Beklemmender "Tatort" über Crystal Meth "Borowski und der Himmel über Kiel" präsentiert eine brillante Nachwuchsschauspielerin
Wer am Sonntagabend den "Tatort" einschalten will, sollte sich wappnen: Der Krimi "Borowski und der Himmel über Kiel" ist keine leichte Kost - auch für eingefleischte Krimifans. Er zeigt die Abgründe und Katastrophen auf, die eine Abhängigkeit von Crystal Meth mit sich bringt. Als brillante Nachwuchsschauspielerin präsentiert sich darin die 20-jährige Elisa Schlott, von der wir in Zukunft gerne mehr sehen wollen.
Elisa Schlott spielt im "Tatort" die hübsche blonde Rita, die Kommissar Borowski (Axel Milberg) fatal an seine Tochter Carla erinnert, von der er sich im Laufe der letzten Jahre entfremdet hat. Aus schlechtem Gewissen will er an Rita offenbar verpasste Vaterpflichten gut machen und stellt das Mädchen daher unter seinen persönlichen Schutz. Rita war nämlich einmal abhängig von Crystal Meth. Gemeinsam mit ihrem Freund Mike (Joel Basman) erlebte sie Höhenflüge und Abgründe der Drogensucht, schaffte es aber, im Gegensatz zu Mike, glücklich durch den Entzug und ist seither clean.
Die bildschöne Frau verändert sich
Jetzt ist Mike tot und im Zuge ihrer Recherche sind die Kommissare Borowski und Brandt (Sibel Kekilli) auf Rita gestoßen. Sie erleben die bildschöne, junge Frau zunächst als schüchtern, loyal und gewissenhaft. Sie liefert ihnen wichtige Details über zwei Dealer aus der Szene. Im Laufe der Geschichte geht jedoch eine Veränderung mit Rita vor. Das stille und intelligente Mädchen verwandelt sich quasi vor den Augen der Polizisten in eine unruhige, ausgelassene, fast hysterische Frau, die sich jeglichen Gesprächen sperrt. In verzweifelter Ohnmacht stellt sich Borowski die Frage: Ist Rita wieder drauf?
Körperintensives Schauspiel
Elisa Schlott überzeugt als Rita in all ihren unterschiedlichen Nuancen. Sie erzählt im dpa-Interview, wie körperintensiv das Schauspiel für diesen "Tatort" war. "Vor allem die Disco-Szene, die wir einen ganzen Tag gedreht haben, war sehr anstrengend. Denn Crystal hat Rita viel Energie gegeben, sie war hellwach, hemmungslos und fühlte sich, als könnte sie alles schaffen", sagt Schlott. "Die Drogen-Rita war viel weiter von mir selbst weg, viel mehr ins Extreme. Ich fühlte mich über meine Vorstellungskraft in sie hinein. Die zerbrechliche Rita, die mehr bei sich ist, war mehr von mir persönlich."
"Wir lernten, uns Kochsalzlösung zu spritzen"
Schlott hatte im Vorfeld des Drehs viel über Crystal Meth recherchiert und sich sogar mit einer Therapiegruppe getroffen. Sie und ihr Schauspielkollege Basman waren so sehr in ihren Rollen versunken, dass sie der Requisiteurin zustimmten, sich zu spritzen - und nicht nur so zu tun als ob. "Wir lernten das in einem Krankenhaus und waren trotzdem richtig aufgeregt, als wir uns vor der Kamera Kochsalzlösung spritzten."
Durch den "Tatort" erkenne sie in ihrem Studienort Leipzig die Crystal-Meth-Abhängigen auf der Straße. "Ich erkenne es am Gesicht, an der Haltung. Sie sind meist sehr dünn, haben unreine Haut. Wenn sie drauf sind, sind sie unruhig, als würden sie etwas suchen. Sie können stundenlang das Gleiche machen. Dieses Fanatische sehe ich ihnen an."
Ekstase und Abgrund der Drogensucht
Regisseur Christian Schwochow und Drehbuchautor Rolf Basedow dringen mit dem "Tatort: Himmel über Kiel" tief ein in die Drogenhölle und zeigen Ekstase und Abgrund der Sucht. Recherchiert wurde in Therapie-Einrichtungen im Gespräch mit Crystal-Meth-Abhängigen. Dazu Christian Schwuchow: "Das erste, was wir wissen wollten, war, was man auf Crystal erlebt. Sie erzählten uns von unglaublich sinnlichen und erregenden Erlebnissen." Die sinnlichen Erlebnisse münden im Film in drastischen Grausamkeiten, die man als Zuschauer ertragen muss.
Also, liebe Zuschauer, Nerven bewahren und unbedingt einschalten!
"Tatort: Borowski und der Himmel über Kiel", 25. Januar 2015, 20.15 Uhr, ARD