Tierarzt und Geldprotz, einst Krischis guter Freund, dessen rechte Thesen ihn anwidern.

Aurel Manthei ist Andi, der melancholische Loser, damals durchs Abi gefallen und auch danach erfolglos. Er war mal hoffnungslos in Marion verliebt und ist es vielleicht noch immer. Die Szene, in der sie sich wieder begegnen, gehört zu den stärksten im Film. Marion (Jeanette Hain) lebt in ihrer eigenen Welt, abgedreht, verloren, wahrnehmungsgestört. Und auch Burghart Klaußner glänzt in seiner Rolle als Lehrer Rebentisch, der die sozialen Eskalationen des Klassentreffens eher still und fast verständnislos beobachtet. Zuzusehen, was passiert, als sich die insgesamt 17 Ex-Abiturienten wiedersehen, ist in jedem Fall unterhaltsam, vielleicht auch mehr.

Schütte, der schon Erfahrung mit Filmen ohne Drehbuch hat - für "Altersglühen" hat er 2015 sogar den Grimme-Preis bekommen -, hat "Klassentreffen" in einem leerstehenden Gasthof in Köln-Hürth gedreht. Rund 2600 Meter Kabel mussten dort verlegt werden, 32 Kameras kamen zum Einsatz und 24 Kameraleute. Die Klappe für den Dreh fiel nur ein einziges Mal, ganz zum Anfang. Nach 4 Stunden und 12 Minuten war Schluss. Bis aus den Unmengen an Filmmaterial, die die Kameras aufgezeichnet hatten, dann ein Film und eine Serie wurden, dauerte es gut elf Monate - allein im Schnitt ein Mammutwerk. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Experiment gelungen.

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