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Guido Cantz über letzte Sendung "Verstehen Sie Spaß?": "Es war meine Entscheidung"


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"Verstehen Sie Spaß?"
Guido Cantz über seine letzte Sendung: "Es war meine Entscheidung"

InterviewVon Sebastian Berning

Aktualisiert am 18.12.2021Lesedauer: 5 Min.
Guido Cantz: Der Moderator gibt "Verstehen Sie Spaß?" an Barbara Schöneberger ab.Vergrößern des Bildes
Guido Cantz: Der Moderator gibt "Verstehen Sie Spaß?" an Barbara Schöneberger ab. (Quelle: Oliver Berg/dpa)

Für ihn hat es sich ausgelacht: Guido Cantz moderiert am Samstag ein letztes Mal "Verstehen Sie Spaß?". Mit t-online spricht er über seine Corona-Erkrankung, Impfgegner und ausgefallene Züge.

"Verstehen Sie Spaß?" feiert am 18. Dezember (20:15 Uhr, ARD) seine 200. Sendung. Alles fing am 30. Januar 1980 mit einer 30-minütigen Ausgabe mit Kurt Felix an. 53 Sendungen lang stand der Showentwickler für das Versteckte-Kamera-Format vor der nicht versteckten Kamera. Nur Guido Cantz machte den Job länger. Seit 2009 moderierte der Nachfolger von Frank Elstner 59 Ausgaben, seine letzte wird seine 60. sein.

Im Interview mit t-online spricht der Moderator und Komiker über seine überstandene Corona-Erkrankung, aber auch seine Highlights aus fast 12 Jahren "Verstehen Sie Spaß". Die Sendung übergibt er nun an Barbara Schöneberger.

t-online: Her Cantz, sie hatten Corona. Ganz einfach gefragt: Wie geht es Ihnen?

Guido Cantz: Deutlich besser. Ich habe die Erkrankung gut überstanden. Ich hatte zum Glück nur einen milden Verlauf, ich war aber trotzdem 14 Tage in Quarantäne.

Isoliert?

Genau. Ich wohnte so lange im Gästezimmer, um den Rest der Familie nicht anzustecken. Das kann man ein bisschen mit dem Grafen von Monte Christo vergleichen. Es wurde geklopft und dann stand etwas zu essen vor der Tür, aber ich habe die Familienmitglieder nicht gesehen. Es war eine Mischung aus Hotel und Einzelhaft.

Sie waren zu dem Zeitpunkt schon doppelt geimpft, oder?

Genau. Und wir Fernsehschaffenden werden während einer Produktion täglich getestet. Ich habe das auch gemacht und auf einmal war ich positiv. Immerhin habe ich keine Folgeschäden davongetragen.

Wie verfolgen Sie die aktuelle Impfdebatte?

Ich denke, dass ich durch meine zweifache Impfung einen milden Verlauf hatte. Ich wollte mich boostern lassen, aber wie ein Mediziner zu mir meinte, habe ich jetzt einen Naturbooster erhalten. Ich begrüße es aber sehr, wenn sich die Menschen impfen lassen.

Eine hohe Impfquote wäre natürlich für die Kulturbranche gut, damit Auftritte wieder möglich werden.

Ich kann meinen Beruf seit fast zwei Jahren nicht wie gewohnt ausüben. So geht es vielen in der Branche. Wir sind die, die am längsten mit den großen Einschränkungen leben müssen. Die Gastronomie hatte zwischendurch die Möglichkeit wieder zu öffnen. Wir können aber nicht vor vollem Haus auf der Bühne stehen.

Macht Sie die fehlende Solidarität der Impfgegner diesbezüglich sauer?

Jeder kann selbst entscheiden, ob er sich impfen lässt oder nicht, aber ich finde es schade. Ich selbst sehe mich als solidarisch an und schütze mit dem Piks auch andere. Ich würde meinen Beruf, wie gesagt, gerne wieder normal ausüben können – wieder auf Tournee gehen oder auf einer Karnevalsbühne stehen.

Vor Ihrer Corona-Erkrankung haben Sie noch Ihre letzte Ausgabe "Verstehen Sie Spaß" abgedreht. Wie gingen Sie das Finale an?

Ich habe meinem Team gesagt, dass ich eine normale Sendung machen möchte. Am Ende gab es dann aber doch einen Beitrag, mit dem sie mich überrascht haben. Dieses Finale hat mir viel Spaß gemacht, aber ja, hinterher habe ich das eine oder andere Tränchen vergossen.

Wie kamen Sie zu der Entscheidung, mit der Sendung aufzuhören?

Es ist ein Jahr der Zahlen für mich: 200 Sendungen "Verstehen Sie Spaß?", 60 davon mit mir, ich wurde 50 und feiere mein 30. Bühnenjubiläum. Da kam viel zusammen. Die Entscheidung ist bereits im Frühjahr 2021 gefallen. Wie jedes Jahr haben die Produzenten und ich uns zusammengesetzt und über die Show gesprochen. Ich hatte immer einen Zweijahresvertrag. Der lief jetzt aus.

Wessen Entscheidung war es, diesen nicht zu verlängern?

Das war meine. Ich bereue es nicht. Ich glaube, dass das jetzt genau der richtige Zeitpunkt war. Im Lockdown hatte ich viel Zeit zum Nachdenken, wohin die Reise für mich noch gehen soll. "Verstehen Sie Spaß?" war eine tolle Zeit. Niemand hat das so lange moderiert wie ich – das hätte ich 2009 niemals für möglich gehalten, dass ich so lange dabeibleibe.

Hat man denn versucht Sie vom Gegenteil zu überzeugen?

Nein, wenn ich mich für etwas entscheide, dann stehe ich auch dahinter. Das wissen die Kollegen auch. Ich habe den Rücktritt von "Verstehen Sie Spaß?" nicht fürs Fishing for compliments gemacht.

Können Sie aus all den Jahren ein Highlight nennen?

Es gab natürlich viele. Für mich persönlich war es besonders, als ich zum ersten Mal fünf Stunden in der Maske saß, um als Lockvogel nicht erkannt zu werden. Ich habe mich selbst kaum wiedererkannt. An Gästen habe ich mich besonders über Joe Cocker gefreut. Das ist ein Musiker, den ich immer sehr verehrt habe. Wir haben uns super verstanden, als ob man sich schon ewig kennen würde. Udo Jürgens hat mir in einer Ausgabe das Du angeboten – ein großer Moment für mich.

Nach der zweiten Staffel "LOL" habe ich mir die "Pastewka"-Serie angeschaut. In einer Folge müssen Sie und Bastian in der Fahrschule nachsitzen, weil der Führerschein weg ist. Bastian denkt die ganze Zeit, dass er von Ihnen reingelegt wird. Passiert es oft, dass Menschen bei Ihnen in ähnlicher Weise misstrauisch werden?

Tatsächlich! Meist, wenn ich irgendwo stehe, wo ein Flug oder ein Zug ausfällt. Ich werde gerade dann besonders oft angesprochen mit "Ach, Herr Cantz, jetzt können Sie Ihren Satz sagen …" Aber leider stehe ich dann genauso da und warte wie die Leute.

Gibt es dafür auch prominente Beispiele?

Meist wenn ich in Sendungen von Kolleginnen und Kollegen zu Gast bin. Da muss nur ein Scheinwerfer ausfallen und ich werde komisch angeschaut. Und mal ehrlich: Wenn ich jemanden reinlege, dann eher in einem Moment, wo die Kollegen damit nicht rechnen … (lacht) Ich bin gespannt, wie lange diese Blicke und Sprüche noch anhalten werden.

Sie hatten die vielen Zahlen angesprochen, die Ihr Jahr 2021 prägen. Ein Abschied ist immer ein Aufbruch. Nach 30 Jahren Bühne – ist das jetzt vielleicht auch ein Punkt, wo Sie sagen, dass Sie kürzertreten wollen?

Ich werde nicht anfangen, Meerschweinchen zu züchten. Ich möchte weiter auf der Bühne und vor der Kamera stehen. Ich freue mich aber, dass ich jetzt die Möglichkeit habe, mich Projekten zu widmen, die vorher nicht in den Terminkalender gepasst haben. "Verstehen Sie Spaß?" nahm schon viel Zeit in Anspruch. An den Ruhestand denke ich noch lange nicht. Auch mit 50, die aus meinem Personalausweis hervorgeht, fühle ich mich noch jung und habe Lust auf den Job.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Guido Cantz
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