WDR räumt Wohngemeinschaft Aus für Kultsendung "Zimmer frei!"
Räumung der Wohngemeinschaft: "Zimmer Frei!" mit den Moderatoren Götz Alsmann und Christine Westermann verlässt nach 20 Jahren die TV-Bühne. Der WDR beendet am Sonntag nach 700 Folgen die Sendung mit einem großen Abschiedsspecial.
Götz Alsmann (59) hatte sich über die letzte Show schon so seine Gedanken gemacht. "Wir werden uns vornehmen, dass wir diesen Abend einerseits hochemotional, andererseits aber auch gefasst über die Bretter kriegen." Diesen Abend - das ist der letzte Abend, an dem er "Zimmer Frei!" moderiert, eine Show, die ihn 20 Jahre lang begleitet hat. Alsmann ahnte, was aus seinem Vorhaben werden sollte. "Mindestens 50 Prozent dieser Vorsätze werden scheitern."
Abschiedsspecial mit Prominenten
Der WDR beendet "Zimmer Frei!" nach 20 Jahren mit einem großen Abschiedsspecial, das bereits aufgezeichnet ist. So viel wurde schon bekannt: Vollkommen gefasst bringen die beiden Moderatoren Götz Alsmann und Christine Westermann (67) den Abend nicht hinter sich. Es fließen ein paar Tränen. Und auch bei vielen Zuschauern dürfte der Eindruck hängen bleiben, dass hier wohl mehr vom Bildschirm verschwindet, als eine x-beliebige Unterhaltungsshow.
Zu Gast ist nicht nur ein Prominenter, es kommen gleich mehrere: unter anderem Guido Maria Kretschmer, Mariele Millowitsch, Oliver Welke und Anne Will.
Das Konzept: Talk und Kindergeburtstag
"Zimmer Frei!" gehört zum Inventar der deutschen TV-Landschaft. Was bemerkenswert ist, denn die Mischung aus Late-Night-Show, Talk, Comedy, Spielen und Musik fand im Grunde komplett im Dritten statt. Jeweils ein Prominenter buhlte darin um ein fiktives Zimmer und wurde von den beiden Moderatoren Götz Alsmann und Christine Westermann auf seine WG-Tauglichkeit getestet - so das Konzept. Eigentlich war die Sendung aber ein Zwitter aus Talk - Westermanns Part - und Kindergeburtstag für Erwachsene - eher Alsmanns Aufgabe.
Dabei war "Zimmer Frei!" nur als Pausenfüller im Sommerloch gedacht. Wer Alsmann fragt, wie ihm die Sendung schmackhaft gemacht wurde, erhält die unverblümte Antwort: Mit Gage. "In der Lebenssituation, in der ich mich vor 20 Jahren befand, sagen Sie nicht 'Da muss ich eine Woche drüber schlafen'." Da schaue man in den Kalender und sage zu. Das Konzept habe auch nicht unschlüssig geklungen. Aber ein Renner? "Es ist eines der Konzepte, die man mit der Moderation füllen muss."
Die Moderatoren ergänzten sich perfekt
Dass "Zimmer Frei!" zum Dauerprogramm wurde, lag auch an den beiden Moderatoren, die so unterschiedlich waren und sich gerade deshalb perfekt ergänzten. Während Westermann am Tisch die Gäste behutsam ausfragte, mampfte Alsmann neben ihr das Essen und warf ab und zu launige Bemerkungen rein. Die ansonsten zurückhaltend wirkende Westermann wiederum war sich für kein noch so blödes Spiel zu fein.
Relikt aus den 90er-Jahren
Der WDR begründete das Ende damit, dass "Zeit für Neues" sei. Danach gab es ein wenig Irritationen, weil Westermann in einem "Bild am Sonntag"-Interview die Einstellung mit ihrem Alter in Verbindung brachte. Der WDR erklärte, das Ende habe man gemeinsam mit Westermann und Alsmann so entschieden. Fest steht, dass mit "Zimmer Frei!" eine der wenigen Shows geht, die dem deutschen Fernsehen noch aus den 90er Jahren übrig geblieben war. Zuletzt hatte sich ja auch "TV total" (seit 1999) mit Stefan Raab verabschiedet.
Fakten über "Zimmer frei:
- Erster Gast am 9. Juli 1996 war Karl Moik. Er war auch der erste Gast, der 15 Jahre später eine zweite Einladung erhielt.
- Wer sich alle Folgen von "Zimmer frei!" anschauen möchte, müsste sich dafür rund 30 Tage nonstop vor den Fernseher setzen.
- Der Gong, der vor und nach der Einblendung zum "Zimmer frei!"-Bilderrätsel ertönte, hat sich in 20 Jahren nie verändert. Gleiches gilt für die Türklingel und die Eröffnungsmusik.
- Das Essen wurde normalerweise von einem Koch zubereitet. Außer, ein Gast wünschte Königsberger Klopse - die machte Christine Westermann laut WDR immer selbst. Es ist eines ihrer Lieblingsrezepte.
- Vor der Sendung gab es ein Ritual. Wenn Christine Westermann die Maske betrat, folgten kurz danach zwei Gläser Kölsch. Die beiden Moderatoren stießen erstmal auf eine schöne Sendung an.
- Mehr als 14.000 Kostüme wurden bei "Zimmer frei!" in all den Jahren genutzt - und fast 1500 Bärte angeklebt.
- Die Treppe zum WG-Zimmer des Gastes hat elf Stufen. Hochgerechnet auf alle Sendungen, ist Christine Westermann damit in 20 Jahren "Zimmer frei!" 7700 Stufen hochgestiegen.
Einzelne Folgen sorgten für ziemliche Aufregung. Die Aufzeichnung mit Cherno Jobatey, damals noch ZDF-Frühmoderator, blieb über Jahre im Giftschrank, bevor sie dann doch gezeigt wurde. Die beiden Moderatoren hatten Jobatey auf die Schippe genommen, weil er in einem Interview mal über seine Legasthenie gesprochen hatte. Alsmann trug ein ABC-Pflaster, beide servierten Jobatey Buchstabensuppe. Dieser verließ wütend das Studio und kam erst nach zehn Minuten zurück.
Götz George fehlte
In all den Jahren gab es aber viele weitere bemerkenswerte Gäste. Zuletzt kam noch mal die junge Unterhaltungsriege vorbei - Jan Böhmermann, Joko Winterscheidt, Lena Meyer-Landrut. Westermann sagt, dass sie sich höchstens noch Götz George gewünscht hätte. "Als ich nach seinem Tod die Dokumentation in der ARD sah, dachte ich: Wie schön wäre das gewesen. Und zugleich wäre es unbefriedigend geblieben, weil man so ein Leben nicht in 60 Minuten packen kann."
Der Musiker Alsmann nennt als größten Star-Gast der Sendung übrigens Annette Dasch, eine Opernsängerin. "Auf der anderen Seite hatten wir auch irgendwelche Flitzpiepen mit allerkürzester Fernsehpräsenz", schränkt er ein. Die seien aber genau im Moment der Aufzeichnung eine große Nummer gewesen. So eine Hitliste könne man nicht machen. Alsmann sagt: "Fernsehen ist eine Kunst für den Sofortverzehr." Nun wird ein letztes Mal aufgetischt.
"Zimmer frei!" Abschiedsspecial, WDR, Sonntag 25. September 22.15 Uhr.