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Nach "Rote Rosen"-Aus | Gerry Hungbauer: "Da hat sich niemand mehr gemeldet"


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Nach plötzlichem "Rote Rosen"-Aus
Gerry Hungbauer: "Da hat sich niemand mehr gemeldet"

InterviewVon Kai Butterweck

Aktualisiert am 12.05.2022Lesedauer: 5 Min.
Gerry Hungbauer: 15 Jahre lang stand der Schauspieler für "Rote Rosen" vor der Kamera.Vergrößern des Bildes
Gerry Hungbauer: 15 Jahre lang stand der Schauspieler für "Rote Rosen" vor der Kamera. (Quelle: imago images)

15 Jahre stand er für "Rote Rosen" vor der Kamera – dann wurde Gerry Hungbauer völlig überraschend aus der Serie gestrichen. Nun muss er sich neu orientieren. Mit t-online hat der Ex-Serienstar über das finstere Hier und Jetzt und neue Möglichkeiten gesprochen.

Als "Rote Rosen"-Urgestein feierte Schauspieler Gerry Hungbauer jahrelang große TV-Erfolge. Ende November 2021 war auf einmal Schluss. Der Seriendarsteller hatte in Folge 3.450 seinen letzten Auftritt als Thomas Jansen. Der Vertrag des TV-Stars wurde nach 15 Jahren nicht verlängert.

Es folgte eine Zeit, in der sich Gerry Hungbauer neu orientieren musste. Zwischen Arbeitsamt und Homeoffice pendelnd, stapelten sich in den Gedanken des gebürtigen Münchners gleichermaßen Frage- und Ausrufezeichen. Ein halbes Jahr nach seiner letzten Folge traf t-online Gerry Hungbauer zum Interview und sprach mit ihm über dunkle Erinnerungen, digitale Neuanfänge und Traumrollen.

t-online: Herr Hungbauer, nach 15 Jahren wurde Ihr Vertrag nicht verlängert. Wie tief sitzt der Stachel noch?

Gerry Hungbauer: Mittlerweile finde ich es einfach nur noch schade. Ich hege aber keinerlei Groll mehr. Das Ganze ist jetzt ja auch schon wieder ein paar Monate her. Als Schauspieler weiß man ja auch, dass man flexibel und darauf gefasst sein muss, dass sich die Dinge auch mal über Nacht ändern können. Ich glaube, ich bin wegen meines Jobs bestimmt schon 30 Mal in meinem Leben umgezogen. Das gehört einfach dazu.

Kam es in der Zwischenzeit noch einmal zu einer Kontaktaufnahme?

Nein, da hat sich niemand mehr gemeldet. Das ist aber auch völlig o. k. Sicher, ich würde mich natürlich freuen, wenn man mich noch mal mit ins Boot nehmen würde. Aber ich erwarte das jetzt nicht.

Sie haben sich im Anschluss an Ihr "Rote Rosen"-Ende ganz offen und ehrlich dazu bekannt, Arbeitslosengeld in Anspruch zu nehmen. Ist Ihnen dieser Schritt schwergefallen?

Nein, das ist ja ein ganz normaler Vorgang. Ich habe das "Aus" damals in einer Radiosendung verkündet. Danach gab es natürlich unheimlich viel Resonanz. Da waren auch viele Menschen dabei, die das nicht so verstehen konnten. Aber die Sache mit dem Arbeitslosengeld war für mich ganz normal. Das ist ja meist auch kein langer Prozess. Wenn sich eine Tür schließt, öffnen sich irgendwo andere Türen.

Welche Türen haben sich denn geöffnet?

Die Corona-Zeit macht es natürlich den Künstlern nicht leicht, die momentan auf dem freien Markt sind. Bei mir kommt noch hinzu, dass ich ja viele Jahre quasi in einer "Festanstellung" war. Mich müssen die Leute erst wieder neu kennenlernen. Aber das wird schon werden. Zwischendurch bekomme ich immer wieder Einladungen für verschiedene Veranstaltungen. Nebenbei beschäftige ich mich auch mit Hörbüchern. Ich bin schon sehr aktiv und schau mir genau an, was so in der Branche los ist.

Sie sind ein erfahrener Schauspieler. Müssen da die Verantwortlichen Sie nicht ganz oben auf der Liste haben?

Das ist ein Trugschluss. Man muss sich immer wieder aufs Neue ins Gespräch bringen. Ich war letztens erst wieder in Berlin, um neue Fotos für meine Agentur zu machen. Heutzutage läuft ja alles über sogenannte E-Castings. Da präsentiert man sich online und hofft, dass die Caster und Besetzer irgendwann sagen: Ach, der Gerry ist wieder auf dem Markt. Schau mal, was der für eine neue Frisur hat, da könnte er ja für diese oder jene Rolle gut passen. Da muss man wirklich permanent Gas geben und aktiv sein.

Wie oft hinterfragen Sie in solchen Phasen das große Ganze?

Das mache ich fast täglich. Ich bin aber Schauspieler aus Leidenschaft. Das ist nicht nur ein Job für mich. Vor der Kamera zu stehen, Veranstaltungen zu moderieren oder im Theater auf der Bühne zu performen: Das bin halt ich. Dafür gebe ich auch meine ganze Energie, egal ob ich gerade fest engagiert oder auf der Suche nach einer neuen Herausforderung bin.

Sie haben 1986 Ihre Schauspielkarriere begonnen. Wenn Sie zurückblicken und den Gerry Hungbauer von damals mit dem im Hier und Jetzt vergleichen: Welche Unterschiede gibt es?

Ich bin viel gelassener geworden. Früher hatte ich lange Zeit große Existenzängste. Mir fehlten die Erfahrung und der Glaube, dass es nach Rückschlägen immer auch wieder aufwärts geht. Heute bin ich da ganz entspannt. Ich bin sehr bodenständig und verlange nicht viel. Ich brauche kein großes Auto und auch kein Urlaub auf Mauritius.

Es gibt unzählige geschichtsträchtige und wegweisende Filmrollen. Wenn Sie die Zeit zurückdrehen und sich eine Rolle Ihrer Wahl aussuchen könnten: Wen hätten Sie gerne gespielt?

Da fällt mir sofort Jean Paul Belmondo als "Der Profi" ein. Das wäre eine tolle Rolle für mich gewesen. Ich denke manchmal, dass ich meinen Beruf auch im falschen Land ausübe. Ich orientiere mich eher am italienisch-französischen Schauspielstil, bei dem viel mit Gestik und Mimik gearbeitet wird. Belmondo und de Funès: Diese Schauspieler habe ich geliebt.

Im Laufe einer so langen Karriere begegnet man unzähligen Kolleginnen und Kollegen. Haben sich da tiefe Freundschaften entwickelt?

Man kennt natürlich viele Gesichter. Hin und wieder trifft man sich mit dem einen oder anderen Kollegen auch mal privat. Mit Joachim Kretzer (spielte bei "Rote Rosen" den Torben Lichtenhagen) beispielsweise telefoniere ich regelmäßig. Im Großen und Ganzen beschränken sich die Kontakte aber meist auf die gemeinsame Arbeitszeit.

Seit zwei Jahren leben wir schon mit einer Pandemie. Nun herrscht auch noch Krieg in Europa. Was macht diese Zeit mit Ihnen?

Ich fühle mich dieser Tage oft gefangen in einer regelrechten Starrheit. Man fragt sich, was überhaupt noch Sinn macht. Da ist eine große Leere vorhanden. Man kämpft aber auch immer wieder dagegen an. Ich stand vor kurzem in Lüneburg auf einer Bühne und habe acht Stunden lang eine Spendenveranstaltung moderiert, bei der 30.000 Euro für die Opfer des Krieges gesammelt wurden. Solche Momente geben wieder Kraft. Aber noch mal: Es ist furchtbar. Meine Mutter ist 1940 geboren. Meine Großmutter wurde zweimal von den Russen vertrieben. Diese Erinnerungen kommen natürlich wieder hoch. Plötzlich hört man wieder Bomben und Sirenen. Mir tun vor allem die vielen Kinder leid, die dieses Trauma ihr ganzes Leben lang mitschleppen müssen.

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Sie selbst haben auch zwei Kinder. Wie gehen Sie als Vater mit der Situation um?

Es ist schon nicht so einfach, da ja gerade sehr viele negative Dinge auf die Kinder einprasseln. Meine Kinder sind jetzt im Teenageralter, da rauben so eine Pandemie und ein Krieg natürlich unheimlich viel Freiheit. Als Vater versuche ich, meinen Kindern mit vermehrten Aktivitäten und Ausflügen etwas zurückzugeben.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Gerry Hungbauer
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