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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Einer der letzten Fälle des Duos Diese Fans kommen beim neuen Münchner "Tatort" auf ihre Kosten
Sie haben ihren Abschied angekündigt. Doch jetzt ermitteln die Münchner "Tatort"-Urgesteine in einem neuen Fall. Bei einer Art Fans dürfte er besonders punkten.
Eine "Tatort"-Kritik von Maria Bode
Ihr neuester Fall bringt die Kommissare Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) sowie ihren jungen Kollegen Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer) in die Justizvollzuganstalt – und teilweise in prekäre Situationen. Krimifans, die sich für Whodunit-Fälle begeistern, dürften sich über diese BR-Produktion freuen. Neben der Suche nach dem Täter steht im "Tatort: Das Wunderkind" eine sehr einseitige Vater-Sohn-Beziehung im Mittelpunkt.
Über 17 Minuten dauert es, bis es in diesem "Tatort" eine Leiche gibt. Und doch ist der Fall schon in der ersten Viertelstunde fesselnd. Nach einem Konzert begleitet das Publikum einen Insassen zurück ins Gefängnis: Dieter Scholz (Carlo Ljubek) hatte Freigang, um dem Klavierspiel seines Sohnes Ferdinand zu lauschen. Dessen wohlhabende Pflegeeltern flehen Scholz an, nach seiner Haftentlassung in wenigen Tagen nicht wieder den Kontakt zu dem Jungen aufzunehmen. Sie bieten dem Häftling dafür sogar Geld. Dabei ist es der größte Lichtblick von Scholz, wieder mit seinem Jungen zusammenzuleben.
- Batic und Leitmayr: So sahen die Kommissare 1991 aus
Zurück im Knast wird Scholz heftig bedroht. Bandenanführer Roland Gumbert (Ralph Herforth) will, dass er ihn nach seiner Entlassung bei illegalen Machenschaften unterstützt. Scholz lehnt ab, wird daraufhin brutal von dem Mann verprügelt, der zudem das Leben seines Sohnes Ferdinand bedroht. Nach 17 Minuten dann ist es Gumbert, der unter der Dusche rücklings abgestochen wird. Es gibt 18 potenzielle Täter. An einer Kooperation mit der Polizei ist keiner interessiert. Obendrein ist die Überwachungsanlage kaputt – ein Zufall?
Der Tote jedenfalls ist verhasst bei vielen Insassen, aufgrund von Repressalien, Zwangsabgaben, Vergewaltigungen. "Wer sich geweigert hat, hatte nichts zu lachen", berichtet einer den Polizisten. Motive scheint es vielerlei zu geben. Haben die Kommissare es mit einem Bandenkrieg zu tun? Hat sich jemand an Gumbert gerächt? Vielleicht sogar Scholz, der sich eigentlich vorbildlich verhält, aber bösartig von Gumbert bedroht wurde? Könnte es auch sein enttäuschter Liebhaber gewesen sein, der ebenfalls kurz vor der Haftentlassung steht? Und weshalb hat eigentlich keiner der Mitduschenden etwas gesehen?
Die Kommissare dringen während ihrer Untersuchungen in das Umfeld der Häftlinge ein – und Leitmayr erinnert sich an seine Kindheit unter einem gewalttätigen Vater. Ein Grund dafür, dass er den eigentlichen Musterhäftling Scholz mit anderen Augen betrachtet. Denn, so finden es die Ermittler heraus, auch dieser hat seinen Sohn vor dem Gefängnisaufenthalt tätlich angegriffen.
Lohnt sich das Einschalten?
Für Fans von Leitmayr und Batic sowieso. Denn der "Tatort: Das Wunderkind" ist der insgesamt 94. Fall des Duos. Und nach dem 100. soll, wie seit Kurzem bekannt ist, Schluss sein. Ein finaler Countdown wird hiermit eingeläutet.
Auch so ist der Film lohnenswert. Die Macher schaffen es, die Sympathien des Publikums zwischen den Figuren hin und her zu verschieben und nehmen die Zuschauerinnen und Zuschauer mit in eine andere, eine unbekannte Welt. Obwohl es einige fragwürdige Szenen gibt, sollten Sie einschalten.
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- Das Erste: "Tatort: Das Wunderkind" vom 4. Februar 2024