Klinikbetreiber ätzt gegen RTL Einstweilige Verfügung gegen Wallraff-Sendung
Wer das gesehen hat, hofft, nie ins Krankenhaus zu müssen. Hygienemängel, Küchendesaster, Personalmangel. Das "Team Wallraff" deckt bei RTL immer wieder Missstände in deutschen Kliniken und Pflegeheimen auf. Jetzt wehrt sich eine der Kliniken gerichtlich.
Die Enthüllungen des Team Wallraff schlagen meist hohe Wellen. Jetzt hat sich ein Klinikbetreiber gewehrt, die Hamburger Marseille-Kliniken. Das Hamburger Landgericht hat eine einstweilige Verfügung gegen den Sender ausgesprochen.
Klinikbetreiber zog vor Gericht
Es geht dabei um einen Bericht in dem RTL-Magazin "Extra", der im Dezember von RTL ausgestrahlt wurde. Darin heißt es, dass in einem Pflegeheim, das die Marseille-Klinken betreiben, die Essensrationen so knapp bemessen waren, dass die Bewohner unterernährt waren. Der Klinikbetreiber kritisiert außerdem, dass der Anschein erweckt wurde, der Verpflegungsschlüssel sei wegen der Wallraff-Reportage erhöht worden, so berichtet das Medienmagazin "DWDL".
Diese Äußerungen des Wallraff-Berichts hat nun die Pressekammer des Hamburger Landgerichts verboten.
"Verfallsdatum für Günter Wallraff"
Während man sich bei RTL noch bedeckt hält und die gerichtliche Verfügung noch nicht kommentieren möchte, zeigen sich die Marseille-Klinken sehr zufrieden. Der Vorstandsvorsitzende der Kliniken, Dieter Wopen findet jedenfalls klare Worte: "Wenn RTL, wie angekündigt, wirklich seine journalistische Kompetenz steigern möchte, sollten die Verantwortlichen erst einmal dringend die journalistische Kompetenz der 'Team Wallraff'-Reporter überprüfen."
Der 59-Jährige teilt weiter gegen Günter Wallraff und RTL aus: "Günter Wallraff war sicherlich früher einmal eine Ikone des Journalismus, doch offensichtlich unterliegt auch seine Professionalität einem Verfallsdatum. Dieser Niedergang scheint sich mit dem Tag beschleunigt zu haben, an dem Herr Wallraff sich mit dem Privatsender RTL ins Bett gelegt hat und nun zwischen 'Bauer sucht Frau' und Dschungelcamp nach Quoten giert."
Diese Generalabrechung will RTL gar nicht kommentieren, sondern das Niveau für sich sprechen lassen. Man müsse erst den Eingang der Verfügung abwarten, bevor man sich äußern und reagieren könne. "Wir wissen noch nicht, welche Sendung davon betroffen ist", sagte RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer gegenüber t-online.de. "In der Sache selbst sind wir sehr entspannt und selbstbewusst. Entsprechend angemessen werden wir nach Prüfung der Einstweiligen Verfügung reagieren."
Nicht die erste Auseinandersetzung der beiden Parteien
Der aktuelle Fall war nicht die erste juristische Auseinandersetzung. Schon im Sommer 2015 hatte das Unternehmen eine einstweilige Verfügung gegen RTL erwirkt. Dabei ging es um eine Reportage aus Großküchen. Daraufhin lieferte man sich Wortgefechte und Aufsichtsratsvorsitzender, Ulrich Marseille sollte eine Unterlassungserklärung unterzeichnen, was er nicht tat.