Bösem "Strizzi" auf der Spur "Tatort": Die Ösi-Cops wieder voll in ihrem Element
Kein anderes "Tatort"-Team beherrscht den Jargon und die Gepflogenheiten der Unterwelt so perfekt wie die Spürnasen aus Wien. Das haben Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Ex-Sitte-Ermittlerin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) in ihrem jüngsten Fall "Die Kunst des Krieges" erneut bewiesen.
Auch wenn der Begriff "Strizzi" für Zuhälter sogar im Duden steht: Zu hören bekommt man ihn außer im Wiener "Tatort" sonst nie. Mit eben solchen Typen bekamen es die Kommissare in ihrem jüngsten Fall zu tun.
Brutale Schlepperbande am Werk
Nachdem ein türkischer Betreiber eines illegalen Bordells und einer als Dönerbude getarnten Geldwaschanlage brutal gefoltert und ermordet wurde, ist einmal mehr der Unterwelt-Instinkt der Wiener Cops gefragt.
Hinweisgeberin der Ermittler ist zum einen die frühere "Soko Kitzbühel"-Darstellerin Kristina Sprenger als Milieu-Expertin der Polizei. Vor allem aber die Ukrainerin Victoria (Janina Rudenska), die von dem Ermordeten jahrelang zwangsprostituiert wurde. Durch sie erfahren die Kommissare, dass sie es mit einer professionell agierenden Schlepper- und Menschenhändlerbande zu tun haben, die illegal nach Österreich verschleppte Personen skrupellos ausbeutet.
Zuhälter vom alten Schlag
Auch Fellners alter Rotlicht-Spezi Inkasso-Heinzi (Simon Schwarz) hat in dem Ösi-Krimi mal wieder einen Auftritt. Durch ihn erfährt die Kommissarin, dass ein weiterer Bekannter aus ihrer Zeit bei der Sitte nun die Vorherrschaft im Milieu anstrebt und seine Konkurrenz kurzerhand "schnupfen will" (O-Ton Fellner).
Genial verkörpert wird dieser Zuhälter namens Andy Mittermeier durch Michael Fuith: Schnauzbart, Mantel mit Pelzkragen und ein fieser Blick - ein Zuhälter vom alten Schlag, ein echter Lude eben.
Zu tollpatschig und aufgesetzt
Kommissaren wie Zuschauern wird schnell klar, dass nur er hinter dem Verbrechen stecken kann, weshalb der Krimi zum Miträtseln kaum Gelegenheit bietet. Dem gewieften Gangster mit Dauer-Observation beizukommen, gestaltet sich aber zäh. Obendrein gelingt es Mittermeier fast, Eisner mit einem vergifteten Imbiss-Happen um die Ecke zu bringen - ziemlich unclever für einen derart gestandenen "Tatort"-Kommissar!
Ungeschickt ist zudem, dass Fellner die schwer gefährdete Hauptzeugin Victoria ausgerechnet in ihrer völlig ungesicherten Wohnung unterbringt, was der fast zum Verhängnis wird - zumal man das schon gefühlte einhundert Mal genau so in anderen Krimis gesehen hat.
Etwas aufgesetzt erscheint auch, dass sich Mittermeier bei seinem Machtkampf im Milieu auf die Lehre des über zweitausend Jahre alten chinesischen Werks "Die Kunst des Krieges" beruft (siehe da: der Titel des "Tatorts"). Als er Eisner mit einem Zitat daraus einzuschüchtern versucht, dürften sich - ebenso wie der Kommissar - viele TV-Zuschauer eher amüsiert statt gefürchtet haben.
Spannender Showdown, gelungene Botschaft
Angesichts des gelungenen Showdowns mit der entführten Victoria auf dem Dach eines Wiener Wohnblocks wird dieser etwas misslungene Kunstgriff aber locker wieder ausgebügelt.
Zugute zu halten ist dem Krimi auch, dass er mit dem Problem von Schlepperbanden ein hochaktuelles Thema aufgreift und im Kontrast zu den vorherrschenden Ressentiments gegen illegal hier lebende Menschen deren unglaubliches Leid vor Augen führt.