t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeUnterhaltungTVTatort

"Tatort" mit Knalleffekt: Warum dieses Drama lange nachhallen wird


Aufsehenerregender Stuttgart-Fall
Selten war ein "Tatort" dramatischer

  • Steven Sowa
MeinungVon Steven Sowa

19.01.2025 - 14:48 UhrLesedauer: 2 Min.
"Tatort" aus Stuttgart: Was Thorsten Lannert (Richy Müller) beim Austausch mit den Geiselnehmern zu hören bekommen, bereitet ihm Sorgen.Vergrößern des Bildes
"Tatort" aus Stuttgart: Was Thorsten Lannert (Richy Müller) beim Austausch mit den Geiselnehmern zu hören bekommt, bereitet ihm Sorgen. (Quelle: SWR/Benoît Linder)
News folgen

Der neue "Tatort"-Fall des Stuttgarter Ermittlerduos ist in jeder Hinsicht besonders. Einige Zuschauer dürften sich am Sonntag überrascht die Augen reiben.

Der neue "Tatort: Verblendung" startet mit so viel Karacho, dass auch bei geübten Krimizuschauern kurz Verwunderung aufkommen dürfte: Ist das jetzt ein Krimi oder ein Entführungsdrama, ein ARD-Film oder ein Actionthriller? Ein wenig weckt die Machart Erinnerungen an alte Til-Schweiger-Zeiten: Denn so rasant und actiongeladen wie im Stuttgarter Fall ging es zuletzt in den Hamburger Filmen um Nick Tschiller her.

Der SWR-Krimi zeigt den von Felix Klare verkörperten Sebastian Bootz inmitten eines Albtraumszenarios: eine Geiselnahme, zwei ideologisch verblendete und bis an die Zähne bewaffnete Täter, Tote, Sprengstoff und ein Rennen gegen die Zeit. Das sind die Zutaten für 90 Minuten klaustrophobisch anmutenden Erzählstoff.

Die beiden schwer bewaffneten Geiselnehmer haben sich eine brisante Filmpremiere ausgewählt: Die Gästeliste ist politisch besetzt, der Staatssekretär des Innenministers ist dabei, auch der Polizeipräsident wird bedroht.

Die Geiselnehmer fordern die Freilassung von Häftlingen aus der JVA Stammheim, die angeblich in Lebensgefahr schweben. Sie soll nicht dasselbe Schicksal ereilen wie ihren Haft- und Gesinnungsgenossen, der im Gefängnis vergiftet worden sein soll. Von "nationalem Widerstand" gegen eine Regierung, die von "Globalisten" und der "Lügenpresse" gesteuert werde, ist die Rede. Krude Verschwörungsmythen wabern gleich zu Beginn des Films durch den Kinosaal – und fortan die Frage, wann die Geiselnehmer angesichts eines drohenden Fiaskos die Nerven verlieren.

Besonders drastischer "Tatort"

Regisseur Rudi Gaul und Drehbuchautorin Katharina Adler sind bereits durch die Stuttgarter Folgen "Videobeweis" und "Vergebung" eingespielt. Mit ihrem dritten "V"-Fall inszenieren sie einen packenden Echtzeitthriller. Popcorn-Kino am Sonntagabend in der ARD: Das hat es so lange nicht mehr gegeben. Womöglich zuletzt unter Til Schweiger, nur dass seine Fälle derart überladen daherkamen, dass stets die Form den Inhalt diktierte. Bei "Verblendung" ist das anders: Die Spannung wird hier nie zum Selbstzweck.

Bestes Beispiel dafür ist Anna Schimrigk. Sie spielt die Geiselnehmerin mit verschwitztem Gesicht, irrem Blick und zitternden Händen nicht nur überzeugend, sondern derart fiebrig-atemlos, dass das Publikum nur gebannt auf die nächsten Volten der Verbrecher warten kann. Im Verlauf der Handlung geraten auch die Opfer zunehmend in die sprichwörtliche Schusslinie: Offen feilscht die Schicksalsgemeinschaft der Geiseln darum, wer aus ihren Reihen erschossen werden soll und wer nicht.

Stündlich soll es weitere Hinrichtungen geben, während der Krisenstab unter Leitung von Kommissar Lannert (Richy Müller) immer mehr unter Druck gerät. Darf man mit den Tätern verhandeln? Macht man sich erpressbar? Nicht nur das Einsatzkommando außerhalb des Kinos ist verunsichert, Misstrauen macht sich auch unter den Geiseln breit. Gerüchte verbreiten sich, ein Verräter wird in den eigenen Reihen vermutet, und Kommissar Bootz hat alle Hände voll zu tun, die Stimmung nicht völlig eskalieren zu lassen.

Selten sind 90 Minuten so schnell vergangen, selten war ein "Tatort" dramatischer. Der Fall "Verblendung" besticht mit seiner wuchtigen Erzählung und dem politisch-gesellschaftlichen Unterbau. Relevanz, Tempo, ein starkes Ensemble und verblüffende Wendungen fügen sich zu einer "Tatort"-Folge zusammen, die noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • ARD: "Tatort: Verblendung" am 19. Januar 2025
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom