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Kritik zu "Tatort: Preis des Lebens": Ein Fall wie kein Anderer


Ein Fall wie kein anderer
"Tatort"-Kommissar Bootz am Abgrund

t-online, Christina Kühnel

Aktualisiert am 26.10.2015Lesedauer: 2 Min.
Kommissar Bootz (Felix Klare) geriet in "Tatort: Der Preis des Lebens" ans Ende seiner Kräfte.Vergrößern des Bildes
Kommissar Bootz (Felix Klare) geriet in "Tatort: Der Preis des Lebens" ans Ende seiner Kräfte. (Quelle: ARD)

Ein Ehepaar, das den Tod an seiner Tochter rächt - und ein Kommissar, der um das Leben seiner eigenen Tochter fürchten muss: Was war das für ein packender "Tatort"! Der neue Stuttgarter Fall "Preis des Lebens" wusste über lange Strecken zu fesseln. Nur zum Ende hin trug er zu dick auf.

Die Kommissare persönlich in ihre Fälle zu verwickeln, ist beim "Tatort" ein beliebtes Stilmittel. Ein Stilmittel, das häufig nervt - aber in diesem Fall durchaus angebracht war. Denn der Fall unter der Regie von Roland Suso Richter drehte sich um die Frage: Was ist das Leben des eigenen Kindes wert?

Für das Ehepaar Mendt, dessen Tochter Mareike vor Jahren ermordet wurde, lautete die Antwort Selbstjustiz. Die Mörder ihrer Tochter sollten ebenfalls sterben. Der verurteilte Täter Jörg Albrecht musste sofort nach seiner Haftentlassung dran glauben. Um auch den zweiten Täter Stefan Freund, der nie vor Gericht gekommen war, in ihre Finger zu bekommen, schreckten die Mendts vor nichts zurück. Nicht einmal davor, Kommissar Bootz' (Felix Klare) Tochter Maja zu entführen und sie gegebenenfalls zu ermorden, falls Bootz ihnen Freund nicht ausliefert.

Wendung vom kühlen Kommissar zum leidenden Vater

Damit stellte sich für den Ermittler nun ebenfalls die Frage nach dem Wert - oder dem Preis - des Lebens seiner Tochter. Und diese Wendung war spannend zu beobachten. Vorher gab Bootz noch den sachlich-kühlen Kommissar, der Frank Mendt darauf hinwies: "Ihr Leid erhebt Sie nicht über das Gesetz." Doch nach Majas Entführung wurde Bootz selbst zum leidenden Vater, dem Recht und Gesetz im Vergleich zum Leben seiner Tochter nur wenig zählten.

Wie Felix Klare das Leid, die Verzweiflung, die Ausweglosigkeit von Bootz wiedergab, war zunächst beeindruckend. Dahin war alle Professionalität des Kommissars, im Blick nichts als nackte Angst um das Leben seiner Tochter. Als sein Kollege Lannert (Richy Müller) ihm die regulären Abläufe ins Gedächtnis rief: "Bei jedem anderen Fall würden wir jetzt eine Großfahndung einleiten", antwortete Bootz bloß: "Aber das ist kein anderer Fall."

Holzhammermethode nervte auf Dauer

Auf Dauer allerdings nervte Bootz' völlige Verzweiflung. Von keinem seiner Kollegen wollte er sich etwas sagen lassen, immer wieder bläute der Film mit der Holzhammermethode ein: Wenn es dein Kind ist, ist alles anders. Dabei war die Botschaft längst beim Zuschauer angekommen.

Zudem wirkte das Ende zu vollgepackt, überdramatisiert und unrealistisch. Wieso konnte Bootz einfach so ins Gefängnis spazieren und Freund holen, um ihn den Mendts und damit seinem sicheren Tod auszuliefern? Der Showdown, bei dem Frank Mendt den Kommissar aufforderte, sich umzubringen, um seine Liebe für seine Tochter zu beweisen, wirkte ebenfalls ein wenig zu aufgesetzt.

Verhältnis zwischen Lannert und Bootz zerrüttet

Insgesamt aber bot der "Tatort" viel Spannung und beste Sonntagabend-Unterhaltung, die moralische Fragen aufwarf und den Zuschauer ordentlich aufwühlte. Auch der nächste Krimi aus Stuttgart dürfte spannend werden. Denn das Verhältnis zwischen den alten Kollegen Lannert und Bootz scheint nach diesem Psycho-Thriller schwer zerrüttet.

"Tatort: Der Preis des Lebens", 25. Oktober 2015, 20.15 Uhr, ARD

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