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Letzter Fall für Sibel Kekilli: "Tatort" war wie ein Schlag in die Magengrube


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Letzter Fall für Sibel Kekilli
Der "Tatort" war wie ein Schlag in die Magengrube

von Verena Maria Dittrich

Aktualisiert am 19.06.2017Lesedauer: 2 Min.
Kein Kind von Traurigkeit: Kommissar Borowski (Axel Milberg) bei der "Kieler Woche".Vergrößern des Bildes
Kein Kind von Traurigkeit: Kommissar Borowski (Axel Milberg) bei der "Kieler Woche". (Quelle: NDR/Christine Schroeder)

Roman Eggers (Mišel Matičević) umarmt seine Tochter Luisa (Lilly Barshy). Ruppig und dennoch innig drückt er sie an sich. Das Mädchen wirkt zögerlich, ihre Hände ruhen auf dem Rücken des Vaters. "Warum wirst du von der Polizei gesucht?", fragt das Kind. Roman schweigt, seine Augen driften ins Leere. Er hat zwei Menschen ermordet. Der Familienvater schaut seiner Tochter nach, die sich ängstlich aus seiner Umarmung befreit und für immer aus seinem Leben verschwindet.

Der 30. Kieler Tatort: "Borowski und das Fest des Nordens" zeichnet ein schmerzvolles Bild der menschlichen Existenz. Auf der einen Seite ist der Killer Roman, der mordend und ziellos durch Kiel streift, während das Blut an seinen Händen kaum Zeit zum Trocknen hat, auf der anderen Seite ist Hauptkommissar Borowski (Axel Milberg), der im Alkoholrausch durch den Trubel der "Kieler Woche" taumelt und sich fortwährend mit Kollegin Brandt (Sibel Kekilli) anlegt und ihre Ermittlungsmethoden infrage stellt.

Alle Charaktere, Mörder wie Polizisten wirken selbstzerstörerisch und entrückt. Wie ein Krebsgeschwür treiben sie durch die Gesellschaft und streuen Metastasen.

Ein Krimi wie ein Krebsgeschwür

Laut Axel Milberg wollte Regisseur Jan Bonny "die üblichen Krimi-Effekte und Spannungselemente vermeiden", ein Umstand, der dem Experimentalfilmer über weite Strecken hervorragend gelingt. Dass dies auch auf Kosten der standardisierten Sonntagabend-Unterhaltung geht, wird von Bonny bereitwillig in Kauf genommen.

Fast gnadenlos lassen Regisseur und Autor Markus Busch, der die Geschichte nach einer Vorlage von Henning Mankell verfasste, den Zuschauer an Romans Untergang teilhaben. Minutenlange Kameraeinstellungen und ein fast im Dogma-Stil gefilmter Plot geben dem Kieler "Tatort" eine Tiefe, deren Schonungslosigkeit dem Zuschauer einiges abverlangt.

Für Brandt-Darstellerin Sibel Kekilli ist "Borowski und das Fest des Nordens" nach sieben Jahren übrigens der letzte Einsatz. Kekilli hat sich bewusst gegen eine Abschluss-Folge entschieden. Somit entschwindet ihre Figur mit derselben Härte, deren Unterbau die Abwärtsspirale des Mörders Roman Eggers bildet.

Die Entkopplung des Miteinanders

Wie Eggers treiben Brandt und Borowski durch einen isolierten von Emotionen beherrschten Kosmos, an dessen Grenzen nur die Einsamkeit wartet. Jedes Problem entleert sich in Wut und Drogenrausch. Alkohol oder Medikamente, das Resultat ist dasselbe: die Entkopplung des Miteinanders. Ein Umstand, der einen Menschen und im Laufe der Zeit auch die Gesellschaft zersetzt.

"Am Ende sind wir alle gleich", erkennt Borowski beim Gang über einen Friedhof. Und so ist es der wortkarge Kommissar der schlussendlich den verletzten Killer am Krankenbett erlöst und ihm das Sterben ermöglicht. Ein Akt der Gnade? Ein überheblicher Eingriff in die Rechte und Pflichten der staatlichen Behörden? Selbstjustiz?

"Borowski und das Fest des Nordens" lässt viele Fragen gewollt unbeantwortet. Die Geschichte soll fordern. Ob das nun gut oder schlecht ist, liegt - wie immer - im Auge des Betrachters.

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