"Das Supertalent" Schlüpfertanz im Einkaufswagen berührt die Jury
Eine empörte Hula-Hoop-Frau, ein Kartenwerfer und ein Teenie, der wie ein Roboter tanzt. Beim "Supertalent" ging es wieder hoch her. Doch die Show bot glatt neue Alltags-Anreize: Oder kennen Sie schon den Einkaufswagentanz?
"Welche Geschichte steckt hinter dieser Nummer?", fragt der Poptitan den 27 Jahre alten "Cirque du Soleil"-Tänzer, David Pereira, der halbnackt und wahnsinnig "ästhetisch" mit einem Einkaufswagen tanzt: "Warst du vielleicht mit deinem Einkauf bei Aldi nicht zufrieden?" Was auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig anmutet, ist eine der "ausdrucksstärksten" Darbietungen seit langer Zeit. Pereira tanzt mit einem Einkaufswagen so "gefühlvoll" und mit so viel "Bühnenpräsenz", dass man fast Lust bekommt, das Ganze beim nächsten Einkauf glatt selber auszuprobieren – natürlich angezogen und nicht in Unterwäsche und mit so schönen Engelsflügeln auf dem Rücken wie der sensible Spanier, den der Applaus des Publikums zu Tränen rührt.
Auftritte wie dieser trösten den Zuschauer auch darüber hinweg, dass zwischendurch – da, auf dieser tollen Bühne – jede Menge Tinnef feilgeboten wird: Ein schräger Typ, der in einem Schlangenkostüm steckt und Bruce fressen will, ein Herr, der ein Modellflugzeug durch die Gegend fliegen lässt, eine Dame, die erst in einen Hula-Hoop-Reifen steigt und ihn dann andächtig hochhebt – alles schlicht "talentfrei" oder wie Dr. Bohlen zu sagen pflegt: "Bei gewissen Patienten habe ich kein gutes Gefühl." Darauf die eingeschnappte Reifen-Frau: "Das finde ich echt unfair von dir, Dieter!"
Halbtaube Sängerin und Wahnsinns-Bauch
Die Frage, was ein Supertalent ausmacht, scheint mannigfaltig interpretierbar zu sein. Für den einen zählt es als großes Talent, wenn eine Frau wie "Verena aus der Steiermark" einen Schlagersong von Beatrice Egli singt. Das macht sie zwar "ohne Wiedererkennungswert", aber dafür trifft sie die Töne und versprüht "positive Energie". Denn das Besondere an Verena: "Wegen einer Fehlbildung ist sie auf einem Ohr taub."
Apropos positive Energie: Haben Sie das Rollschuh-Duo "Rollescos" aus Berlin gesehen? Die beiden 52 und 58 Jahre alten Akrobaten sind super in Form. Martina lässt sich von ihrem Dieter durch die Luft und um ihre eigene Achse wirbeln – das Ganze enorm schnell und in Rollschuhen. Die Jury bewundert vor allem den Bauch der wahnsinnig gut trainierten Blondine; und gewiss sind die beiden ein Vorbild, aber hey, sie sind in ihren Fünfzigern und nicht 85. Doch vor allem Bruce spricht mit den Sportlern, die seit mehr als 20 Jahren trainieren, als würden sie jede Minute das Zeitliche segnen: "Wahnsinn, diiiiieser Körper – in deeeeeeem Alter!"
"Great job, three yeses!"
Inzwischen kommen sehr viele Supertalente aus Amerika. Da ist zum einen Rick Smith aus Cleveland, der mit einfachen Karten, die er durch die Luft wirft, Obst und Gemüse halbiert, zum anderen der süße 13-jährige Merrick aus San Diego, der mit einer "really cool performance" einen "great job" macht. Der Teenie tanzt einen "sehr ausdrucksstarken Robotertanz" und packt in die Choreografie die Emotionen, die das jeweilige Lied in ihm weckt. Dafür erntet der niedliche Merrick nicht nur Standig Ovations, sondern auch "three yeses".
Am Ende wurde es dann aber noch einmal haarsträubend. Sandra Stummer und ihr Partner, Stefan Nistelberger möchten die Jury mit einer "Zusammenstellung ihrer Hobbys" überzeugen. Das Problem: Alles ist zu überladen, schlicht reizüberflutend. Das Paar aus Österreich hat eine ganz besondere Choreografie einstudiert und bestimmt hatten die beiden nur die besten Absichten, doch leider wurde die Botschaft, die sie "rüberbringen wollten", nicht verstanden. Sie lautet: Traut euch, habt Mut und Spaß an euren Hobbys, macht was mit dem Partner!
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In der Realität sah das dann so aus: Sandra sang den ersten Ton und hat damit die ganze Nummer - sofort vergeigt. Während ihr Freund mit dem Rad gar nicht mal so üble Kunststückchen vollbrachte, waren alle Augen nur noch auf sie gerichtet. Dann machte sie noch einen Kopfstand, spreizte die Beine und tanzte um einen Stuhl. Bruce fasste das Schlager-Gymnastik-"Alles zuviel"-Spektakel wie folgt zusammen: "Bei aller Liebe, bei allem Respekt - ich bin sprachlos." Und Bohlen ergänzte: "Hier soll man zeigen, was man kann", (…) und nicht, "was man nicht kann".
- "Supertalent"-Sendung vom 27. Oktober 2018