Das gute Gespräch 40 Jahre NDR Talk Show: Skandale und bewegende Momente
Hamburg (dpa) - Ob Sängerin Eartha Kitt, die auf dem Schoß von Entertainer Rudi Carrell sang und ihm in die Nase biss, oder Schriftstellerin Karin Struck, die wutentbrannt das Studio verließ und neben ihrem Mikro auch noch ein Weinglas ins Publikum warf: Die NDR Talk Show ist reich an skandalträchtigen Auftritten - aber auch berührenden Momenten.
Seit 40 Jahren ist die Gesprächsrunde mit wechselnden Moderatoren eine feste Institution im deutschen Fernsehen und ist neuerdings auch im Ersten zu sehen. Seit 2008 moderieren Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt alle 14 Tage die illustre Runde. Seit August talken auch Bettina Tietjen und Jörg Pilawa einmal im Monat aus Hannover unter dem Label. Am Freitag (11. Oktober) gibt es um 22.00 Uhr die große Jubiläumssendung.
"Ein gutes Gespräch ist meiner Meinung nach nicht planbar und hat auch nichts mit besonders guter und gründlicher Vorbereitung zu tun", sagt Schöneberger im Doppel-Interview mit Meyer-Burckhardt. "Vielmehr muss es einem gelingen, eine gute Stimmung zu kreieren, auf die sich sowohl der Gast als auch der Gastgeber einlassen und in die sich beide fallen lassen können und von deren Energie sie sich tragen lassen." Diese Energie könne aus Einfühlungsvermögen, Ernsthaftigkeit oder Humor entstehen, entscheidend sei, sich auf sein Gegenüber einzustellen, seine Geschichte einzufangen, betont die Moderatorin.
Das gute Gespräch ist geblieben - das Ambiente hat sich in den vergangenen 40 Jahren verändert: Schlagersänger Roy Black, der 1985 mit Sängerin Anita auf dem Schoß Fragen des Moderators beantwortete, - heute undenkbar. Überhaupt gab es zu Beginn mit Dagobert Lindlau, Wolf Schneider und Hermann Schreiber mehr Moderatoren - es wurde getrunken und geraucht, Frauen waren oft nur schmückendes Beiwerk oder mussten sich anzügliche Bemerkungen gefallen lassen. So stellte Schauspieler Klaus Kinski bei Moderatorin Alida Gundlach fest, sie habe "einen so tollen Po".
Ob ein Duett mit Opernsänger Rolando Villazón oder Catwalk-Laufen mit Jorge González: heute müssen die beiden Moderatoren auch selbst Einsatz zeigen. "Ein Zaubertrick von Hans Klok hat mich besonders beeindruckt - weil er im Prinzip so einfach war", erzählt Hubertus Meyer-Burckhardt.
Zu ihren Höhepunkten gehören für Schöneberger nicht so sehr Prominente. Sondern die Gäste, die mit ihren persönlichen Geschichten die Menschen berühren - wie eine Krebspatientin, die anderen Menschen, die unter der Krankheit leiden, Mut spendet. Oder die Mutter, die für ihre behinderte Tochter ein Gerät entwickelt hat, das ihr das Leben erleichtert.
Das Geheimnis ihrer Beziehung? "Dass wir uns mögen, sind schon mal 80 Prozent", sagt Schöneberger und lacht. "Und dann ist das halt Arbeit". Die Moderatorin sagt: "Wir mögen uns und wir sehen uns alle zwei Wochen, was ein perfekter Rhythmus ist, um wieder genug erlebt zu haben, dass man auch viel erzählen kann."
Auch das Redaktionsteam sei quasi ein Freundeskreis. Meyer-Burckhardt ergänzt: "Wir waren gerade zusammen essen und danach sagte der Italiener, bei dem es stattfand: Er wünsche sich, dass größere Familien so viel lachen und so herzlich miteinander sind, wie ihr wart. Das kann nicht sein, dass ihr ein Kollegenkreis seid. Das sagt eigentlich alles."